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Raßmann, Christian Friedrich

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Geb. den 3. Mai 1772, gestorben den 9. April 1831.

Die von ihm verfaßten Schriften sind sehr zahlreich. Meistentheils sind es Sammelwerke verschiedenartigsten Inhaltes, die Umsicht, Kenntniß und gewissenhaften Fleiß an den Tag legen.

Handwörterbuch verstorbener deutscher Dichter von 1137 bis 1824 – Kurzgefaßtes Lexikon deutscher pseudonymer Schriftsteller – Sonette der Deutschen – Triolette – Pantheon der Tonkünstler – und viele andere. – Auch Mancherlei eigene Poesieen. —

Er war gewissermaßen ein Vorläufer solcher hochverdienter Männer wie z. B. Gödeke; und wenn seine vielfach beschränkten und mangelhaften Bestrebungen auch nicht im Entferntesten hinanreichen an dessen immense Leistungen, so muß man ihm doch, seine Zeit und hauptsächlich seine gedrückten Verhältnisse im Auge, zugestehen, daß er tüchtig, redlich, unverdrossen gearbeitet hat, während er leider oft mit dem Hunger kämpfte. Er war der Sohn des gräflichen Stollberg’schen Bibliothekars in Wernigerode, wurde nach zurückgelegten Universitätsjahren Lehrer an der Marienschule zu Halberstadt, und gab diese, allerdings dürftige Stellung auf, um in seiner Vaterstadt von der Schriftstellerei zu leben, – die ihm dann, wie ach! so vielen ihrer Jünger, das Nöthigste versagte. Er kam aus Noth und Mangel nicht heraus. Uns sind Fälle bekannt, wo er ihm unentbehrliche schriftliche Zusendungen uneröffnet zurückgeben lassen mußte, weil er – die paar Groschen Postgeld nicht aufzutreiben vermochte.

Leidend und niedergebeugt wehrte er sich, so weit er konnte, durch rege Thätigkeit bis an’s Ende, und verfiel niemals – wie so mancher seiner Mitbrüder – auf das verächtliche Auskunftsmittel, seine Feder in Gift zu tauchen, damit Furcht, Eitelkeit oder Bosheit sie erkaufen möchten.

Deshalb bleibe das Andenken des armen Mannes in Ehren!

Sestine

Wer säumt, die herbe Schlehe hinzugeben,

Wird ihm die süße Traube dargeboten?

So tauschen heißt fürwahr, ein Fest begehen. —

Auch mir ist solch ein schönes Loos gefallen:

Drum laß’ ich jetzt die Lust, die nektarreiche,

Durch der Sestine Echopforten ziehen.


Wohl manches Jahr sah ich vorüberziehen,

Seit ich antiker Dichtung mich ergeben!

Nur Hellas Rhythmus konnte mir gefallen,

Der Mythen Sprache, ha! die bilderreiche;

Mit Sprea’s Schwan, der mir den Gruß geboten,

Mocht’ ich so gern im Tempel mich ergehen.


Doch endlich sollte diese Nacht vergehen,

Herauf ein helles Morgenroth mir ziehen,

Vom Auge sollten mir die Schuppen fallen,

Des argen Wahnes sollt’ ich mich begeben,

Daß Poesie die höchste Stuf’ erreiche,

Wenn Griechheit drin die Kräfte aufgeboten.


Dich sah ich, Tieck, den leichtbeschwingten Boten

Aus Südens Zone, der Romantik Reiche,

Im blüthenvollen Frühlingswalde gehen:

Da lag mir das Antike schnell zerfallen!

Mit Dir, mit Dir mußt’ ich den Wald durchziehen,

Und Deines Liedes Zauber mich ergeben.


O, könnt’ ich halb den Ton nur wiedergeben,

Den Ton, geschaffen, tief ins Herz zu gehen,

Den Du im „Octavianus“ ließest fallen!

Der Märchenwelt, der herrisch Du geboten,

O könnt’ ich meine Muse ihr erziehen,

Aufschließen Wunder in dem Wunderreiche!


Umsonst! ich bin nicht mehr der Jugendreiche,

Dem Irrlicht hab’ ich meinen Lenz gegeben!

Die Furche naht, die Stirn mir zu beziehen,

Die Locke will zur Bleichung übergehen.

Dir nachzujagen ist mir drum verboten;

Mein Schloß der Phantasie steht fast verfallen.


So oft des Lenzes Boten aber ziehen,

Und Blüthen fallen, will zum Wald’ ich gehen,

Und Deine reiche Dichtung neu mir geben.


Friedrich Raßmann.

Briefe an Ludwig Tieck 3

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