Читать книгу Helen Sterling und das Geheimnis der Lady Jane Grey - Victoria Lancaster - Страница 9
Kapitel 5
Оглавление»Auf gar keinen Fall!«, entfuhr es Helen lauter, als sie es beabsichtigt hatte.
»Aber warum denn nicht? Wir besitzen doch Zeit und Geld dafür. Außerdem wäre es doch genau das, was du immer gewollt hast. Du kannst dich in Ruhe mit alten Dingen beschäftigen und nebenher erleben wir aufregende Dinge.« Titania lehnte seelenruhig gegen einen Schrank.
»Ich will diesen Job nicht machen. Druidin … hast du darüber nachgedacht, wie das klingt? Allein der Titel lässt mich gefühlt 100 Jahre älter wirken.«
»Aber du hast doch jetzt diese Tätowierung. Und du kennst die ganze Wahrheit. Was hast du denn zu verlieren? Im Übrigen könnten wir Joshuas Tod aufklären. Ich dachte, das wäre dir wichtig.« Titania war sich bewusst, dass sie gerade ihren letzten Joker ausspielte. Sie bemühte sich, möglichst lässig auszusehen. Helen stützte ihre beiden Ellenbogen auf dem Tisch ab und vergrub ihr Gesicht hinter ihren Händen. Nick saß derweil entspannt in seinem Stuhl und trank seinen Tee. Ein leises »doooo-dooooooo« war zu vernehmen. Helen blinzelte zwischen ihren Fingern in Adams Richtung. Er hatte es geschafft, aus der Kiste auf den Schreibtisch zu klettern, und tapste jetzt unbeholfen auf sie zu. Er schaute sie mit großen Augen an und aus seinem Schnabel war erneut ein helles »dooo« zu hören. Sie nahm die Hände vom Gesicht und streichelte über seinem Bauch. Seine weißen Daunen waren ganz weich und flauschig. Da es ihm sichtlich zu gefallen schien, kraulte sie einen kleinen Dodo-Bauch. Adams Schnabel stand einen Spalt offen und freudige Klack-Laute waren zu hören.
»Er scheint dich zu mögen.« Nick lächelte sie nicht ohne Stolz an. Das kleine Wesen wedelte mit seinen Flügel und stolperte näher auf Helen zu. Mit einem kleinen Sprung über die Tischkante landete er direkt in ihrem Schoß. Auf dem Rücken liegend ließ er sich weiterhin ausgiebig kraulen.
»Adam ist ein Dodo«, begann Nick zu erklären. »Wir versuchen am Institut schon seit ewigen Zeiten Dodos zu züchten. Das ist übrigens auch mein Job hier. Neben meinem normalen Beruf als Anthropologe habe ich mich den anderen Tierarten unserer Welt verschrieben. Der Titel meiner Promotionsarbeit lautet: Aufzucht von Yetis in Europa und Kanada – ein Vergleich.
Wir fanden sein Nest verlassen vor. Dodos sind sehr gutmütige Tiere und vertrauen fast Jedem. Ich schätze, dass jemand seine Eltern getötet hat. Jedenfalls schlüpfte er vor Weihnachten mitten in der Nacht und das Erste, was er sah, war ich. Ich bin wohl seine Mutter für ihn. Wenn er alt genug ist, kommt er in das Schutzprogramm für Dodos. Aber noch ist er zu klein dafür.«
Die treuen Augen des Tieres blickten Helen groß an.
»Nicht jedes Lebewesen kann sich wehren, weißt du.«
Sie bemerkte Nicks Traurigkeit in seinem Blick, die ihr ehrlich schien. Adam war mittlerweile durch das rhythmische Streicheln so tiefenentspannt, dass er einschlief. Vorsichtig stand Helen mit dem Küken in ihren Händen auf und legte ihn in sein Nest. Sie stemmte einen Arm in die Hüfte. »Also gut. Dann eben Druidin. Das werde ich aber nicht auf mein Facebook-Profil schreiben, damit das schon mal klar ist.« Titania kreischte vor Freude kurz auf und umarmte Helen von der Seite. »Das wird ein Abenteuer.«
Helen entgegnete: »Genau das befürchte ich auch. Hey Nick, gibt es so etwas wie ein Druiden-Handbuch? Was muss ich denn jetzt machen?«
»Damit kann ich leider nicht dienen. Ich weiß nur, dass deine Tätowierung gewisse Kräfte hat, die es gilt heraus zu finden. Aber vielleicht solltest du dich erst einmal von Miss McAllister in diese Welt einarbeiten lassen. Ich werde in der Zwischenzeit etwas recherchieren.«
»Gute Idee.«, antwortete Titania. »Was hältst du davon, wenn wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und etwas essen gehen? Ich habe Hunger.«