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Kapitel 3

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Seufzend warf Maria den Bleistift zurück auf die Schreibtischunterlage und starrte auf das zerbissene Ding. Es war an der Zeit, sich auch von dieser lästigen Gewohnheit zu verabschieden. Schließlich war es ihr ja auch gelungen, mit dem Rauchen aufzuhören. Ihr Handy klingelte. Mit einem Blick auf das Display erkannte sie, dass es Desmond Petermann war. Das passte ihr im Moment überhaupt nicht. Die Beziehung zu dem Rechtsmediziner wurde ihr zu intensiv. Amouröse Verwicklungen waren das Letzte, was sie im Moment gebrauchen konnte. Und sie hatte Nihat noch nicht vergessen.

»Hallo Dess«, begrüßte sie ihn sachlich, »was gibt’s?«

»Ich habe von euch diesen Bernhard Molberg auf den Tisch bekommen. Ich bin dabei auf ein sehr interessantes Detail gestoßen, das euch möglicherweise am Tatort entgangen ist.«

»Die Garotte ist gar nicht das Mordwerkzeug?«

»Doch«, entgegnete Desmond, »davon ist auszugehen. Aber dem Opfer wurde an der unteren Nackenpartie ein Stück Haut herausgeschnitten.«

»Wie meinst du das? Direkt am Tatort oder eine frühere Operation?«

»Am Tatort. Die Wunde war frisch«, antwortete Desmond. »Hat die Spurensicherung dieses Hautstück gefunden?«

Verblüfft verneinte Maria und runzelte die Stirn, sodass sich die steilen Zornesfalten über ihrer Nasenwurzel noch vertieften.

»Ist der Schnitt tief?«, wollte sie wissen.

»Nein. Der Täter hat nur die Haut herausgeschnitten. Bei der Sektion wird sich herausstellen, ob er noch mehr entfernt hat.«

»Gut, Danke. Wir sehen uns dann am Montag.« Sie wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden, da sie befürchtete, Desmond könnte sie um eine Verabredung am Wochenende bitten. Doch stattdessen sagte er:

»Erinnert mich irgendwie an eine der letzten Frauenleichen, die hier auf meinem Tisch lag. Da hatte dieser Verrückte einen dornigen Rosenstil in der Vagina des Opfers hinterlassen. Diesmal hat der Täter etwas mitgenommen.«

»Ja, hübsche Abwechslung«, konterte Maria lapidar und dachte mit Schrecken an die beiden Frauen, denen der Kopf abgesägt worden war und die der Täter spektakulär für die Öffentlichkeit zur Schau gestellt hatte. Dieser Fall war nicht nur per se der reinste Horrortrip für alle Beteiligten gewesen, sondern hatte sich für Maria auch zu einer persönlichen Katastrophe entwickelt.

»Entschuldige, Maria, ich wollte nicht die alte Wunde aufreißen. Es tut mir wirklich leid. Nimmst du meine Entschuldigung in Form einer Einladung zum Essen an?«

Maria schwieg. Hatte er sie nur daran erinnert, um sich anschließend mit dieser Einladung entschuldigen zu können?

»Wollen wir heute Abend essen gehen? Das Canadian hat nach einer ›Kreativpause‹ eine neue Speisekarte aufgelegt. Klingt ziemlich verlockend, muss ich sagen.«

Sie zögerte. Einerseits war das Essen im Sterne-Restaurant Canadian wirklich vorzüglich, andererseits bedeutete das womöglich, dass der Abend eine Fortsetzung bei ihm oder ihr zu Hause finden würde. Auch wenn sie einige wenige Male mit Desmond geschlafen hatte, war sie absolut noch nicht bereit für eine neue Beziehung. Viel zu tief saßen der Schmerz und die Erschütterung über Nihats grausamen Foltertod.

»Maria?«

Sie gab sich einen Ruck.

»Schön, am Samstag, heute nicht mehr. Und anschließend möchte ich gleich nach Hause, und zwar allein«, machte sie ihm nachdrücklich klar.

»Natürlich, kein Problem. Wir gehen essen und unterhalten uns. Ich hole dich um kurz nach sieben von zu Hause ab. Ist dir das recht?«

Sie willigte ein und beendete das Gespräch.

Eine Menge Schreibkram war noch zu erledigen und sie konnte sich glücklich schätzen, wenn sie das, was sie sich vorgenommen hatte, bis zum Abend schaffte. Sie vertiefte sich in die vor ihr liegende, noch ziemlich dünne Akte »Bernhard Molberg«.

Die Zeit verging wie im Fluge. Ab und zu kam ein Kollege rein, um sie etwas zu fragen. Die Ergebnisse der Spurensicherung würden erst in der kommenden Woche eintrudeln. Als Nächstes musste das Umfeld des Antiquitätenhändlers durchleuchtet und die Frage beantwortet werden, ob sein Sohn Alexander, vermutlicher Alleinerbe, wirklich so unschuldig und trauernd war, wie er es vorgab. Aus beruflicher und eigener leidvoller Erfahrung wusste Maria, dass Eifersucht und Habgier, neben krankhafter Mordlust, die stärksten Motive für das Auslöschen eines Menschenlebens waren. Sie seufzte und griff erneut nach dem Bleistiftstummel. Hin und wieder spuckte sie gedankenverloren einen kleinen Spleiß auf den Boden.

Blutiges Erbe in Dresden

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