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Die Erbschaft

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Der älteste Bruder von Tobias’ Vater, Onkel Adalbert (eigentlich Adolf – er hat sich aber aus Gründen umbenannt, auf die ich hier wohl nicht näher einzugehen brauche), der in jungen Jahren nach Amerika ausgewandert war, ist „überraschend und unerwartet“ – wie es im Kondolenzschreiben tatsächlich hieß – im Alter von 82 Jahren verstorben. Nun war der Brief des Nachlassverwalters bei den Schroffensteins eingetroffen, die von dem Ableben ihres Verwandten noch keinerlei Nachricht hatten. Helene war aus allen Wolken gefallen und dachte erst an einen bösen Scherz, rief aber dann ihren Mann an, der eine Stunde später in der Doppelhaushälfte der Familie eintraf. Helene hatte den Brief bereits geöffnet und gelesen, obwohl deutlich „persönlich, vertraulich“ (private and confidential) auf dem Brief vermerkt war.

Adalbert, den Tobias nach seiner Kindheit überhaupt nur noch vier oder fünf Mal getroffen hatte, hatte ausgerechnet ihn zum alleinigen Erben eingesetzt. Adalbert, ein komischer Kauz und Sonderling der Familie, der nie geheiratet hatte oder sonst in einer Beziehung lebte (soweit man wußte), war Zeit seines Lebens Junggeselle geblieben und kinderlos. Aber warum er keinen der zahlreichen anderen Cousins oder Cousinen der Familie bedacht hatte, blieb etwas rätselhaft. Im Testament, das als Kopie dem Brief beilag, stand als Begründung nur ganz lapidar: „Tobias war der netteste meiner Neffen. Er war der einzige Junge, der mir aufmerksam zuhörte, wenn ich Käptn Blaubärs Geschichten erzählte, und er war der einzige, der mir weder an meinem Bart gezupft hat, noch jemals danach gefragt hat, warum ich einen Bart trage.“

„Ist das wahr? Hast Du nie danach gefragt?“ fragte Helene, und Tobias antwortete: „Ich weiß es nicht mehr. Aber ich erinnere mich noch sehr gut, wie mit seiner Pfeife im Mund und mit seiner Mütze auf dem Kopf uns Kindern vorgelesen hatte. Er war für mich Käptn Blaubär.“

Nun, Käptn Blaubär hatte im Weiteren verfügt, dass sein Immobilienbesitz veräußert, Hausrat, Aktien und jeglicher Besitz zu Geld gemacht werden sollte, um dann als einzelne Geldüberweisung an seinen Erben zu gehen. Er selbst hatte schon erfolgreich in diese Richtung gearbeitet, denn sein Barvermögen, verteilt auf drei Konten belief sich bereits auf über 14 Millionen Kanadischer Dollar. Der Nachlassverwalter gab an, dass grob geschätzt 27,5 Mio. CAD an Vermögen zusammen kommen dürften, das wären über 20 Millionen Euro.

Er hatte einen längeren Brief dazu geschrieben, worin er anregte, nicht schlagartig den ganzen Besitz zu veräußern, wozu er sich ohnehin außer Stande sah, sondern – besonders für den Immobilienverkauf – wenigstens ein halbes, besser ein Jahr einzuplanen. Vorausgesetzt natürlich, Tobias Schroffenstein würde das Erbe annehmen. Daran aber konnte kein Zweifel bestehen. Wenn sich das Glück einem schon so aufdrängt…

Tobias und Helene beschlossen, niemanden von dem neuen Vermögen zu erzählen. Das würde nur böses Blut unter den Verwandten geben und Neider auf den Plan rufen. Auch gegenüber den Kindern, die im schwierigen Alter von 12 bis 17 waren, sollte die Geschichte zunächst geheim gehalten werden. Der Tod des Onkels wurde bekannt gegeben, auch das man überraschend „etwas“ geerbt habe, das schon, aber nicht, wie viel es wirklich war. Das gelang auch ganz gut, denn offenbar wußte niemand in der Familie, wie viel Geld der alte Onkel tatsächlich besessen hatte.

Der letzte der Familie, der ihn besucht hatte, war ein Cousin von Tobias Vater, also ein Großcousin. Der hatte erstaunt berichtet, einen wohlhabenden Mann getroffen zu haben. Statt in einem kleinem Blockhaus zu wohnen, wie Adalbert ihm geschrieben hatte, wohnte er in einem sehr komfortablen Holzhaus – und das war nur sein Ferienhaus. Aber dieser Besuch lag schon 12 Jahre zurück.

