Читать книгу Unter deutscher Kriegsflagge - Victor Laverrenz - Страница 7
Der Dienst an Bord.
Оглавлениеon Landbewohnern hört man sehr häufig die Frage aufwerfen: „Was machen die Leute eigentlich den lieben, langen Tag auf dem Schiff?“ Veranlassung zu dieser Frage gibt die Tatsache, dass sich durchschnittlich 300 bis 600 Menschen an Bord eines Schiffes befinden und der Laie sich gar nicht erklären kann, womit diese sich eigentlich beschäftigen. Dass sie arbeiten, ist ja genugsam bekannt, denn zum Siestahalten ist der Seemann nicht bestimmt. Aber wo kommt eigentlich die viele Arbeit her?
So leicht die Frage aufgeworfen wird, so schwer ist sie zu beantworten, denn der Dienst ist ein ungeheuer komplizierter, und ich will in den nächsten Zeilen versuchen, auch demjenigen, dem das Schiff noch ein fremder Begriff ist, ein möglichst anschauliches Bild davon zu entwerfen.
Es ist selbstverständlich, dass bei einer so mustergültigen Einrichtung, wie sie unsere Marine darstellt, alles bis in das kleinste Detail ausgerechnet, ja man kann sagen, ausgeklügelt ist; daher sind für die Beschäftigung der Leute an Bord ganz bestimmte Normen festgesetzt, und der Dienst an Bord wickelt sich infolgedessen wie ein sauber gefügtes Uhrwerk ab. Für jede Tätigkeit ist die bestimmte Zeit angesetzt, Essen, Trinken, Schlafen, Arbeiten, alles geschieht nach der Zeit mit minutiöser Einteilung, und keine Sekunde geht ungenutzt verloren.
Der eigentliche Dienst zerfällt in zwei Hauptgruppen, den Divisionsdienst, der die militärischen Arbeiten umfasst, und die Arbeitsverteilung, unter welcher die wirtschaftlichen Arbeiten zusammengefasst werden. Im Allgemeinen sind folgende Bestimmungen maßgebend, die natürlich nach den besonderen Eigenschaften und Anforderungen der einzelnen Schiffe abgeändert werden. Den Dienst bestimmt der erste Offizier, der einen genauen Arbeitsplan aufzustellen und dem Kommandanten zur Prüfung und Genehmigung vorzulegen hat. Die Anordnung im Einzelnen wird den wechselnden Bedürfnissen entsprechend täglich festgesetzt und vom ersten Offizier des Morgens um vier Uhr dem Bootsmann mitgeteilt, nachdem am Abend vorher der Kommandant nach der Ronde seine etwaigen Wünsche bekannt gegeben hat.
Wir wollen zunächst den allgemeinen Dienstplan im Hafen mit einigen Strichen zeichnen. Montag und Donnerstag legen wir unserer Übersicht zu Grunde. Nachdem die Mannschaften des Morgens um vier Uhr gepurrt (geweckt) sind, bringen sie zunächst ihre Hängematten an Deck, wo dieselben von hierzu abgeteilten Leuten, den Hängemattstauern, unter Aufsicht der Maate (Unteroffiziere) in die Hängemattskasten gestaut werden. Jeder Mann hat dafür zu sorgen, dass seine Hängematte mit den beiden dazu gehörigen wollenen Decken gut gezurrt (zusammengepackt und verschnürt) ist, und die Unteroffiziere haben ein wachsames Auge darauf, dass sich jede einzelne in ordnungsmäßigem Zustande befindet.
Da man an Bord sehr müde wird, denn es muss fleißig und hart gearbeitet werden, und die Zeit für den Schlaf ist nur knapp bemessen, so geht das Wecken nicht immer glatt von statten. Es entwickelt sich vielmehr ein ziemlich heftiger Lärm dabei und das Stabswachtpersonal hat alle Hände voll zu tun, die säumigen Schläfer aus der wohligen Ruhestatt zu jagen. Der Wachtmeister, welcher gewissermaßen die Polizei an Bord vertritt, lässt es sich nicht nehmen, hier und da ein besonders eingefleischtes Murmeltier höchst eigenhändig aus der Hängematte zu werfen, indem er dieselben mit einem bestimmten Griff, dem „Wachtmeister- oder Polizei-Griff“, zum kentern bringt, so dass der Übeltäter, der durch Schlafen sündigt, auf höchst unbequeme Weise den Armen des aus der griechischen Mythologie sattsam bekannten pp. Morpheus gerissen wird. „Den Letzten“, heißt ein militärisches Sprichwort, „beißen die Hunde“, und da nach den Naturgesetzen einer immer der Letzte sein muss, so bekommt mit tödlicher Sicherheit täglich einer in früher Morgenstunde einen gehörigen Anlapper, der ab und zu mit einer kleinen Disziplinarstrafe, dem sogenannten „Jagdhieb“, verbunden ist. Eine Stunde mit der Hängematte an Deck stehen soll ein ganz heilsames Mittel gegen hartnäckiges Schlafen sein.
