Читать книгу Lady Godiva auf der Suche nach ihrem entlaufenen Pferd - Ute Ebeil-Nehcam - Страница 5

Der Pool

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Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich schwimmen gelernt habe. Es muss schon im Baby-Alter gewesen sein. Eine regelrechte Wassernixe bin ich sehr bald geworden. Übermütig in unserem Pool planschend und tauchend habe ich kleiner Nackedei so manches Kindermädchen zur Verzweiflung gebracht.

Gern nutze ich, inzwischen 10 Jahre alt, auch an kalten Tagen Pool und Außendusche. Mein Papi scheint eher ein Warmduscher zu sein und sieht kopfschüttelnd zu, wie ich bei 10 bis 14 Grad Wassertemperatur meine Runden drehe und ihn erfolglos animiere reinzuspringen.

Eine neue Macke entwickelt sich in meinem knapp 12-jährigem Kopf: „Eisbaden“! Das ist doch etwas, was mir so schnell keiner nachmacht und mir Anerkennung verschafft. Kaltes Wasser tut ja auch nicht richtig weh. Und es bedeutet ja nicht unbedingt, in Eiswasser zu schwimmen. Temperaturen von 5 oder 6 Grad sind, so kann man heutzutage im Internet nachlesen, für Eisbade-Aktivitäten das Richtige. Schwimmen ist dabei nicht nötig, tauchen mit dem Kopf unter Wasser erst recht nicht, drei bis vier Minuten bis zum Hals eintauchen, aufrecht rumgehen oder mehrmals im Wasser hüpfen ist mein Ding …

Dieses Kaltwasserbad habe ich mir zur Gewohnheit gemacht, ist, im Nachhinein als 31-Jährige gesehen, passend zu meiner masochistischen Ader einzuordnen. Im eiskalten Wasser baden tue ich noch heute gern, entweder bei Papa im Pool oder am Neujahrstag auf Sylt zum Beispiel. Gemeinsam mit hundert anderen Anti-Weicheiern männlichen und weiblichen Geschlechts; nackt ohne störenden Badeanzug, wie es bei so einem Event zumindest für mich eine Selbstverständlichkeit ist.

Schon in der 7. Klasse im Gymnasium, ich bin etwa 13 Jahre, ist mein morgendliches Bad eine hervorragende Erfrischung, ohne die ich im Unterricht einschlafen könnte. Im Sommer als auch im Winter. Nur eine allzu dicke Eisschicht hindert mich am Baden, weil ich einfach zu faul bin, ein Loch in die Eisdecke zu schlagen.

Zurück zum Sommer. Unser Pool ist kaum einsehbar, und so bin ich immer unbefangen meist ohne Bikini oder gar einteiligen Badeanzug im Wasser oder auf der Sonnenliege. Wenn Nachbarn mich beobachten wollen, müssen sie auf ihr Dach steigen. Und von der Straße ist der Pool überhaupt nicht einzusehen. Auch Besucher haben hinterm Haus nichts verloren. Ich will schließlich alles andere, als Papis Geschäftspartner vergraulen oder einen Anhänger der „Zeugen Jehovas“ erschrecken.

Nur wenn ich mit Freundinnen oder Freunden aus der Schule oder aus der Nachbarschaft im Wasser und im Garten tobe, ist ein Bikini angezeigt. Logisch, dass mein Bikini in späteren Jahren, spätestens ab dem Pubertätsalter, als mein Interesse am anderen Geschlecht ermuntert ist, mit knappem Schnitt weniger zum Verhüllen dient, sondern im Gegenteil meine Kurven, meinen sexy Körper, zeigen soll.

Eine Geschichte mit den selbst entworfenen Bade-Klamotten, die meine provozierend-eindeutige Bums-Bereitschaft kundtun, gehört hier nicht hin, ist für das Kapitel zu unserem Pool und meinen im Tagebuch notierten Kindheits-Erinnerungen unpassend, zu unanständig, zu schamlos, zu frivol. Ich erzähle sie trotzdem! Später, wenn die Zeit reif ist, und ich selbst es auch bin: „Reif!“

Die Story über unseren Pool ist etwas kurz geraten, und es fehlen zwangsläufig, weil ich sie zeitlich in die richtige Reihenfolge einordnen will, sexuelle Aktivitäten. Doch da unser Pool eine derart zentrale Bedeutung in meinem Leben hat, erachte ich es als wichtig, ihn zu erwähnen und ihm, dem Pool, das zu geben, was er verdient: Ein eigenes Kapitel!

Lady Godiva auf der Suche nach ihrem entlaufenen Pferd

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