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Zwischenspiel 2



Camioon sah nicht so aus, als hätte er das Eintrittsgeld bezahlt. Er stand abseits der Gruppe, die sich um den Fremdenführer geschart hatte. Sein Benehmen wirkte unsicher. Allein, wie er den zerknitterten Hut in den Fingern drehte, wie er gebeugt dastand, den Kopf scheu zwischen die Schultern gezogen, und wie er seine Umgebung aus den Augenwinkeln musterte, wirkte er verdächtig. Er war auch nicht sonderlich sauber. Er gehörte einfach nicht hierher, wo alles hell und steril war.

Der Mann mit der Armbinde konnte ihn nicht übersehen. Camioon erschrak, als er ihm plötzlich gegenüberstand.

„Sir“, stotterte er, bevor der andere noch etwas gesagt hatte.

„Ihren Ausweis, bitte, mein Herr!“

„Was für einen Ausweis?“

„Die Ausweismarke natürlich, Mann!“

Der schroffe Ton hätte genügen müssen, Camioon kapitulieren zu lassen, und der Mann mit der Armbinde schien ihn auch so einzuschätzen. Er war auf keinen Widerstand gefasst. Camioon wurde störrisch.

„Ich habe keine Eintrittsmarke, Sir!“, sagte er herausfordernd.

„Dann verschwinden Sie!“

Camioon gab nicht auf. „Ein bisschen mehr Höflichkeit, Sir, wenn ich bitten darf, ja?“, sagte er.

Und er sagte es laut. Bei den Touristen wurde man auf die beiden aufmerksam. Der Mann mit der Armbinde lenkte sofort ein.

„Geben Sie Ruhe, Mister! Sie machen ja das ganze Haus rebellisch.“

„Okay, Sir.“ Camioon gab sich versöhnlich. „Wenn Sie mir nur eine halbe Minute zuhören, dann wissen Sie, dass ich gar keine Eintrittskarte brauche.“

„So, da bin ich aber gespannt.“

Die Touristen gingen mit ihrem Führer weiter.

„Sehen Sie, das ist so“, begann Camioon, „mir liegt gar nichts an der Führung hier. Wer interessiert sich schon für ein Krankenhaus?“

„Dies ist ein besonderes Krankenhaus.“

„Sie meinen, weil Sie Bolton Yates hier aufbewahren? Na ja, das kann man sehen, wie man will. Mich interessiert dieser Yates überhaupt nicht. Mich interessiert nur, was Sie mit ihm machen, klar?“

„Nicht so ganz.“

„Mein Gott, ich will den Professor sprechen. Ich will mich selbst hibernieren lassen. Für mindestens fünfzig Jahre oder so.“

Der Wärter lachte. „Haben Sie denn Piepen? Die Zeiten sind nämlich vorbei, in denen der Staat die Kosten aus einem Forschungsfonds decken konnte.“

Camioon überraschte ihn mit einer Hundert-Dollar-Note, die er ihm dicht unter die Nase hielt. „Nehmen Sie das, Mann!“

Der Portier mit der Armbinde griff automatisch danach und hielt den Schein gegen das Licht.

„Sie können sich wohl nicht vorstellen, dass ich über reguläres Geld verfüge, oder?“

„Der Schein ist echt“, murmelte der Wärter. „Was haben Sie noch davon?“

„So fragt man Leute aus. Besorgen Sie mir ein Gespräch mit dem Professor. Dann soll es Ihr Schaden nicht sein.“

„Heute geht es nicht mehr. Solche Termine brauchen etwas Zeit. Sind Sie mit morgen Abend einverstanden?“

„Das passt mir sehr gut. Um diese Zeit?“

„Besser sind zwei Stunden später. Sagen wir 20 Uhr."

„Einverstanden. Ich werde pünktlich sein.“

„Es kommt auf eine Viertelstunde nicht an. Wichtig ist, dass Sie 40.000 Dollar in bar mitbringen.“

„Gut, das ist ein Wort.“ Camioon stand auf und ging zur Tür.

„He!“, rief der andere.. „Ich habe 40.000 Dollar gesagt.“

„Ich bin ja nicht taub. Bei 50.000 hätte ich gesagt, dass Sie ein Wucherer sind“, sagte Camioon trocken und ging in einer Haltung hinaus, die zu seinem äußeren Aufzug in keiner Weise passte.

Camioon hatte in der Vorstadt seit Monaten einen einzeln gelegenen Bungalow gemietet. Es gehörte einem Multi, der ohnehin ständig über acht bis zehn Domizile rund um den Globus verfügte und gern eine Weile auf das eine oder andere verzichten konnte. Wichtig an diesem Haus waren die technischen Installationen gewesen, die Camioon ohne wesentliche Änderungen schnell für seine Zwecke hatte ändern können.

