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Pichler, Caroline von, geb. Greiner
ОглавлениеGeb. zu Wien am 7. Sept. 1769, gestorben daselbst am 9. Juli 1843. Fruchtbare und vielgelesene Schriftstellerin.
Gleichnisse (1800). – Idyllen (1803). – Lenore, 2 Bde. (1804). – Ruth (1805). – Olivier (1812). – Agathokles. – Die Nebenbuhler, 2 Bde. (1821). – Die Belagerung Wiens, 3 Bde. (1824). – Die Schweden vor Prag (1827). – Die Wiedereroberung von Ofen, 2 Bde. (1829). – Friedrich der Streitbare, 4 Bde. (1831). – Zeitbilder, 2 Bde. (1840). – Sämmtliche Werke, 60 Bde. (1820 bis 1845).
Es erscheint bemerkenswerth, daß die beiden hier mitgetheilten Briefchen dieser Dame, obgleich zwei volle Jahre zwischen dem zweiten und ersten liegen, bis auf die Verschiedenheit des Ausdrucks, einen und denselben Inhalt haben. Man sieht, wie mächtig die von ihr geschilderte Wirkung gewesen sein muß, daß sie so unverändert blieb.
I
Wien, 10t. May 1828.
Sie gedenken meiner freundlich, und zuweilen bringt ein Reisender mir ein Zeichen dieser Erinnerung. So auch Prf. Ranke im vorigen Herbst. Gern hätte ich gleich geantwortet, aber ich ehre Ihre Muße zu sehr, an welche ganz Deutschland hoffnungsvolle Ansprüche macht. Wenn aber ein Freund durch Dresden geht, und Sie ohnedieß aufsucht, so gebe ich ihm ein Blättchen mit, das mich in Ihr Gedächtniß ruft. Baron Maltiz, ein junger Mann von seltnem Talent, und noch seltenerer gediegener classischer Bildung bringt Ihnen dieß, und wird Ihnen mündlich mehr von uns allen hier in Wien sagen.
Einen köstlichen Genuß hat mir Ihre Erzählung: Der Gelehrte gewährt – dieß Leben, diese Wahrheit, diese höhere Natur des guten Professors, welche alle seine Pedanterie nicht verstecken kann, und die es begreiflich macht, daß man sich in ihn verlieben kann! Nehmen Sie meinen wärmsten Dank und mit ihm den Dank des Freundekreises, der sich nebst mir daran erfreut. Was haben wir aber von dem Aufruhr in den Cevennen zu erwarten? Wie Tantalus steht die lesende und bewundernde Welt vor dem reichen Quell, der vor ihren Augen sich in die Erde verliert, ohne zu wissen ob und wo er wieder hervorbrechen wird? Vielleicht bringt Maltiz uns Hoffnungen, die Sie ihm geben.
Mit der ausgezeichnetsten Achtung
Ihre
Pichler.
II
Wien, 21. Junius 1830.
Frau v. Schlegel, meine sehr theure Freundin, kommt nach Dresden, sie wird Sie sehen, und ich kann es mir nicht versagen, Ihnen durch sie ein Paar Zeilen zu senden. Sie sollen Ihnen sagen, wie sehr mich jedesmahl Ihre gütige Erinnerung, Ihre freundliche Theilnahme erfreut hat, wenn mir ein Gruß, eine ehrenvolle Meinung von Ihnen wurde, und sie sollen Ihnen für so manche schöne Stunden danken, die Ihre neuesten Arbeiten mir gewährt. Leider sind wir alle durch die Eine derselben – gerade die wichtigste (den Cevennenkrieg) tantalisirt werden – und kaum wage ich zu hoffen, daß unsre Erwartungen je erfüllt werden! Für eine kleine Erzählung aber, die ich schon oft und jedesmahl mit neuem Antheil gelesen habe, nehmen Sie ganz besonders meinen Dank, für den Gelehrten. – Wenige Gedichte haben mich in so beschränkter Form, bey so einfachem Gange, mit so natürlichen Verhältnissen und Characteren, wobei Jeder glaubt, sie kennen und unter seinen Bekannten nachweisen zu müssen – so lebhaft und tief zugleich angesprochen. Mir ist, ich wäre zu Hause unter diesen Menschen, und gar so erfreulich und erhebend blickt durch die ängstliche pedantische Hülle des Professors der höhere edle Geist durch, der in einer andern Entfaltung etwas recht Glänzendes und Großes hätte werden können. – Doch ich sage Ihnen Dinge, die Sie selbst wissen, die Andre Ihnen hundertmahl gesagt haben; Dinge die vielleicht auch nur in meiner Ansicht liegen – denn das wird Ihnen wohl auch schon begegnet seyn, daß die Leser Ansichten und Begriffe in Ihre Dichtungen hinein bringen, von denen Sie selbst nichts wußten, die Sie nicht hineingelegt – das ist wohl ein allgemeines Loos.
Leben Sie nun recht wohl, und empfangen Sie die Versicherung der höchsten Achtung von
Ihrer
ergebensten
C. Pichler.