Читать книгу Held des Weltraums: Mark Tolins Band 1-17 - Die ganze Serie - W. W. Shols - Страница 105

Оглавление

Carole kämpft



Vernon Kane kam wieder zu sich. Er saß in einem Schalensessel. Seine Arme waren nach hinten gebogen, um die Lehne herum, so dass sich die Hände hinten trafen. Die Handgelenke wurden durch Schnurwindungen zusammengehalten. Die Schultergelenke befanden sich unter Spannung, doch erleichterte es ihn, als er im Sessel etwas nachrutschte. Mehr ließ sich nicht erreichen. Vor ihm befand sich ein niedriger runder Tisch Dahinter standen drei andere Sessel. Sie waren zufällig oder absichtlich so arrangiert, dass er ihnen isoliert gegenüber saß.

Die Sitzecke gehörte zu einem großen, hell erleuchteten Wohnraum mit Fensterfront, kostbar eingelegten Türen, einem leuchtenden Teppich und einigen Möbeln, der insgesamt so leer wie ein chinesischer Wohnraum wirkte. Im ersten Sessel saß Carole Felby. Sie trug immer noch ihre weiße Tracht und sah sehr blass aus. In ihren Augen lag die Angst, aber auch Entschlossenheit.

Im zweiten Sessel saß Dudley Walsh, weit vorgebeugt, als könnte er nicht dicht genug herankommen. Er sah gut zehn Jahre älter aus als damals in Craymouth. Auf seinem Haar lag ein grauer Schimmer. Er wirkte imposanter als früher. Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein gaben ihm etwas Wuchtiges und Beeindruckendes. Das Gesicht war stark gefurcht und düster. An dem forschenden Zugriff der Augen hatte sich nichts geändert. Man konnte viel gegen ihn sagen, aber er war eine Persönlichkeit. Vernon Kane empfand das jetzt viel stärker als in Craymouth.

Im dritten Sessel saß Rapan I., der Herrscher des Titan. Er war groß und schlank, wirkte sportlich und hatte schnelle, bemerkenswert präzise Gesten. Seine Haut war von einem tiefen Schokoladenbraun mit einem eigentümlichen Stich ins Graue, so dass sie an einen frierenden Neger erinnerte. Dieses wie mit Asche überlagerte Braun war für die Bewohner des Titan charakteristisch. Es schadete Rapan nichts, denn er war auch sonst ein typischer Titaner. Er besaß ein gut geschnittenes, ungewöhnlich fotogenes Gesicht mit schmalrückiger Nase, markant geformter Stirn und großen Augen, deren Weiß ebenso leuchtete wie das Weiß seiner Zähne. Trotz der Hautfarbe konnte man ihn nicht mit einem Neger vergleichen. Im Übrigen drückte das Gesicht starke Intelligenz, eine gute Portion Energie und einen gewissen Hochmut aus.

Rapan trug einen weißen, seidig schimmernden Anzug, der vermutlich von einem Londoner Schneider stammte, dazu ein mattblaues Hemd mit einem etwas dunkler getönten Schlips, mattblaue Socken und etwas hellere Schuhe. Die schlichte Eleganz überzeugte davon, dass er in keiner Weise einem irdischen Playboy nachstand.

Im Moment saß er lässig in seinem Sessel und rauchte eine Zigarette, nicht viel mehr als ein scharmanter Gesellschafter, der sich gerade etwas langweilt. Auf seinen Lippen tauchte sogar gelegentlich ein amüsiertes Lächeln auf. Die Augen behielten die sanfte Ausdruckslosigkeit von Kuhaugen.

Carole sprach. Ihre Stimme klang nach Tränen, aber auch nach Zorn.

»... und wenn Sie mir nicht glauben, ändert das auch nichts. Er ist nur hergekommen, weil er dachte, Sie würden mich nicht fortlassen. Er war schon immer so ungeduldig. Er will mich abholen, damit wir heiraten können. Das ist wirklich alles. - Oh, Vern, du bist Wieder bei Bewusstsein?«

Sie sprang auf und kam zu ihm herüber. Sie nahm ein Glas vom Tisch und setzte es ihm an die Lippen.

