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Kapitel 6 Prince

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Prince hatte ihren Drehversuchen nur kurz zugesehen, ehe er ganz leicht den Kopf schüttelte. Sie wusste vermutlich nicht einmal wirklich, um was es in seinem Buch überhaupt ging. So hatte er ihr schließlich ein paar der Rahmenbedingungen genannt und gleich waren all ihre Bewegungen und ihre gesamte Haltung anders geworden. Grinsend hatte er dies zur Kenntnis genommen und erleichtert die Luft eingesogen, als sein Manager ihm gleich zu verstehen gab, wie zufrieden er nun mit Alexis und den neuen Aufnahmen war. Er wusste nicht recht, weswegen er überhaupt so großen Wert darauf legte, dass sie einen guten Ruf beim Team haben würde. Schließlich kannte er Alexis auch noch nicht so lang, dass er wirklich eine Aussage über sie treffen konnte. Dennoch hatte etwas an ihr Prince das Gefühl gegeben, er sollte sich ihrer Nähe vorerst einmal sicher wissen.

Einige Zeit hatte er noch beim Dreh zugesehen, ehe er schließlich durch das Vibrieren seines Handys daran erinnert worden war, dass er noch einen weiteren Plan umsetzen wollte. Schnellen Schrittes war er in die große Halle getreten und hatte bereits von dort aus erkannt, dass Emilia angekommen war.

Schief grinsend trat er die Stufen nach unten auf sie zu und umarmte sie sogleich, als sie Prince längst ziemlich vertraut eng an sich zog.

„Prince, ich dachte schon du hast mich vergessen“, sagte sie mit ruhiger, leichter Stimme und er hatte sich dadurch direkt an alte gemeinsame Zeiten erinnert.

Es war noch nicht lange her, dass sie beide noch ein Paar gewesen waren. Sie hatten sich sogar eine Wohnung in Berlin geteilt.

Wenn sie sich auch nach einiger Zeit auseinandergelebt hatten, so waren sie doch noch immer auf eine gewisse Art und Weise verbunden. Viele mochten es nicht glauben, aber zwischen ihnen gab es weiterhin diese innige Freundschaft, die nicht so schnell würde zerbrechen können.

„Mila, als würde ich dich vergessen“, hatte er noch erwidert und sie sofort neben sich die Treppe herauf geleitet.

„Ich bin schon ganz gespannt auf Lexi und ob sie wirklich so ist, wie du immer sagst“, begann sie gleich und Prince warf ihr einen tadelnden Blick zu.

Er wollte nicht, dass sie Alexis auch noch zeigen würde, was Prince wirklich von ihr hielt.

„Es wäre mir lieber, wenn sie vorerst nicht davon erfahren würde.“

Gemeinsam waren sie in den Raum getreten und Prince hatte zugesehen, wie Emilia und Alexis sich miteinander bekannt machten. Natürlich hatte Mila es nicht lassen können zu erwähnen, dass sie bereits über Alexis Bescheid wusste und er sie erwähnte, doch hatte Prince sie schließlich beide ablenken können.

„Ich denke, wir sollten runter in den Garten. Es ist gerade ein wenig heller geworden und wir müssen die Szenen schnell im Kasten haben“, sagte er und sah zu, wie Emilia einfach einen Arm um Alexis schlang und diese zu sich zog, als seien sie bereits alte Freundinnen. So war sie schon immer gewesen.

Emilia war zu jedem freundlich und baute sich rasch neue Freundschaften auf. Doch Prince wusste nicht ganz, was Alexis in dem Augenblick von ihr hielt, da sie sich noch zurückhielt.

Deswegen trat Prince schnell lachend zu Emilia und zog diese etwas zu sich, damit sie sich von Alexis würde lösen können und ihr mehr Raum gab.

„Mila ist manchmal ein wenig voreilig“, sagte er mit einem weichen Lächeln auf den Lippen und blickte Emilia sanft entgegen. Sie hatte es natürlich nicht böse aufgefasst, tat Mila das schließlich nie.

Nein, Emilia war immer zu ruhig und zu freundlich gewesen.

Sie hatte doch niemals einen wirklichen Streit mit ihm lange ausgehalten. Durch ihre sanfte Art war Emilia ein Mensch, den man einfach mögen musste.

Schließlich waren sie an einem alten Brunnen angekommen, welcher am Ende des weitläufigen Gartens stand, ein wenig zugewachsen war und auch die restliche Crew hatte sich bereits in Position begeben.

Alexis wurde direkt eingewiesen, als Mila sich schon auf den Rand des runden Brunnens setzte und den Blick auf das gefrorene Wasser im Innern wandte. Prince bemerkte, wie sie die Kälte einfach mit ihrer gelassenen und ruhigen Art überspielte, was ihn einen Moment nachdenken ließ.

Sicherlich war sie eine gute Schauspielerin und man hatte sie zurecht ausgesucht, wenn er auch wohl kaum wirklich darüber urteilen konnte.

„Emilia vermisst den Mann, den sie liebt. Sie sitzt am Brunnen und fährt andächtig über das Eis. All das sind eigentlich die Gedanken des Mannes, der davon träumt, wie sie ihn vermissen könnte.

Alexis, du trittst zu ihr, setzt dich zu ihr oder bewegst dich um sie herum und versuchst den Endpart möglichst authentisch herüber zu bringen“, wies der Drehleiter sie ein und Prince sah zu, wie Alexis einen Augenblick immer wieder zwischen ihm und Emilia hin und her sah. Was sie wohl gerade dachte?