Nun geht es ans Deckwaschen, welches alle Morgen mit staunenswerter Gründlichkeit durchgeführt wird. Der Sonnabend bildet insofern eine Ausnahme hiervon, als an diesem Tage die Reinigung in noch bedeutend gesteigertem Maße vorgenommen wird. Drückeberger eilen nach dem Wecken mit verdächtiger Schnelligkeit an Deck, um ihre Hängematte so rasch als möglich loszuwerden und dadurch Zeit zu gewinnen, schnell noch in einer abgelegenen Ecke ein Auge voll Schlaf zu nehmen, wofern sie nicht durch einen wachsamen Stabsgefreiten rechtzeitig entdeckt werden.
Zehn Minuten vor 7 Uhr ist Backen und Banken, d. h. die im Batterie- und Zwischendeck befestigten Tische und Bänke werden heruntergeschlagen, damit um 7 Uhr das Frühstück, bestehend aus Kaffee, Brot und Butter, eingenommen werden kann. Der Kaffee wird von den Backschaften — am Lande würde man sagen: du jour — in großen verzinnten Teekesseln von der Kombüse (Küche) geholt. Butter steht zum gemeinsamen Gebrauch in der Mitte des Tisches und jeder kann zugreifen.
Von „Torf“ oder „Kommisstorf“ (Brod) bekommt jeder Mann alle vier Tage eins geliefert und hat sich damit einzurichten.
Nach dem Kaffee werden die Backen und Banken wieder hochgeschlagen, eine kurze Pause für die Reinigung des Geschirrs und das Morgenpfeifchen schließt sich an, dann tritt die Arbeitsverteilung in ihr Recht.
Geschützputzen, Handwaffenreinigen und dergleichen füllen die Zeit aus bis zur Musterung in Divisionen, mit welcher der Divisionsdienst beginnt. Vorher werden auf das Kommando „Klaaaar Deck“ alle Decke noch einmal gefegt und etwaige Unordnungen beseitigt.
Der Divisionsdienst, der aus Exerzieren am Geschütz, Instruktion, Turnen und auf Schiffen mit Takelage aus sehr häufigem Segelexerzieren besteht, nimmt die Zeit bis ½ 12 Uhr ein. Dann wird wiederum Klar Deck gemacht und 10 Minuten vor 12 Uhr die Backen und Banken wieder heruntergeschlagen. Um 12 Uhr ist Mittag, das Essen wird verteilt; dann ist bis ½ 2 Uhr Freizeit. Der Nachmittag wird gewöhnlich von der Arbeitsverteilung in Anspruch genommen; Außenbordreinigen, Segelflicken, Persenningewaschen, Masten-Kratzen und Malen erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Auch Divisionsdienst findet Nachmittags statt und füllt die Zeit bis ½ 6 Uhr aus. Das Abendbrot wird um 6 Uhr eingenommen. Es besteht aus gesüßtem Tee und Butterbrot; wer Geld und Lust hat, kauft sich in der Kantine Wurst, Schinken oder Speck; auch Rollmöpse und saure Gurken sind beim Kantinier sehr gefragt. Von da an ist allgemeine Freizeit. Um ½ 8 Uhr verkünden die Bässe der Bootsmannsmaaten „Untere Decke räumen und fegen“. Die Beurlaubten sind gewöhnlich um ½ 7 Uhr mit dem Routineboot an Land gegangen und werden von dort um 10, 11 oder 12 Uhr wieder abgeholt.
Küstenpanzerschiff „Odin” beim Salut.
Die abendliche Hängemattenausgabe erfolgt um 8 Uhr, doch brauchen die Mannschaften um diese Zeit noch nicht zu Bett zu gehen. Obligatorisch wird dies erst um 9 Uhr, wo das Kommando ertönt: „Pfeifen und Lunten aus“. Die Ronde macht ihren Umgang, der Tag ist zu Ende und das Kommando „Ruhe im Schiff“ schließt auch den letzten Schwätzern den Mund.
Geschützexerzieren.
