Читать книгу Tabu Liebe zum Quadrat - Ute Dombrowski - Страница 12
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Оглавление„Katja, Katja … ich bin sprachlos. Ich komme heim, um dich zu verführen und du machst mir Stress wegen der Finsch. Ich habe dir doch heute Mittag schon gesagt, ich will nichts von der. Wenn es dich beruhigt, werde ich ihr mit einer Abmahnung drohen, falls sie mir zu nahe kommt. In Ordnung? Und jetzt hör auf zu schmollen.“
Ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, griff Christian nach Katja und warf sie über seine Schulter. Lachend trug er sie die Treppe hoch und ließ sie ins Bett fallen. Nun kitzelte er sie solange, bis sie vor Lachen weinte. Dann fiel er über sie her. Hinterher war ihr sehr warm. Er pustete auf ihre heiße Haut an, sodass sie eine Gänsehaut überzog.
„Ich liebe dich, Chef. Es tut mir leid, dass ich …“
„Halt die Klappe. Ich will davon nichts mehr hören. Und nun komm, Runde zwei beginnt jetzt.“
Zärtlich bedeckte er Katja mit Küssen und seine Lippen berührten Stellen ihres Körpers, die die Gänsehaut zum Dauerzustand werden ließen. Dann setzte er sich auf und zog sie auf seinen Schoß.
Nach dem Liebesspiel schaltete Christian den Fernseher ein, den er aus seinem Haus mitgebracht und ins Schlafzimmer gestellt hatte. Sie sahen die Nachrichten, die sich bei den Schreckensmeldungen fast überschlugen. Wenn nicht die Menschen verrückte Sachen taten, dann war es das Wetter, das so manch einem in diesem Frühjahr übel mitgespielt hatte. Auch Benjamin hatte über den vielen Regen geschimpft, der nach den anfangs warmen Tagen etliche Liter Wasser täglich vom Himmel in seine Weinberge geschüttet hatte. Alle hofften auf einen warmen, angenehmen Sommer.
Endlich waren Osterferien. Katja telefonierte ein letztes Mal mit Cora vor deren Besuch. Sie wollten am Mittwoch vor Ostern kommen. Ein Gutes hatten die Ferien: Katja musste nicht mit Luises Besuch rechnen, denn die war zu einer Freundin nach Mallorca geflogen.
Katja wollte Cora und Michel ihr Haus zur Verfügung stellen und war am ersten Ferienmontag dabei, ein paar Sachen zu packen, die sie bei Christian brauchte. Der saß gerade zuhause am Schreibtisch über seinen Flugunterlagen. Morgen früh würde er das erste Mal am Steuerknüppel des Helikopters sitzen. Die ersten beiden Male war er Co-Pilot gewesen und hatte aufmerksam jeden Handgriff des Piloten verfolgt und seinen Ausführungen gelauscht. Nun wollte er selbst fliegen. Er fühlte sich sehr gut.
Katja würde vor Angst vergehen, aber sie hatte nichts gesagt. Er wusste, wie sie sich fühlte und war stolz auf sie, dass sie seinen begeisterten Worten zugehört und ihm viel Erfolg gewünscht hatte.
Sie hatte sich nicht anmerken lassen, wie es ihr wirklich ging. Katja setzte sich auf die Bettkante und betrachtete das Hochzeitsbild. Dann nahm sie das Glas in die Hand und dachte an Daniel.
„Ach, Schatz, wenn du wüsstest, wie mies ich mich fühle. Einerseits gönne ich Christian seine Fliegerei, aber andererseits würde ich es ihm am liebsten verbieten. Nur dann würde ich ihn verlieren. Das will ich nicht. Morgen fliegt er das erste Mal selbst. Ich habe riesige Angst um ihn. Du verstehst das, oder? Bitte sei bei mir und hilf mir, das zu überstehen. Am liebsten würde ich weglaufen, aber ich habe versprochen, nicht mehr so einen Blödsinn zu machen. Gott sei Dank kommen Cora und Michel am Mittwoch und lenken mich ab.“
Sie seufzte. Dann zog Katja den Reißverschluss der Tasche zu und stellte sie vor die Tür. Nun bezog sie die Betten und stellte das Glas ins Regal. Sie klappte das Fenster an und stieg die Treppe hinunter. Ihr letzter Blick wanderte durch die aufgeräumte Küche und in den Kühlschrank. Alles war bereit. Frühstücken würden sie abwechselnd hier oder bei Christian. Katja nickte und lief zu ihm.
Christian saß noch immer am Schreibtisch. Er erhob sich und trug ihre Tasche in den Schlafbereich. Katja wollte auspacken, aber er nahm sie in den Arm und schob sie zum Bett.
„He, es ist Mittag. Was hast du vor?“
Katjas Herz schlug jedesmal bis zum Hals, wenn er sie so erregt berührte. Christian antwortete nicht, sondern zog sie hastig aus. Auch er selbst entkleidete sich eilig, was Katja vom Bett aus fasziniert beobachtete. Dann kam er zu ihr und liebte sie sanft. Sie streckte sich lang aus und ließ sich verwöhnen.