Emilia hatte unterdessen den Blick abermals zu Prince gewandt und schenkte ihm ein leichtes Lächeln.

„Da hast du dir wirklich eine traurige Geschichte ausgedacht“, sagte sie und in ihrer Stimme klang doch tatsächlich so etwas wie Wehmut mit, sollte Prince sich dabei nicht täuschen.

Kurz legte er den Kopf schief und betrachtete sie.

Sie war noch immer schön, wie sie es früher gewesen war und die Art, wie sie ihn anlächelte, brachte ihn wieder dazu, ihr ein ebenso ruhiges, liebes Lächeln zu schenken. Vermisste sie die Zeit mit ihm?

Oder was war das in ihrem Blick gewesen?

In diesem Augenblick begann die Musik aus einer der kabellosen Boxen lauter zu werden und die Kameras richteten sich auf die beiden.

Emilia war sofort in ihrer Rolle. Alexis schien es allerdings zunächst schwerzufallen, weswegen sie erneut hatten beginnen müssen. Sie war im Vergleich zu Emilia nun einmal keine professionelle Schauspielerin.

Emilia schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Stell dir einfach vor, ich hätte mich gerade von Prince getrennt und du als eine gute Freundin siehst mich und willst mir beistehen“, sagte sie schließlich lächelnd und blickte ihr aufrichtig entgegen.

Einen kurzen Moment wirkte es auf Prince so, als würden Alexis einen Augenblick lang die Gesichtszüge entgleiten.

Sie hatte sich jedoch schnell wieder gefasst und begonnen, um Emilia herum zu treten und sich langsam neben sie an den Rand des Brunnens zu setzen.

Ihre Mimik und ihr Ausdruck waren perfekt in diesem Augenblick und Prince hatte schon gedanklich einen Dank an Emilia gesandt, welche Lexi augenscheinlich geholfen hatte, sich in die Szene zu versetzen.

Sie hatten den Dreh schnell im Kasten gehabt und Emilia war schließlich aufgesprungen und zu Prince gegangen.

„Ich habe gehört, wir gehen nun in das kleine Café und du lädst mich auf Kaffee und den Schokokuchen ein?“, fragte sie frech, wenn auch ihr Lächeln noch immer so unheimlich sanft und zurückhaltend war.

Sie kannte ihn zu gut.

Er grinste schief und blickte ihr auf diese besondere Art und Weise entgegen, die ein Mann einer Frau schenkte, welche ihm viel bedeutete und ihm nahestand.

„Womit habe ich das verdient?“, fragte er gespielt schockiert und blickte schließlich zu Alexis, welche Prince und Emilia gespannt zu beobachten schien.

Direkt sah er ihr leicht grinsend entgegen.

„Lust auf einen Kaffee?“, fragte er schließlich und blickte kurz fragend zu Emilia, als wollte er sie tatsächlich um Erlaubnis fragen, ob es auch wirklich in Ordnung war, dass Alexis dabei sein würde.

„Oh, ja, das wäre echt toll“, antwortete diese und blickte freudig in die Richtung von Alexis.

Wieder einmal fragte sich Prince für einen winzigen Moment, warum sie beide kein Paar mehr waren, ehe ihm erneut all die Probleme in den Sinn kamen, die sie gehabt hatten. Zwar hatten sie nie wirklich gestritten, aber sie hatten ihre Widersprüche gehabt.

Prince brauchte ein Abenteuer und Emilia Beständigkeit.

Das würde und konnte niemals zusammenpassen.

„Ich habe noch einen anderen Termin“, konterte Alexis in diesem Augenblick und Prince erkannte direkt, wie Emilia kurz zu ihm sah.

„Oh, nein, wie schade“, entgegnete diese gleich und wandte sich hilfesuchend zu Prince um. Er betrachtete Alexis und war sich nicht sicher, ob sie wirklich eine Verabredung hatte oder gar keine Lust, gemeinsam mit ihnen etwas trinken zu gehen.

Am liebsten hätte er erneut nachgehakt und sie nach dem Termin gefragt, doch hatte er dies schließlich gelassen. Stattdessen warf er ihr einen auffordernden Blick zu, doch hatte sie sich schon abgewandt und war in Richtung des alten Gebäudes getreten, in welchem sie zuvor ihre Sachen abgelegt hatte und sicher nun holen wollen würde.

„Du verpasst den weltbesten Schokokuchen“, sagte Emilia noch einmal und sah, wie Alexis sich zu ihnen umdrehte.

Etwas an ihrem Blick war anders, als noch zuvor. Wirkte sie nicht verbissen? Oder gar verbittert?

Kurz dachte Prince darüber nach, ehe er leicht den Kopf schüttelte. Alexis war niemand, der sich von jemandem wie Emilia nerven lassen würde. Vermutlich wollte sie ihm damit nur einmal mehr demonstrieren, dass sie keinerlei Interesse an seiner Person hatte.

Schließlicht war Prince ihr kurz hinterhergelaufen und hatte dabei den Arm von Emilia von sich gelöst, welchen sie wohl, zuvor um ihn gelegt haben musste.

„Ich hole dich heute Abend vor dem Essen ab“, sagte er und grinste schief, während sich in seinem Blick dieses ganz bestimmte Etwas zeigte.

Doch sah sie ihm in dem Moment nur eisern entgegen und hob langsam die Augenbrauen, als wäre sie verwundert darüber gewesen, was er gerade anbot.

„Nicht nötig. Wir sehen uns dort“, setzte Alexis noch einmal kühl hinterher, ehe sie sich von ihm abwandte.

A song of Catastrophe

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