Читать книгу Held des Weltraums: Mark Tolins Band 1-17 - Die ganze Serie - W. W. Shols - Страница 94

Mord!

Am nächsten Morgen reisten sie zu dritt ab - Dudley Walsh, seine Schwester Jenny und Elinor Stuart. Nur Jenny verabschiedete sich bedrückt und traurig. Dudley Walsh verzichtete sogar auf die Teilnahme am Begräbnis seines Freundes.

Vernon Kane blieb allein in dem einsamen, stillen Haus zurück.

Drei Tage später hörte er in den ersten Nachtstunden einen Wagen vorfahren. Er erwartete keinen Besucher, machte sich aber auf den Weg zur Haustür.

Dicht vor der Tür standen zwei große, schlanke Männer. Die Dunkelheit des Abends verbarg nicht, dass beide Farbige waren. Sie trugen beide gut geschnittene graue Anzüge, helle Schuhe, weiße Hemden, weiche Hüte und gelbe Krawatten, so dass sie fast uniformiert, wenn auch nicht auffällig, wirkten.

»Guten Abend«, sagte der eine höflich, während er an den Hutrand tippte. »Mr. Kane, nicht wahr?«

»Ja.«

»Wir kommen von Miss Stuart. Sie hat etwas vergessen. Dürfen wir eintreten?«

»Bitte.«

Er ging ins Wohnzimmer und überließ es den beiden, ihm zu folgen. Sie kamen dicht hinter ihm her. Als die Tür hinter ihnen quietschte, drehte er sich um und wies auf die Sitzgelegenheiten. Das helle Licht zeigte, dass die beiden keine Neger waren. Ihrem Gesichtsschnitt nach konnte es sich um Landsleute Elinor Stuarts handeln.

»Nehmen Sie Platz, wenn Sie wollen. Was hat Miss Stuart vergessen?«

Der Sprecher der beiden entblößte lächelnd seine weißen Zähne. Das sah geradezu hübsch aus.

»Oh, nur eine Kleinigkeit, Mr. Kane. Sie hat nur vergessen, Sie umzubringen. Wir sollen das nachholen.«

Vernon Kane lachte, hatte aber ein unangenehmes Gefühl dabei.

»Hübscher Witz, nicht?«

»Sicher«, lächelte der andere und zog eine automatische Pistole unter der Achsel heraus. »Setzen Sie sich. Wir haben es nicht eilig. Sieh dich um, Joe.«

Der andere nickte und schlenderte hinaus, als ob er zu Hause wäre. Der Pistolenmann lehnte sich gegen die Wand.

»Ich sagte, Sie sollen sich setzen.«

Vernon Kane blieb stehen. Er versuchte, mit der Situation zurechtzukommen. Er hatte keine Angst, obgleich seine Handflächen schweißig waren. Er war nur völlig verdutzt. Die Besucher hätten ebenso gut aus dem Geisterreich kommen können. Zwei Männer, die ihm in aller Ruhe mitteilten, dass sie ihn umbringen würden! Das gab es doch nur in altmodischen Kriminalromanen!

»Das soll ein Spaß sein, nicht?«, tastete er ungläubig.

»Von mir aus können Sie es auch so auffassen«, erwiderte der andere gleichgültig. »Ich habe nichts gegen Leute, die nicht erst herumjammern.«

»Sie meinen es im Ernst?«

»Was dachten Sie?«

Vernon Kane spürte, wie Kälte durch seine Glieder kroch, während auf der Stirn Schweiß ausbrach. Sie meinten es ernst? Er befand sich in Gefahr? Das konnte es nicht geben!

»Unsinn!«, stemmte er sich. »Ich kenne Sie nicht, und Sie kennen mich nicht. Warum sollten Sie mich umbringen?«

Der Pistolenmann blickte etwas aufmerksamer.