Der Dienst am Dienstag und Freitag wickelt sich im Allgemeinen nach denselben Grundsätzen ab, nur dass an diesen Tagen die offizielle Zeugwäsche stattfindet, welche das ganze Schiff in eine Riesenwaschanstalt und das Deck in einen Trockenboden verwandelt. Der Mittwochnachmittag ist für das Zeugflicken reserviert, soweit dasselbe von den Mannschaften selbst ausgeführt wird. Für größere bezw. kunstvollere Flickarbeiten sind die Schiffsschneider da. Der Sonnabend ist der großen Reinigungsorgie geweiht. An Stelle des üblichen Deckwaschens tritt das Deckscheuern, das in aller Herrgottsfrühe des Morgens um 4 Uhr beginnt und sich bis zum Mittag hinzieht. Der Nachmittag wird vom Geschütz- und Handwaffenreinigen eingenommen, worauf dann noch eine General-Selbstreinigung der Mannschaften folgt. Um 4 Uhr wird mit allem Dienst ausgeschieden und die Leute sind sich selbst überlassen. Ganz anders gestaltet sich der Dienst am Sonntag. Findet zwar auch an diesem das morgendliche Deckwaschen und Geschützereinigen statt, so schrumpft es doch, namentlich dem Sonnabend gegenüber, zu einem wahren Kinderspiel zusammen. Die Musterung findet um 10 Uhr statt und wird vom Kommandanten des Schiffes selbst vorgenommen; hieran schließen sich der Rundgang des Kommandanten mit seinem Stabe durch das ganze Schiff und der Gottesdienst, Letzterer wird, wo ein Marine-Pfarrer an Bord ist, von diesem abgehalten, wo nicht, vom Kommandanten oder einem dazu beauftragten Offizier, der einen Text aus einem hierzu vorhandenen Predigtbuche zur Verlesung bringt.
Backen und Banken werden heute mit größerer Feierlichkeit heruntergeschlagen als sonst, denn es gibt Braten und häufig auch Kompott; letzteres besteht fast durchgängig aus Backpflaumen. Nack dem Essen wird tapfer gemulscht (geschlafen), denn dies bildet die Hauptsonntagsfeier des Matrosen. Er schießt sich dazu an irgend einer geeigneten Stelle auf und macht einen gehörigen Törn. Bänke und Oberdecksplanken sind sehr gesucht letztere indessen nur bei gutem Wetter. Unteroffiziere und Maschinisten besitzen sehr häufig eine Privathängematte, in der sie sich dann mit irgend einer Lektüre im „Längsliegehang“ üben; dieser technische Ausdruck ist vom Turnen herüber genommen und hier nur euphemistisch für Ausstrecken oder Räkeln gebraucht. Die Lektüre in der Hängematte wird, wie ich durch zahlreiche Beobachtungen feststellen konnte, stets sehr bald von einem tüchtigen Dauerschlaf abgelöst.
Die Urlauber gehen gewöhnlich um ½ 2 Uhr an Land, das heißt nur, wenn sie Geld haben, sonst bleiben sie hübsch an Bord; dort erhalten sie um ½ 4 Uhr Kaffee, der am Sonntag aus „Kakao“ besteht, übrigens sehr gut schmeckt und vor den Getränken am Lande, den Vorzug hat, dass er nichts kostet. Um 6 Uhr gibt‘s Abendbrot, wozu diesmal merkwürdiger Weise Kaffee gehört; es ist eben an Bord manches anders, als am Lande. Auf die Ausnutzung der Freizeit und Beschäftigung der Leute am Sonntagnachmittag werde ich noch in einem besonderen Kapitel zurückkommen. Für die Ausübung des Dienstes ist die Mannschaft in zwei Wachen geteilt, welche nach den beiden Seiten des Schiffes Steuerbord (rechts) und Backbord (links) Steuerbord- und Backbordwache genannt werden. Letztere erhält die graden, erstere die ungraden Nummern, denn jeder Mann an Bord ist nummeriert, ebenso wie die Waffen, die Hängematten u. s. w. Die beiden Wachen lösen sich alle vier Stunden ab; auf der Abendwache von 4—8 Uhr Nach mittags geschieht die Ablösung zweistündlich, um den richtigen Turnus herzustellen, der am folgenden Tage natürlich ein anderer sein muss, damit alle Leute gleichmäßig zum Dienst und zur Ruhe verteilt sind. Von dem regelmäßigen Wachtdienst ausgenommen sind Handwerker, Köche, Stewards (Kellner) sowie diejenigen Mannschaften, welche besondere Obliegenheiten haben. Sie führen den vielversprechenden Namen Freiwächter und tun sich den Wachgängern gegenüber gern etwas darauf zu Gute, denn, wenn sie auch den Tag über zu tun haben, sind sie doch von all dem lästigen Zwange befreit, der mit dem Wachegehen nun einmal untrennbar verbunden ist, und haben ihre ungestörte Nachtruhe.
