Читать книгу Thesen zur ganzheitlichen Demokratie. - W. Eckehart Heeger - Страница 4
Einleitung
Оглавление„Unmündigkeit ist das Unvermögen sich seines eigenen Verstandes, ohne Leitung eines anderen, zu bedienen! Selbst verschuldet ist sie, wenn die Ursache nicht im Verstand, sondern in Mut liegen.“ (Kant)
Wenn sie mit den heutigen, repräsentativen Demokratien oder Schauspielen der politischen Klasse und anderer Subprozesse der Gesellschaft, nicht einverstanden sind und sich für eine bessere, richtige Demokratie interessieren, dann unterziehen sie alles, was sie bisher über Demokratie gelesen, ihnen beigebracht wurde und alle die Erfahrungen, welche sie bisher mit sogenannten Demokratien gemacht haben oder Theorien, die nicht nur über sie, sondern allgemein über die Entwicklung von Menschen, ihre Gesellschaften und ihre Subsysteme sehr kritisch einer strengen Prüfung und hinterfragen sie sie. Nachdem ich viele Theorien und ihre Aussagen über Demokratie, Staat, Gesellschaft, aber auch ihre Subsystem und auch manche Dogmen, Paradigmen oder Phrasen, wie „Herrschaft des Volkes“, „den Bürger als Souverän“, oder „dass es zu etwas keine Alternativen gäbe“, u. a. m, welche man Bürgern häufig als demokratisch vorgaukelt, hinterfragt habe, bin ich erstaunt, wie wenig sie mit Demokratie, aber auch Realität zu tun haben. Auf ihnen wird dann ein Scheinkonstrukt errichtet, das mit dem wirklichen Leben der Gesellschaftsmitglieder wenig gemeinsam hat und sie nicht schützt, sondern eher dem Missbrauch und der Ausbeutung ausliefert. Diese Theorien dienen mehr dazu, die Bürger zu verdummen, zu manipulieren und auszubeuten, als sie zu mündigen Bürger und ihre Gesellschaften zu wirklichen Demokratien zu entwickeln. Dennoch wird auf ihnen aufbauend von „Unwissenden und -fähigen“ Wissenschaft und Politik betrieben.
Wenn man wissen will, was Demokratie nicht ist, obwohl der Begriff dafür in heute existierenden Staaten fast überall ge- oder besser missbraucht wird, so kann man sich die existierenden Regierungs- und Staatsformen auf der Erde ansehen, die sich Demokratie nennen, ohne es zu sein. Keine verwirklicht Demokratie schon ganz und richtig. Ich möchte nur einige, gängige, falsche Aussage von Theorien anführen:
- Gesellschaft entsteht nicht durch Vertrag oder Gewalt, sondern schon eher wie ein Organismus, weil in ihm alle Zellen und Organe, wie die Subsysteme einer Gesellschaft, solidarisch für das Ganze zusammenarbeiten, sich gemeinsam schützen oder gemeinsam untergehen. - Auch eine beliebig von Menschen formulierte Verfassung, macht noch keine Demokratie möglich. - Demokratie ist weder“Herrschaft für das Volk, durch das Volk, über das Volk!“, wie es Lincoln formuliert hat. - Es ist auch nicht die Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit oder einer, wie immer gearteten Elite über die Mehrheit. Demokratie ist keine Herrschafts-, Staats- und auch keine Regierungsform; denn in einer Demokratie darf es kein oben und unten, keine Herrscher und Untertanen oder Herrschaft von Menschen über Menschen geben. - Es ist auch nicht die Herrschaft formaler Gesetze, wie sie heute mehr oder weniger beliebig durch Machtmissbrauch bestimmt und häufig durch Unfähigkeit oder Lobbyismus falsch formuliert und dann auch noch von Anwälten oder Richtern interpretiert werden müssen. - Auch eine Herrschaftsformen von Menschen in Verwaltungen, wie sie besonders heute auch mit Maschinen und Computer ausüben können und zur Niemandsherrschaft verkommen kann, darf nie entstehen. Denn damit geht der Bezug der Verantwortung von und für Menschen verloren und Demokratie wird, wie heute überall, „Macht ohne Verantwortung“.- Demokratie ist auch keine Staatsform, welche auf ein Staatsgebiet beschränkt sein kann. Sie hat mit Staat und den alten Fragmenten eines Staates nichts gemeinsam.
