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Die Geschichte von Vitamin D

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Vitamin D ist schon seit Langem bekannt als das „Knochenvitamin“ und wird aus diesem Grund heute den Säuglingen während des ersten Lebensjahres in Form von Vitamin-D-Tropfen verabreicht. Dies dient zur Verhinderung von Rachitis (Deformierung der Knochen), die um das Jahr 1900 weit verbreitet war. In den Industrieregionen litten damals 80 bis 90 Prozent aller Kinder an Rachitis, weil sie einerseits zu wenig nach draußen an die Sonne kamen und andererseits die Sonnenstrahlen aufgrund der Luftverschmutzung durch Kohleverbrennung die Erde kaum erreichten. Die erste wissenschaftliche Beschreibung der Vitamin-D-Mangelkrankheit Rachitis stammt bereits aus dem 17. Jahrhundert, aber erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der kausale Zusammenhang zwischen Vitamin D und der Knochenerweichung aufgedeckt.

Im Jahre 1918 experimentierte der Wissenschaftler Sir Edward Mellanby mit Hunden, die nie das Tageslicht gesehen hatten. Er konnte beweisen, dass die Tiere die Rachitis aufgrund eines Mangels an einem Mikronährstoff entwickelten und verdächtigte ein „fettlösliches Vitamin“. Bestärkt wurde seine Annahme durch die Tatsache, dass er die Rachitis mit Fischleber (als gute Vitamin-D-Quelle) erfolgreich behandeln konnte. Der Faktor „Licht“ blieb also zunächst unbeachtet.

1919 gelang es auch dem Kinderarzt Kurt Huldschinsky, Rachitis zu behandeln. Er entdeckte, dass sich die Symptome durch Bestrahlung mit einer UV-B-Lampe schlagartig verbesserten, konnte aber noch nicht die weiteren Zusammenhänge erkennen. Kurz darauf fanden die Forscher Goldblatt und Soames heraus, dass Vitamin D durch Bestrahlung mit Sonnenlicht aus einer Vorstufe entsteht, die auch in der Haut vorhanden ist (7-Dehydrocholesterol). Die Wissenschaftler Hess und Weinstock konnten dann nachweisen, dass die Gleichung „Sonnenlicht = Vitamin D“ tatsächlich richtig ist. Sie bestrahlten kleine Hautstücke mit Licht und verfütterten sie an Ratten mit Rachitis. Die Ratten wurden schnell gesund. Die andere Gruppe der kranken Ratten erhielt unbestrahlte Hautstückchen und die Rachitis blieb bestehen. Somit wurde gezeigt, dass es sich bei der Substanz nicht nur um einen essenziellen Nahrungsbestandteil handeln konnte.

Der Biochemiker Elmer V. McCollum machte im Jahre 1923 weitere Experimente mit Lebertran. Leber ist eine sehr reiche Quelle an einem anderen Vitamin: Retinol oder Vitamin A. Um nun auszuschließen, dass Vitamin A mit der heilenden Wirkung in Bezug auf Rachitis in Verbindung stand, wurde es vor den Experimenten durch Oxidation zerstört. Trotzdem behielt der so behandelte Lebertran seine antirachitische Wirkung und es war nachgewiesen, dass ein anderer, von Vitamin A unabhängiger Stoff die Heilkraft für Rachitis besaß. Die neu identifizierte Substanz mit anti-rachitischer Wirkung nannte er „Vitamin D“.

Kurz darauf, im Jahre 1927, gelang dem deutschen Chemiker Adolf Windaus die fotochemische Herstellung von Vitamin D. Er erhielt 1928 für seine Arbeiten den Nobelpreis. Es konnte auch gezeigt werden, dass die isolierte Substanz aus dem Lebertran mit dem neu entdeckten Vitamin D identisch war. Mit synthetisch hergestelltem Vitamin D wurde Rachitis nun behandelbar. Es war das Wunder-Vitamin der 1930er-Jahre und wurde seitdem auch vielen Lebensmitteln zugesetzt.

Der Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D wurde 1945 aber ein jähes Ende gesetzt. Bei der Anreicherung von Milch kam es zu einem fatalen Fehler. Statt der üblichen Dosis gelangten extrem hohe Mengen Vitamin D in die Milch und es kam teilweise zu tödlichen Überdosierungen bei Kindern. In Extremkonzentrationen führt Vitamin D zu Verkalkungen der inneren Organe, z. B. der Nieren. Aufgrund dieses Unfalls ist es in Deutschland noch heute verboten, Lebensmittel mit Vitamin D anzureichern. Historisch gab es nur eine einzige Ausnahmegenehmigung für Margarine, um sie ihrem Vorbild, der Butter, gleichwertig zu machen. Heute ist auch Fertigmilchnahrung für Säuglinge angereichert. Hinzugekommen ist im Herbst 2008 eine Quarkspeise für Kinder, die die Versorgung von Kindern mit Vitamin D und Kalzium verbessern soll. In vielen anderen Ländern werden Lebensmittel wie Milch, Orangensaft und Frühstückscerealien mit Vitamin D angereichert.

Erst in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren wurde dann die im Körper aktive Form des Vitamin D – das Steroidhormon Calcitriol – entdeckt. Manche Wissenschaftler streiten noch heute darüber, wo die Substanz nun eigentlich einzuordnen ist. Doch für seine vielfältigen Wirkungen ist dies völlig unerheblich.

Die Geschichte dieser „Sonnensubstanz“ hat eigentlich gerade erst begonnen. Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass Vitamin D aufgrund seiner maßgeblichen Rolle im Kalzium-Stoffwechsel unerlässlich für die Knochengesundheit ist. Seine Rolle in der Prävention von Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, verschiedenen Krebsarten, Infektionen u.v.a.m. sind aber sozusagen Neuzeitgeschichte und wir können gespannt sein auf zukünftige Erkenntnisse. Die neuesten Trends bis dato sind in diesem Buch zusammengefasst.


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