Schulschiff „Nixe” Segel trocknend.
Letztgenannter Umstand ist wahrlich nicht zu verachten.
Die Steuerbordwache genießt einem uralten Seemannsgebrauch nach immer eine gewisse Bevorzugung vor der Backbordwache, und wenn der Unterschied auch kein bedeutender ist, so ist er doch immerhin vorhanden. Der edle Steuerbord hat ohnehin seit alters her ein größeres Ansehen, als der plebejischere Backbord, so ist beispielsweise die Steuerbordseite des Vordecks für die Unteroffiziere, die Backbordseite für die Mannschaft bestimmt; auf dem Achterdeck gehört Steuerbord dem Kommandanten, dem ersten Offizier und dem Wachhabenden, Backbord ist zum Aufenthalt für die übrigen Offiziere bestimmt. Indessen werden diese Unterschiede nicht mehr so streng innegehalten, wie in früheren Zeiten auf den alten Segelfregatten.
In See geht die Steuerbordwache zuerst zur Koje, während die Backbordwache zunächst den Dienst versieht. Der nächste Wachwechsel findet um 12 Uhr statt, und somit bekommt Steuerbord diesmal die „Hundewache“. Dies ist die bei Offizieren und Mannschaften am allerwenigsten beliebte Wache, weil die Zeit auf ihr entsetzlich langsam vergeht, und manches kleine Mittelchen wird, vor den Augen der strengen Vorgesetzten ängstlich gehütet, angewendet, um die bleiern dahinschleichende Zeit zu vertreiben.
Zehn Minuten vor 12 Uhr wird die Steuerbordwache geweckt. Die Leute stehen mit mehr oder minder freundschaftlicher Nachhilfe des Wachtmeisterpersonals auf, ziehen sich an, zurren ihre Hängematten und bringen sie an Deck. Die neue Wache wird namentlich verlesen. Solch eine Hundewache ist kein Spaß; da aber jedermann an Bord dies weiß, so erkalten die Hundewächter vielfach freundschaftliche Hilfe. Der Bootsmannsmaat, der sich mit dem Koch angefreundet hat, bekommt seine Tasse Kaffee, die aus den Ersparnissen der Kombüse gebraut ist, in der nach Stärke dieses Getränkes zu urteilen sehr viel gespart werden muss. Auch die Mannschaften haben ihre Freunde in der Kombüse und den Messen, und manche nächtliche Erfrischung wird bei den Posten vorbeigeschmuggelt; zweierlei Wege werden dazu vorzugsweise angewandt: ist der Posten „gutartig“ so wird er ins Vertrauen gezogen und bekommt dann natürlich ebenfalls seine Erfrischung; ist er „bösartig“, dann muss er überlistet werden; seine Aufmerksamkeit wird durch irgend einen schlau erdachten Plan abgelenkt und der schlimme Bursche, der weiter nichts tut, als seine Pflicht, geht leer aus, ja er kann sich freuen, wenn ihm nicht ein Schabernack gespielt wird, an den er einige Zeit denkt. Die alte Wache empfängt, nachdem sie abgelöst ist, ihre Hängematten und geht zur Koje, wo sie bis 4 Uhr morgens ruhen kann, wenn sie nicht zu einem Manöver mit „Alle Mann“ während der Nacht gebraucht wird. Dies kommt jedoch nur in Notfällen vor, denn so weit irgend möglich wird den Leuten der ohnehin knapp bemessene Schlaf nicht verkümmert. Um 4 Uhr hat auch für die Freiwächter die Glocke geschlagen und sie müssen das warme Lager verlassen.
Die Steuerbordwache, die von 12 bis 4 Uhr Dienst gehabt, kann bis ½ 7 Uhr schlafen und braucht sich um die Reinigung des Schiffes nicht zu kümmern. Sie hat heute nur mit der Selbstreinigung zu tun und kann sich gleich an den fertigen Kaffeetisch setzen. Von 8—12 Uhr hat wiederum die Steuerbordwache Dienst, von 12—4 die Backbordwache, von 4—6 Steuerbord, von 6—8 Backbord, dann ist das „Etmal“ herum und der neue Seetag beginnt, um in ähnlicher Weise zu verlaufen.