»Trink, Vern, es wird dir gut tun. Hast du Schmerzen?«

»Nicht viel«, brachte er mit einiger Anstrengung heraus. »Tut mir leid, Carole. Ich wollte dir keinen Kummer bereiten.«

»Du hättest warten sollen«, erwiderte sie einfach, während sie ihn trinken ließ. »Ich hatte doch versprochen, zu kündigen. Jetzt machen sie natürlich einen Schauerroman daraus. Niedergeschlagen und gefesselt! Als ob du mit einer Bombe in der Tasche gekommen wärst! Manche Leute werden vor lauter Angst hysterisch. Oder vor schlechtem Gewissen!«

»Dolchspitzen unter Samt«, warf Rapan belustigt und liebenswürdig hin.

»Bis jetzt ist Ihrem Freund nicht viel geschehen. Bitte, setzen Sie sich wieder, wenn Sie ihn ausreichend getränkt haben. Sie brauchen mich nicht mehr von Ihrer gegenseitigen Zuneigung zu überzeugen. Da andere aus Liebe sogar die Sterne vom Himmel holen, leuchtet mir durchaus ein, dass Mr. Kane diesen Ausflug zum Titan gewagt hat. Er wird jedoch trotzdem einige Fragen zu beantworten haben.«

»Er ist nicht vernehmungsfähig.«

»Ihre Medizin wird ihm sicher gut tun.«

Carole ging stumm zu ihrem Sessel zurück.

»Vernon Kane?«, sagte Dudley Walsh, als käme er aus einem Traum zurück. »Was wollen Sie hier?«

»Ich habe es Ihnen doch gesagt«, versuchte es Carole noch einmal. »Wir lieben uns, und...«

»Unsinn!«, unterbrach Walsh barsch und wollte weitersprechen, aber Rapan fing ihn ab. Er schien immer noch völlig unbeschwert zu sein.

»Warte bitte. Und Sie schweigen jetzt besser, Miss Felby. Wir haben Ihre Lesart gehört und sind bereit, sie zu glauben. Leider reichen meine geistigen Fähigkeiten nicht aus, um einige Dinge am Rande ganz ohne Worte zu verstehen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass meine Schwester Ihren Freund von früher her kennt und sich vor ihm fürchtet. Er scheint auch mit Professor Walsh bekannt zu sein. Zufall? Vielleicht, aber ich halte nichts davon, den Zufall zu überfordern. Mr. Kane wird uns sicher einige Erklärungen geben wollen. Hindern Sie ihn lieber nicht daran. Es wird ihm angenehmer sein, hier im privaten Kreis zu sprechen als in einem amtlichen Verhör.

»Ich verstehe sehr gut«, setzte sie fest dagegen. »Manchmal ist es aber besser, keine Fragen zu stellen. Er hat nichts Böses gewollt und nichts Böses getan. Geben Sie uns die Ausreise-Erlaubnis, dann ist alles gut.«

Rapan lächelte nur. Sein Lächeln verriet zum ersten Mal eine Grausamkeit, die in ihm verborgen war.

»Carole!«, grollte Dudley Walsh und wollte weiter, aber jetzt kam ihm Vernon Kane zuvor.

»Gib es auf, Carole. Sie sollen fragen, und ich werde antworten.«

»Nein!«, protestierte sie erschreckt. »Du darfst ihnen nichts sagen. Du weißt ja nicht - du kennst die hiesigen Verhältnisse nicht.«

»Er wird sie kennen lernen«, sagte Rapan mit sanfter Höflichkeit. »Und wenn Sie sich noch einmal einmischen, muss ich Sie hinausführen lassen.«

Sie schwieg, wenn auch der innere Widerstand deutlich genug auf ihrem Gesicht blieb.


Held des Weltraums: Mark Tolins Band 1-17 - Die ganze Serie

Подняться наверх