Katja blieb an seiner erhitzten Schulter liegen. Sie war gerade sehr glücklich: Luise war seit gestern fort, Verena war in den Ferien und sie liebte Christian von ganzem Herzen. Es wurde nur düster in ihr, wenn sie ans Fliegen dachte. Dagegen konnte sie nichts tun. Aber sie spielte die Entspannte. Er ahnte sicher, dass es furchtbar für sie war, doch ganz tief in die Seele ließ sie ihn dann doch nicht schauen.
Danach nahm sich Katja ein Buch und setzte sich in die Sonne am Fenster. Sie las und Christian lernte. Am Abend schliefen sie eng umschlungen ein.
„Guten Morgen, mein Engel“, weckte er sie um sieben Uhr. „Wollen wir noch zusammen frühstücken, ehe ich losfahre?“
Katja setzte sich auf, rieb sich die Augen, nickte schweigend und ging ins Bad.
Am Frühstückstisch gab sie sich betont fröhlich und wünschte ihm viel Spaß, als er ins Auto stieg. Sie winkte ihm noch und ging ins Haus. Dort setzte sie sich ans Fenster und weinte.
Katja nahm das Telefon und wählte Beas Nummer. Dann fiel ihr ein, dass Bea und Hannes ein paar Tage weggefahren waren. Sie wollte Cora anrufen, aber die würde ja in zwei Tagen kommen. Also ließe sie es. Um sich abzulenken, lief sie zum Weingut. Benjamin freute sich, sie zu sehen. Katja fragte, ob er etwas für sie zu tun hatte.
Aha, dachte er sich. Christian fliegt heute und Katja muss sich ablenken. Er schickte sie ins Büro. Dort waren die Bestellungen der letzten Tage in den Computer einzugeben. Katja sah ihn dankbar an, hauptsächlich dafür, dass er nicht fragte, was los war.
Am Mittag bestellten sie sich Pizza. Benjamin fuhr in die Weinberge und Katja übernahm den Dienst in der Vinothek. Die Kunden freuten sich, unterhielten sich mit ihr und so verging die Zeit wie im Fluge. Am Abend war auch Benjamin wieder zurück und sie schlossen die Vinothek, um sich unter die Kastanie zu setzen.
„Wann kommt Christian wieder? Morgen Abend?“
Katja nickte. Sie saßen eine Weile schweigend unter dem Baum und hingen ihren Gedanken nach. Benjamin überlegte, ob er an Christians Stelle ihr zuliebe das Fliegen gelassen hätte, aber er wusste es nicht genau. Katja grübelte darüber nach, ob sie das ein ganzes Leben lang aushalten würde, wenn Christian ständig weg war und sie vor Angst nicht klar denken konnte. Die zwei Tage waren schon schlimm genug. Christian wäre die gesamten Ferien geflogen, hatte aber wegen Katja nur zwei Tage die Woche geplant. Das war der Kompromiss, den sie gefunden hatten.
Benjamin nahm Katjas Hand.
„Dass du dir Sorgen machst, ist verständlich. Ich an seiner Stelle hätte vielleicht darauf verzichtet. Christian kann das nicht.“
„Ich weiß, er hat mich gebeten, ihn nie vor die Wahl zu stellen. Wir werden jedes Mal wieder Kompromisse finden müssen. Ich habe heute früh gute Miene zum bösen Spiel gemacht, aber ich weiß nicht, ob ich das immer kann. Die Angst zerreißt mich fast. Ich weiß, es ist relativ unwahrscheinlich, dass in meinem Umfeld zweimal so etwas Schreckliches passiert. Aber die Angst bleibt.“
Benjamin legte den Arm um sie und zog sie an sich. Katja lehnte sich an seine Schulter. Stille Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie zitterte unmerklich, aber Benjamin spürte es wie Erschütterungen in seinem eigenen Herzen. Als Katja ihn tränenüberströmt ansah, atmete er tief durch und seine Lippen berührten ihre ganz vorsichtig. Katja war erschrocken und wollte sich zurückziehen. Aber irgendetwas in ihr hinderte sie an der klugen Entscheidung und sie gab sich Benjamins Kuss hin.
Dann kam Benjamin zur Besinnung. Sanft schob er sie von sich und rückte ein Stück weg. Auch bei Katja hatte der Verstand sich wieder eingeschaltet.
„Oh nein, das dürfen wir nicht tun. Nie wieder!“
Sie stand auf und lief mit schlechtem Gewissen heim in Christians Haus. Ihr Kopf war leer, sie wusste nur, dass es ihr gutgetan hatte, jemanden zu finden, der sie verstand und ihre Ängste ernst nahm. Trotzdem durfte das nie wieder passieren. Es war ein Ausrutscher. Sie hatte den Kuss verdrängt, bevor Christian am Abend zurück war. Der war sehr froh, wieder bei ihr zu sein.
Beim Fliegen, was ihm sehr viel Spaß gemacht hatte, konnte er ihr trauriges Gesicht mit den vor Angst geweiteten Augen nicht vergessen und er hatte sich gefragt, ob es das alles wert war. Eine Entscheidung dazu hatte er vertagt.