Denn in heutigen Demokratien geht es nicht, um das Wohl des Volkes und noch weniger, das der Menschen und Gesellschaftsmitglieder, sondern, wie immer in Herrschaftsgesellschaften nur um Macht und Machterhalt der politischen Parteien oder Klasse, um ihre eigenen, egoistischen Interessen möglichst ungehindert zu verwirklichen. Die meisten Staaten, Herrschaftssysteme und auch sogenannte Demokratien heute, haben sich einen demokratischen Anschein gegeben, um damit ihre Macht nach innen und außen zu legitimieren. Nur wenige haben einige Fragmente verwirklicht und noch weniger oder keine, ganzheitlich integriert und umgesetzt. Die meisten Aktionen darin sind nicht nur un-, sondern antidemokratisch. Statt dessen werden alte Gewohnheiten, Macht- oder Gesellschaftsmodelle, in wenig abgewandelten Formen oder durch einige Fragmente reduziert oder symbolisch ergänzt, neu nachgeahmt. Was aber noch erstaunlicher ist, dass wir Bürger uns das als „gute Untertanen“ bis heute haben bieten lassen. Vielleicht, weil viele glauben, dass es nicht anders möglich sei. Das möchte ich ändern und Bürger ermuntern selbst darüber nachzudenken und sich zu wehren; denn es gibt Alternativen und nicht nur eine, sondern viele. - Es darf in einer Demokratie keinen Menschen geben, welcher einen höheren Status, als den des Bürgers mit allen Rechten und Pflichten haben und den jeder andere beanspruchen kann. Die meisten Staaten und Herrscher heute haben sich einen demokratischen Anschein gegeben, um damit ihre Macht nach innen und außen zu legitimieren. Leider wurde und wird von manchen opportunistischen Denkern versucht alle möglichen Herrschaftsformen demokratisch zu legitimieren.
- Wahl ist das, was den meisten, sogenannten Demokratien heute gemeinsam ist auch, wenn sie nur zum Schein durchgeführt wird und eine Versammlung von sogenannten Repräsentanten oder einen König auf Zeit hervorbringt. Aber auch eine Scheinwahl macht noch keine Demokratie, wenn die Bürger nicht ihren Willen darin ausdrücken können und dieser dann auch umgesetzt wird. - An eine demokratische Verfassung und Wahl müssen höhere Ansprüche gestellt und durch sie verwirklicht werden, als dies bisher geschehen ist.
- Recht kann auch nicht durch Gesetze entstehen, welche sich nur auf Freiheit oder eine falsche Verfassung beziehen, sondern nur, wenn die Gesetze und damit auch Recht aus Gerechtigkeit abgeleitet werden. In Gerechtigkeit ist mögliche Freiheit enthalten, aber nicht umgekehrt.
- Auch Gewaltenteilung reicht für Demokratie oder Rechtsstaatlichkeit, um Machtmissbrauch zu verhindern, nicht aus, weil alle Teilgewalten durch politische Parteien bestimmt, ihre Oberen von ihnen ernannt, damit von Parteien abhängig und auch von ihnen wieder koordiniert werden. Parteien sind Vereinigungen, um Macht zu erringen, hinter welchen Verantwortungslosigkeit und Korruption verschleiert wird. Sie sind das Ende jeder Demokratie. Auch damit wird Demokratie, zur Macht ohne Verantwortung.
- Repräsentation von Menschen durch andere egoistische Menschen ist nicht möglich, wenn sie nicht an imperative Mandate und Kontrolle durch alle Bürger gebunden ist.
- Die wichtigste Grundlage jeder Demokratie ist nicht ihrer Wirtschaft und deren Zweck, das Kapital, sondern es sind ihre Menschen. Es ist deshalb wesentlich, welches Menschenbild man einer Demokratie und Gesellschaft zu Grunde legt. Ist es, das egoistischer Menschenwesen, wie sie heute durch die Folgen der falschen, liberalen Theorien geworden sind oder ist es, das ihres Menschsein; denn nur sie, als Bürger im Menschsein, können auch ganzheitlich demokratische Gesellschaft verwirklichen. So wie kein Mensch egoistisch, um Macht und Überlegenheit ringen und zugleich liebend in einer integeren Person sein kann, so kann auch nicht Demokratie oder Gerechtigkeit durch egoistische Menschen entstehen und verwirklicht werden. Dafür müssten sie in sich gespalten sein, wie man dies in heutigen, kapitalistischen, neurotischen Gesellschaften sehr häufig oder überwiegend antrifft. Aber auch dann, können sie selten nachhaltig gerecht sein. Man kann auch nicht Umweltschutz oder CO2-emissionsverringerung u. v. a. , z. B. Menschenrechte proklamieren und gleichzeitig, wenn es um die Macht der Partei und damit auch der egoistischen Menschen in ihr geht, mit denen, welche das Kapital für den Machterhalt geben, paktieren.