Als der Brief des Nachlassverwalters Tobias erreichte, war die Beerdigung bereits erfolgt. Es bestand damit kein besonderer Anlass, nach Kanada zu reisen, Telefonate und E-Mails reichten, zumal der Nachlassverwalter sehr zuvorkommend war. Er hatte geschrieben, dass er bereits von Adalbert dazu berufen worden war, da er auch früher schon geschäftliche Angelegenheiten für den Onkel erledigt hatte.

Es verging also tatsächlich ein dreiviertel Jahr, bevor der Nachlassverwalter das letzte Waldgrundstück samt Ferienhaus aus dem Besitz von Adalbert für einen guten Preis verkauft hatte und, nach Abzug seines nicht unbescheidenen Honorars, die gesamte Summe von umgerechnet 21,3 Millionen Euro überweisen wollte. Die ganze Zeit über hatten Helene und Tobias darüber gesprochen, was sie am besten mit dem Geld machen sollten. Tobias hatte immer abgewiegelt, so als glaube er noch nicht daran, plötzlich von einem Gutverdiener zum Multimillionär geworden zu sein. „Ich glaub das erst, wenn die Kohle auf meinem Konto ist,“ sagte er dann zu seiner Frau. Manchmal hielt er sogar einen besonders raffinierten Betrug im Stile der Nigeria-Connection für möglich, aber er wurde nie zu irgendeiner Überweisung aufgefordert.

Da sich der Transfer solange hinzog, waren viele Pläne gemacht und wieder verworfen worden. Nur auf eines verständigte sich das Ehepaar: Sie brauchten ein Konto im Ausland, nicht nur aus steuerlichen Gründen (so gesetzestreu beide auch waren, aber sie wollten die Erbschaftssteuer dann doch irgendwie vermeiden; zumal die Erbschaft auch im Ausland angefallen war, hielten sie das für legitim). Aber eingerichtet hatten sie noch kein Auslandskonto, und als die freudige Nachricht des Nachlassverwalters kam, war es noch immer nicht eingerichtet. Da der Kalender von Tobias voll war mit Geschäftsterminen – so musste er unbedingt zur Messe „Ambiente“ nach Frankfurt reisen, um eine Neuheit aus seiner Firma zu präsentieren (und: Reichtum hin oder her, hier ging es um Ehre) – kamen beide nach kurzer Beratung überein, dass Helene allein nach Liechtenstein fahren würde, um dort für beide ein Konto einzurichten.

Nun, das war von Tobias ein großer Vertrauensbeweis seiner Frau gegenüber, aber ich will hier auch nicht verschweigen, dass dieser Verabredung ein heftiger Ehekrach voranging. Getreu seinem Motto, der Klügere gibt nach, willigte Tobias ein, seine Frau – mit allen erdenklichen Vollmachten ausgestattet –, allein auf die Reise nach Vaduz zu schicken.

Da auch Liechtensteiner Banken inzwischen bequemes Online-Banking ermöglichen, konnten beide bereits eine Woche später am heimischen PC vereint bewundern, wie der Betrag ihrem neuen Konto gutgeschrieben wurde. Natürlich wurde mit Champagner angestoßen und Tobias meinte feierlich zu seiner Gattin: „Jetzt gilt’s. Nun müssen wir klug mit dem Geld umgehen. Auf jeden Fall werde ich weiter in der Firma arbeiten, aber jetzt kann ich das alles viel gelassener angehen. Wenn die Erbengemeinschaft mich abberuft – obwohl ich dazu kein Anzeichen sehe – dann kann ich mir auch selbst eine Firma kaufen oder aufbauen. Aber untätig Zuhause sitzen werde ich nicht.“

Helene hatte schon deutlich konkretere Pläne: „Ich finde, wir sollten uns ein größeres Haus gönnen. So ein freistehendes. Mich stört es schon, wenn die Nachbarn uns auf der Terrasse beobachten. Dann könnte ich mich auch mal oben ohne sonnen.“ Das Argument überraschte Tobias, der seine Frau als eher etwas gehemmt kannte. Als er vor Jahren einmal vorgeschlagen hatte, einen FKK-Strand zu besuchen – weit weg in Frankreich, wo sie niemand kannte – hatte sie empört abgelehnt.

Schnell fanden sich weitere Gründe für ein größeres Haus: Hier war kein Platz für eine Garage, so mussten beide Autos auf der Straße parken. Ihr Garten war zwar größer, als bei den meisten Häusern in der unmittelbaren Nachbarschaft, aber trotzdem nicht sehr groß. Außerdem fehlte ein Gästezimmer. Das war zum dritten Kinderzimmer gemacht worden.

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