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Herbst

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Die Tage werden kürzer, die Blumen sind verblüht, eine merkwürdig gemischte Stimmung zieht ein: Die bunten Blätter an den Bäumen malen Farben in die triste Natur und in die müde Seele und machen wohlig melancholisch. Die leeren Zweige erinnern zugleich an die (eigene) Vergänglichkeit und machen traurig.

Herbst, die Zeit der Besinnlichkeit, der Sammlung und des Erinnerns. Mit einer dampfenden Tasse Tee vor dem Kaminfeuer lasse ich die Gedanken schweifen.

Mir fällt eine Begegnung ein. Ein Mann um die 50 spricht mich an. Wir kennen uns nur flüchtig vom Sehen, doch er erzählt ohne Umschweife aus seinem Leben. Er muss etwas loswerden. Die vergangenen Monate waren schwer. Bei einer Routineuntersuchung hat ihn die Diagnose ereilt: Krebs. Operation, Bestrahlung, Chemotherapie lagen hinter ihm. Zeiten des Hoffens, Zeiten der Verzweiflung, dann die Genesung – und zugleich die Befürchtung: Sind da vielleicht doch noch Metastasen?

„Man denkt viel über den Tod nach in so einer Zeit. Und da habe ich eine Frage“, er sieht mich etwas unsicher an, reibt die Fingerspitzen aneinander. „Was mich umtreibt – ich bin Atheist, wissen Sie –, was mich umtreibt, ist die Frage: Sterben Christen anders?“

Wir reden lange miteinander. Meine Antwort geht in zwei Richtungen: Sterben heißt Abschied nehmen. Ob Christ oder Atheist, wer „sein Haus aufgeräumt hat“, der kann leichter gehen. Wer das klärende Gespräch gesucht, die vergebenden Worte gefunden und den Nachlass geregelt hat, der kann loslassen. Wer etwas Sinnvolles getan hat in seinem Leben, der kann mit Stolz zurückblicken und in Frieden ziehen. Wer dagegen ein ungeregeltes, sinnloses Chaos zurück lässt, auf verpasste Chancen und ungenutzte Gelegenheiten sieht, dem fällt es ungleich schwerer, zu gehen. Den Abschied kann man vorbereiten.

Sterben heißt auch Ankommen. Wohin gehen wir, wenn wir sterben? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wie sieht „der Himmel“ aus? Das sind Fragen, über die die Menschheit zu allen Zeiten und in allen Kulturen nachgedacht hat. Die Antworten sind verschieden.

Hier gilt tatsächlich: Christen sterben anders als Atheisten. Christen wissen, wohin sie gehen. Sie glauben an ein Leben nach dem Tod, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Und die an ihn glauben, denen verspricht er das ewige Leben. Das ist eine lebendige Hoffnung, die auch und gerade im Sterben Bestand hat.

In meinem Gesprächspartner keimt sichtbar etwas von dieser Hoffnung auf. „Kann das auch für mich gelten?“ „Natürlich“, ermutige ich ihn, „Christ muss man nicht sein, Christ kann man werden. Und schon viele Menschen haben durch eine Krankheit den Anstoß dazu bekommen.“

Herbst. Zeit, um über Fragen des Lebens und des Sterbens nachzudenken. Wann, wenn nicht jetzt?

Ich bin dafür!

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