Читать книгу Heartbeat - Valea Summer - Страница 6
ОглавлениеProlog
Ich lief. Mein Herz sprang mir gegen die Rippen. Die Lungen waren zum Bersten gespannt. Trotzdem blieb ich nicht stehen. Ich lief weiter. Immer weiter, bis die Beine unter mir nachgaben und ich zu Boden sank. Da war nichts. Nichts außer Dunkelheit. Ich saß fest in einem Raum, wo man weder ein Oben noch ein Unten ausmachen konnte. Überall war diese unerträgliche Schwärze.
Keine Ahnung, wie lange ich schon herumirrte und versuchte, einen Ausgang zu finden. Mein Zeitgefühl war mir abhandengekommen, genauso wie die Orientierung. Verzweifelt stützte ich mich mit den Händen auf den Boden auf. Tränen kullerten heiß über meine Wangen und tropften ins Endlose. Was sollte ich tun? Wie sollte ich hier rauskommen?
Ich konnte sie hören, die leisen Stimmen, die aus weiter Ferne kamen. Meine Familie war da. Sie hatten Angst und machten sich Sorgen. So gern würde ich ihnen sagen, dass alles in Ordnung war. Dass es mir gut ging. Aber das konnte ich nicht. Nicht, solange ich hier in der Dunkelheit gefangen war. Krampfhaft bemühte ich mich, meinen Eltern ein Zeichen zu geben. Doch so sehr ich mich auch bemühte, das Nichts schloss mich ein. Es drückte mich mit seinen Pranken nieder, bis ich nicht mehr atmen konnte. Ich gehörte ihr.
Schmerzhafte Schluchzer entrangen sich meiner Kehle und brachten meine Brust zum Beben. Sollte ich aufgeben? War es das, was die Dunkelheit wollte? Nein! Ich hatte im Leben bislang noch nie aufgegeben und ich würde jetzt nicht damit anfangen. Ich wollte kämpfen und einen Ausweg finden. Nur wo sollte ich anfangen? Es gab weder ein Ende noch einen Anfang.
Hoffnungslos schaute ich mich um. Salzige Flüssigkeit verschleierte mir die Sicht. Was dachte ich zu sehen? Eine Ewigkeit hatte ich nichts Anderes gesehen. Vor Angst, nie wieder hinauszufinden, schrie ich mir die Lunge aus dem Leib. Ich wollte nicht länger hier sein. Ich wollte zu meiner Familie. Sie sollten mich in die Arme nehmen und nicht mehr loslassen. Ich ertrug es nicht. Ich war nicht stark genug, um gegen die eiserne Schwärze anzukämpfen.
Im Augenblick höchster Verzweiflung drang eine wunderschöne Melodie zu mir hindurch. Ihr Klang war sanft und traurig. Die Töne hüllten meinen Körper ein wie ein Schleier aus unzähligen Noten. Tief schlich sie sich in mein Herz, das sich dadurch zu beruhigen schien. Ich schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht würde mich die Melodie hinausführen. Ich musste nur daran glauben.
Neuen Mutes erhob ich mich und schloss meine Augen. Ich konzentrierte mich nur auf den Klang der Melodie. Er würde mich leiten. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit noch immer keinen Weg gefunden hatte, blieb ich stehen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, als würde ich in den Himmel schauen.
»Wohin soll ich gehen?«
Tränen rannen mir erneut übers Gesicht und benetzten meine rauen Lippen.
»Bitte. Ich weiß nicht mehr weiter.« Flehend brachte ich die Worte hervor, ehe meine Stimme versagte.
Wie aus dem Nichts war sie da. Sie kam von überall. Diese weiche Stimme, die voller Traurigkeit war und mir das Herz zu zerbrechen drohte. Sie sang zur Melodie. Ich wollte nicht, dass der Sänger litt, stattdessen wollte ich ihn in meine Arme nehmen und trösten. Niemand durfte so leiden.
Innerhalb eines Herzschlages begann etwas vor meinen Augen zu schimmern. Das Schimmern wurde mit jedem Atemzug greller, sodass ich die Augen abschirmen musste, um etwas zu erkennen. Warmes Licht pulsierte in meinem Sichtfeld. Es war das erste Mal seit einer Ewigkeit, dass ich Licht sah. Ohne zu zögern, ging ich darauf zu. Wärme legte sich auf meine Haut und erfüllte mich mit Glückseligkeit.