Etmal, auch astronomischer Tag genannt, ist ein nautischer Ausdruck und bedeutet die Zeit von einem Mittag 12 Uhr bis zum anderen. Etmal heißt eigentlich die zurückgelegte Distanz in Seemeilen in 24 Stunden von 12 Uhr mittags an gerechnet. Die Einteilung der Mannschaft zum Schiffsdienst ist aber mit dem Einteilen in Wachen noch nicht zu Ende. Im Gegenteil; die Hauptsache haben wir uns bis zuletzt aufgespart.
Am Ruder.
Nicht nur der Schauspieler auf dem Theater hat seine Rolle zu spielen, sondern auch der Matrose auf seinem Schiff, ja bei dem letzteren spielt, möchte man behaupten, diese noch eine größere Rolle, als bei dem Künstler der Bühne. An Bord ist jedes Manöver in Rollen eingeteilt, und jeder einzelne Mann hat, da es so und so viel Manöver gibt, so und so viel Rollen.
Da hat man eine Rolle für „Klar-Schiff“, für „Feuerlärm“, eine „Bootsrolle“, eine Rolle für „Deckwaschen“, für „Rein-Schiff“ eine „Backs- und Hängemattsrolle“, eine „Wach“-, eine „Gefechtsrolle“ u, s. w., denn jeder Mann muss wissen, auf welche Station er gehört, wenn dieses oder jenes Kommando gegeben wird. Insbesondere wird dies mit großer Schnelligkeit verlangt bei einem Manöver, welches „Alle Mann“ erfordert.
Dieses Sammeln zum Dienst muss so fest sitzen, dass der Mann es ausführen kann, wenn er in der Nacht von der Bootsmannspfeife in der Hängematte geweckt wird und schlaftrunken emporfährt. Das sogenannte Rollenexerzieren nimmt daher eine der ersten Stellen im Dienst ein; es besteht darin, dass auf ein bestimmtes Kommando jeder Mann an seinen Platz eilen muss, und so werden die verschiedenen Manöver nach einander durchgenommen, wobei lediglich das Antreten der Leute auf ihren Plätzen geübt wird.
Die Anfertigung des dazu gehörigen sehr komplizierten Glanes d. h. die Verteilung der Leute auf die einzelnen Stationen ist Sache des ersten Offiziers und eine sehr schwierige Arbeit, die nicht nur Dienst-, sondern auch Menschenkenntnis im höchsten Grade erfordert, denn jeder Mann muss dort angestellt werden, wo er seiner Körperbeschaffenheit, seinen Fähigkeiten und Kenntnissen, ja seinem Temperament nach am besten zu gebrauchen ist. Natürlich sind ganz bestimmte Grundsätze für die Verteilung der Rollen maßgebend, und werden z. B. die Stationen möglichst so verteilt, dass sie für jeden Mann tunlichst zusammen liegen, was nicht nur im Interesse des Einzelnen, sondern auch des gesamten Dienstes ist, der sich infolge dessen glatter abwickelt.
Tritt die Besatzung für ein Schiff neu zusammen, so gehören natürlich Wochen dazu, ehe diese Rollen fest einstudiert find und so sitzen, dass man sie, wie schon angedeutet, im Schlaf ausführen kann. Bei dem erstmaligen Betreten des Schiffes erhält jeder Mann seine Stationstabelle d. h. einen Zettel, auf welchem genau verzeichnet steht, auf welche Station er bei jedem Manöver gehört. Ein Schwindel erfasst ihn, wenn er alle die Funktionen erblickt, welche ihm zugemutet werden, und zunächst verzweifelt er daran, dass er dies je wird behalten können. Tatsächlich kostet es auch manchen Schweißtropfen, bis er alles intus hat, und oft muss er noch, wenn die Bootsmannspfeifen erschallen, hinlaufen nach der großen Tafel, welche im Batteriedeck unweit der Kantine hängt, und seine Station in Eile ablesen; denn dort stehen alle Namen verzeichnet mit den Rollen, die den Leuten bei den verschiedenen Manövern zufallen. Es ist selbstverständlich, dass im Laufe der Indienststellung manche Umbesetzung stattfinden muss.
Die allgemeine Regelung des Dienstes nennt man Routine, dieselbe ist im Hafen eine andere, als auf See, und man spricht daher von einer Hafen- und einer Seeroutine. Auch in den Tropen ist sie eine andere, als in Gewässern der gemäßigten Zone; dort tritt die sogenannte Tropenroutine in Kraft.
In dem folgenden werden wir uns zunächst mit dem Dienst in den heimischen Gewässern zu beschäftigen haben.
Außenbordsreiniger.