Читать книгу Mut zum Rollentausch - Verena Florian - Страница 7
METHODE
ОглавлениеDas Herzstück dieses Buches sind Zitate aus über fünfzig Interviews mit Frauen in Führungspositionen und Männern in Väterkarenz.
Als gelernte Historikerin (Mag.a phil., Universität Graz) bin ich mit der Methode der Oral History, der mündlichen Geschichte, vertraut. Im Wesentlichen besteht sie aus der Führung von Interviews mit Menschen aus bestimmten Bereichen, die für die Untersuchung von Interesse sind. Das Gesagte wurde transkribiert und nicht wesentlich überarbeitet, so dass die aufgeschriebenen Erzählungen sehr authentisch sind. Es ist die Absicht dieses Buches, Menschen zu Wort kommen zu lassen, die etwas tun, was immer noch ungewöhnlich, aber von gesellschaftlichem Interesse ist. Denn wenn mehr Menschen den Mut hätten, Ungewöhnliches zu tun, gäbe es mehr Gleichberechtigung in dieser Gesellschaft, so meine These.
Von November 2016 an führte ich dreißig Interviews mit Frauen in Führungspositionen, der zweiten Managementebene, mit Vorständinnen und Vorstandsvorsitzenden oder Unternehmerinnen. Es waren Frauen darunter, die schon Ministerinnenposten innehatten. Ihr Wunsch, anonym zu bleiben, brachte es mit sich, dass ihre Kurzbiografien zum Teil nur sehr allgemein gehalten werden konnten. Denn in manchen Branchen gibt es so wenige Frauen in Führungspositionen, dass sie bei näheren Angaben gleich erkennbar wären. Deshalb werden alle Frauen aus der Finanzwirtschaft, deren Zitate anonym bleiben sollen, als Vorständinnen beschrieben, obwohl zwei von ihnen Vorstandsvorsitzende sind.
Die Hälfte der Frauen, die ich interviewt habe, sind selbstständige Unternehmerinnen. Das Alter der Frauen liegt zwischen Mitte zwanzig und siebzig Jahren.
Es war die leichtere Übung, Interviews von Frauen in Führungspositionen für dieses Projekt zu bekommen. Ich erhielt nur Zusagen. Zwar wurde das Treffen in den übervollen Terminkalendern von den Assistentinnen manchmal mehrfach verschoben, aber immer kam es zustande. Ich bin den Interviewpartnerinnen sehr dankbar, dass sie mir oft mehr als geplant von ihrer kostbaren Zeit schenkten. Den Frauen war es offensichtlich wichtig, die mit ihrer Rolle als weibliche Führungspersönlichkeiten verbundenen Erfahrungen weiterzugeben.
Nicht so einfach war es, Männer zu finden, die schon einmal in Väterkarenz gegangen waren. Einige der Frauen, die ich interviewt hatte und deren Männer in Väterkarenz gegangen waren, wollten mir diese mit dem Hinweis, ihre Privatsphäre wahren zu wollen, nicht für ein Interview vermitteln. Grundsätzlich hatte ich bei den Vätern den Eindruck, dass sie sich freuten und sogar richtig stolz waren, von ihren Erfahrungen als Vater in Karenz berichten zu können.
Ergänzt werden die Erzählungen der Frauen und Männer mit vielen statistischen Quellen, vor allem von der Statistik Austria, für internationale Vergleiche von Eurostat, dem europäischen Pendant zur Statistik Austria, und von der OECD.
Die Reihenfolge der Kapitel ergibt sich aus der Gewichtung, die die Frauen und Männer den Themen beimaßen. So kommt es, dass zum Beispiel dem Willen der Frauen zur Unabhängigkeit und dem Thema „Traut euch“ breiter Raum gegeben wird. Tatsächlich sprachen alle Interviewpartnerinnen darüber, dass Frauen im beruflichen Kontext mehr Mut haben sollten, den nächsten Schritt zu wagen. Die unterschiedlichen Fähigkeiten von Frauen und Männern wurden von den Frauen immer wieder angesprochen. Das soll nicht als „Biologismus“ verstanden werden. Die Frauen in Führungspositionen sprachen aber wiederholt von ihrer Beobachtung, dass gemischte Teams aus Frauen und Männern bessere Ergebnisse erzielten, eben weil Frauen und Männer oft unterschiedliche Wahrnehmungen haben und anders agieren.