Читать книгу Tote Models nerven nur - Vera Nentwich - Страница 7

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IV

»Oh Gott, was haben Sie getan!«

Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier gestanden habe. Erschrocken drehe ich mich um. Eine ältere Frau starrt mich an und kramt hastig nach ihrem Handy. Ihr Rehpinscher zerrt laut kläffend an seiner Leine.

»Kommen Sie mir nicht zu nahe!« Die Frau ist nahezu hysterisch. Mit zitternden Fingern tippt sie auf ihrem Handy, während ich die kläffende Miniausgabe eines Hundes zu umgehen versuche. Das Wasser tropft von meinen nassen Ärmeln auf den Boden vor mir. Ja, einen Krankenwagen brauchen wir.

»Sagen Sie ihnen, sie atmet nicht mehr«, empfehle ich der Frau. »Oh Gott«, antwortet diese nur, während sie das Handy ans Ohr presst.

»Kommen Sie schnell«, höre ich sie sagen. »Hier liegt eine Frau tot im Teich und die Mörderin ist noch da.«

Hey, was sagt sie da? Nein, das ist ein Irrtum.

»Moment mal«, versuche ich zu intervenieren und mache einen Schritt auf sie zu.

»Bleiben Sie weg von mir!« Ihre Stimme ist schrill und der Hund bellt so laut, dass man befürchten muss, er bekommt gleich einen Herzinfarkt. »Ja, kommen Sie schnell«, kreischt sie ins Telefon.

»Die Polizei kommt gleich. Sie wird sie kriegen.«

Hat diese olle Tusse sie noch alle? Aber ich muss zugeben, der Eindruck ist nachvollziehbar. Ich habe mich über Judith gebeugt und die liegt da leblos im Teich. Man könnte daraus den Schluss ziehen, ich hätte sie ermordet. Er ist sogar recht naheliegend. Mist, das ist nicht gut. Aber die Polizei wird das schon verstehen, wenn ich ihnen den Sachverhalt schildere. Wird sie? Je mehr ich mir selbst die Tatsachen vor Augen führe, desto unsicherer werde ich. Vielleicht wird sie es auch nicht. Plötzlich sehe ich mich in Handschellen abgeführt und als Mörderin verdächtigt. Nein, das ist kein schönes Bild. Gar kein schönes Bild. Ich muss hier weg. Sofort. Hektisch greife ich nach meinem Fahrrad.

»Sorry, aber ich muss weg«, rufe ich der angsterfüllt starrenden Dame entgegen. Sie macht eine kurze Bewegung, die ihr Pinscher nutzt, um sich loszureißen. Er stürmt auf mich zu. Ich schwinge mich aufs Fahrrad und trete in die Pedale. Die Frau versucht, sich mir in den Weg zu stellen.

»Buh!«, mache ich und sie stolpert ängstlich zurück. Nicht dass sie auch noch stürzt und sich einen Oberschenkelhalsbruch holt. Dann bin ich nicht nur eine Mörderin, sondern foltere auch noch alte Damen. Ich gebe alles, was der untrainierte Körper hergibt. Irgendwann wird das Bellen des Hundes leiser und ich strampele weiter die Stadionstraße entlang.

Tote Models nerven nur

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