Den sogenannten repräsentativen Scheindemokratien möchte ich, als Theorien, eine neue Gesellschafts- Gerechtigkeitstheorie und einer ganzheitliche Demokratie gegenüber stellen. Wer sich damit beschäftigen möchte zu erfahren, was ganzheitliche Demokratie sein kann, sollte erst alle alten Zöpfe abschneiden und die Gesellschaft mit allen ihren Subsystemen vom Kopf auf die Füße stellen. - Denn Demokratie ist eine gesellschaftliche Organisationsform, welche nur durch die Bürger einer Gesellschaft gemeinsamen, nach bestimmten Leitprinzipien, in sehr unterschiedlichen Gebieten auf der Erde, entstehen kann und alle ihre Basisgesellschaften solidarisch verbindet.
Da sich eine Demokratie und damit ihre Theorie auf eine Gesellschaft von Menschen bezieht, welche in Koevolution mit ihren Bürgern, aber auch allen anderen Gesellschaften und der Umwelt entstehen und nicht nur das politische Subsystem der Gesellschaft behandelt, sollte sie auf Prinzipien basieren, welche sowohl für die Gesellschaft als auch alle ihre Subsysteme und Menschen gleich sind, damit sie nicht mit ihnen in Konflikt geraten müssen. Denn auch alle Subsystem jeder Gesellschaft werden von Menschen bestimmt und durch sie gebildet. Die Demokratie- und Gesellschaftstheorie sollte also, nicht nur das Handeln in der Politik, sondern auch das der Menschen beschreiben, legitimieren und rechtfertigen. Zum einen sollten auch die Formulierungen nicht so abstrakt sein, dass sich daraus keinerlei Falsifizierungskriterien für das praktische Leben und Handeln ableiten lassen. Schon der Begriffe „Staat“ ist für eine Gesellschaft zu abstrakt, weil es einen handelnden Staat nicht gibt. Auch Politik oder Gesellschaft sind ebenfalls noch zu abstrakt, weil es nur handelnde Menschen sind, welche, in wie immer legitimiertem Auftrag, für eine Gesellschaft politisch handeln können. Letztlich sollte deshalb, alles auf die Gesamtheit der Menschen und Bürger in einer Gesellschaft zurückgeführt werden. Denn, je weiter sich Abstraktionen vom Leben und speziell dem menschlichen Leben auf welches, sich jede Gesellschafts-, Demokratie- und auch politische Theorie beziehen sollte, entfernt, desto weniger kann sie den Menschen, welche die wichtigsten Akteure dieser Theorien sind und sein sollten, gerecht werden und desto mehr geht sie an der gesellschaftlichen Realität vorbei. So haben Luhmann und Habermas zwar Kommunikation als wichtig erkannt. Aber die Kommunikationsmedien, welche sie wählten, nämlich Recht und Geld, haben mit Leben allgemein und dem tatsächlichen Leben der Menschen und ihren Beziehungen untereinander, nicht die Wichtigkeit, wie z. B. Wahrheit, Vertrauen oder Verantwortung. Andererseits sollte eine Gesellschafts- und Demokratietheorie möglichst viele, wenn nicht alle Bereiche des Lebens der Menschen in einer und auch aller Gesellschaften umfassen und erklären können. Sie sollte, aber auch die Suche nach Orientierung, welche für Menschen sowohl für ihr persönliches als auch noch mehr für ihre Entscheidungen und ihr Handeln in der Gesellschaft wichtig sind, nicht dadurch vereinfachen, dass die Abstraktionen keine Orientierungen mehr möglich machen und zusätzliche Probleme entstehen lassen. Ein solches selbstreferenzielles System, das die Problem, welche es zu lösen vorgibt selbst erzeugt, trifft auf heutige Demokratien und auch die kapitalistische Wirtschaft zu (Luhmann) Eine neue Theorie sollte aber zu nachhaltigen Lösung der gesellschaftlichen Probleme und der Beantwortung der offenen Fragen der Soziologie, z. B. der gesellschaftlichen Statik, beitragen. Als soziologische Theorie kann sie nur eine psychologische als Basis haben und aus dieser weiterentwickelt hervorgehen.