»Sie werden hoffentlich nicht nervös? Gar kein Anlass. Überhaupt kein Grund zur Aufregung. Wir haben unseren Auftrag und werden ihn erledigen.«

»Sie wollen mich einfach grundlos erschießen?«

»Grundlos sicher nicht«, begütigte der andere. »Miss Stuart wird schon ihre Gründe haben. Ich persönlich habe natürlich nichts gegen Sie, falls Sie das beruhigt.«

»Sie wollen mich wie ein Kaninchen erledigen?«

»Für ein Kaninchen macht es auch keinen Unterschied, ob es mit oder ohne Grund umgebracht wird. Ich persönlich würde das allerdings nie schaffen. Ich habe Kaninchen gern. Vorsicht, Mister!«

Vernon Kane hielt sich zurück. Er fühlte sich elend und hatte zugleich den Eindruck, steif zu sein. Noch schlimmer war das Gefühl absoluter Hilflosigkeit. Sie wollten ihn umbringen, und sie meinten es ernst, und er konnte nichts dagegen tun.

»Was - was haben Sie mit mir vor?«, versuchte er nach einer Pause einen neuen Anlauf.

»Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben«, beruhigte der Pistolenmann. »Wir sind keine Anfänger. Wir halten auch nichts davon, die Leute erst zu schinden. Momentsache, verstehen Sie. Wir werden ein paar Sachen von Ihnen einpacken und mitnehmen, so dass es aussieht, als ob Sie über Nacht abgereist wären. Joe arrangiert das schon, darauf versteht er sich. Sie brauchen nicht zu denken, dass er die Zahnbürste vergisst. Wir haben auch schon einen feinen Platz, an dem Sie verschwinden können. Schlimmstenfalls wird es nach einem Unfall mit Ihrem Wagen aussehen. Darum brauchen Sie sich aber nicht zu kümmern. Überlassen Sie das getrost uns. Und wie gesagt - wir schinden nicht unnötig.«

»Feiner Zug von Ihnen!«, höhnte Vernon Kane kraftlos, aber damit konnte er den anderen nicht reizen.

»Rationell, Mister. Großer Erfolg mit kleinen Mitteln.«

Die geschäftsmäßige Gelassenheit, mit der er es sagte, trieb Vernon Kane kalte Schauer über den Rücken. Sie wollten ihn tatsächlich umbringen.

»Das ist ja Mord?«, brachte er heraus.

»Man kann es auch so nennen«, bestätigte der Pistolenmann unbeeindruckt. »Wir nennen es anders. Schließlich ist das Politik, nicht? Da heißt es nicht Mord. Wir sind Idealisten, wissen Sie. Und wenn Sie sich nicht missliebig gemacht hätten, wären wir wohl auch nicht hier. Sie hätten sich das vorher überlegen sollen. Aber deswegen brauchen Sie wirklich nicht nervös zu werden. Sie sind nicht der erste, den wir aus dem Weg räumen, und Sie werden bestimmt auch nicht der letzte sein. Was ist, Joe?«

Der zweite Mann kam durch die Tür und setzte einen Koffer ab, der Vernon Kane gehörte.

»Alles in Ordnung. Ich bin bald fertig.«

Er verschwand wieder.

Irgendetwas klickte im Kopf Vernon Kanes. Sein Gehirn arbeitete plötzlich wieder. Seine Glieder waren nass von Schweiß, hatten aber die Steifheit verloren.

Sie wollten ihn tatsächlich umbringen! Sie meinten es ernst! Sie wollten ihn mitnehmen und irgendwo erschießen! Sie wollten ihn spurlos verschwinden lassen!

Und da war vor ihm die schwarze Mündung der Waffe!

Er warf sich gegen den Mann hinter der Pistole.

Er sah die Flamme in dem dunklen Loch aufzucken, ohne einen Treffer zu Spüren. Er stürzte gegen die fremden Knie. Er schlug blind zu, während irgendetwas auf ihn einschlug.

Dann sprang mit einem Knall ein schwarzer Abgrund vor ihm auf.

Er fiel hinein.