Er ging sofort in sein Arbeitszimmer und verfasste seinen Bericht, in dem er nur kurz erwähnte, dass es ihm in mehreren Verkleidungen gelungen war, das Datum für Bolton Yates’ Reaktivierung ausfindig zu machen. Es war der 30. November 2120. Alsdann gab er seine Entscheidung bekannt, dass er ebenfalls auf dem Wege einer Hibernation das Jahr 2120 zu erreichen gedenke. Eventuelle Bedenken der Kommandozentrale müsse er damit aus dem Wege schaffen, dass sein Etat annähernd ausgeschöpft sei. Die Transportation in das Jahr 2120 könne er mit 40.000 Gegenwarts-Dollar plus einiger Spesen finanzieren. Die Auflösung des Zeitreisekanals in die hiesige Gegenwart würde aber mehr als drei Millionen Gegenwarts-Dollar einsparen. Seine Kenntnis von der Anordnung, dass jeder Agent bei gleichwertiger Erfolgswartung immer den billigeren Weg zu suchen habe, diktiere ihm diese Entscheidung. Aus diesem Grunde würde er in wenigen Minuten Barauszahlung beantragen.

Er drückte den Minusknopf, ging in den Teil seines Wohnraums hinüber, der einer Bibliothek aus dem 19. Jahrhundert ähnelte, und öffnete die Hausbar.

Er mixte sich etwas aus einem Gegenwartsrezept, für das er seit Jahren eine Schwäche entwickelt hatte.

Nach dem Drink setzte er sich erneut an den Hauscomputer, programmierte seine Forderung und steckte seine Kreditkarte - programmiert für das ganze Vorhaben - in den Schlitz. Drei Minuten später kam die Gutschrift. Camioon reklamierte den Irrtum. Mit Gutschrift war ihm nicht gedient. Er verlangte Bargeld, und zwar auf seine Rohrpoststation 235467.

Das Bargeld kam gegen Mitternacht. 45.000 Dollar neu.

Camioon ging schlafen.

Am nächsten Morgen löste er seinen Haushalt auf, schickte alle wichtigen Gegenstände an die Zeitreisestation, die danach aufzulösen war, und machte sich einen freien Nachmittag.

Es war eine schöne Zeit, dachte er. Und ein schönes Land. Es war eine Welt, in der es sich wirklich zu leben lohnte. Wenn die zu Hause wüssten, was eine Natur dem Menschen geben konnte, sobald alle Natur harmonisch aufeinander abgestimmt war! Sobald die maßgebenden Regierungsstellen die Ökologie im Griff hatten ...

Pünktlich um 20 Uhr erschien er im Institut. Der Portier mit der Armbinde steckte noch etwas Schmiergeld ein und war nun längst nicht mehr so ablehnend wie am Vortag. Er brachte ihn zu Dr. Long.

Camioon und Dr. Long waren sich gleich sympathisch. Camioon spürte das aufgrund seiner außersinnlichen Schulung. Die beiden Männer führten ein langes, intimes Gespräch, und Camioon erfuhr, dass die Vorbereitungen doch mehr als zwei Tage in Anspruch nehmen würden. Er bekundete, dass ihm das gleich sei. Zwei Tage und fünfzig Jahre stünden in keinem Verhältnis zueinander. Da wäre er großzügig.

„Außerdem“, sagte Camioon, „bin ich für Sie Jack Felby. Sie können das nur nach meinen amtlichen Papieren erledigen. So wie ich Ihnen sympathisch bin, so müssen Sie mich ehrlich behandeln.“

„Wie sollte ich nicht?“, meinte Dr. Long peinlich berührt.

„Sie kassieren 40.000 Dollar für eine Hibernation, die amtlich vier Millionen kosten würde. Sie arbeiten aber nicht mit derartigen Staatsmitteln, die den Fehlbetrag ausgleichen könnten. Sie mogeln in Ihrem Institut. Arbeiten in die eigene Tasche, oder?“

„Natürlich nicht! Wie können Sie sich erlauben, derartige Anschuldigungen vorzutragen?“

„Lieber Doc Long, wenn Sie mich erst für fünfzig Jahre auf die Reise geschickt haben, wird Sie die Antwort auf Ihre Frage nicht mehr interessieren. Aber Sie sollen es richtig mit mir machen. Und wenn ich nicht schon heute einiges mit Sicherheit über die Zukunft wüsste, würde ich mich unter diesen Umständen Ihrer Behandlung erst gar nicht anvertrauen. Ich bin sicher, dass Sie Ihre Pflicht tun werden.“

„Sie dürfen auf jeden Fall sicher sein, dass ich meine Pflicht tun werde. Aber was wollen Sie über die Zukunft wissen?“

„Für heute nur ein Detail aus Ihrem Familienleben. Ein scheinbar unbedeutendes. Morgen Abend wird Sie Ihre Tochter Jane besonders freudig begrüßen.“

„Mein Gott, das tut Jane immer.“

„Ich habe gesagt, besonders freundlich, und sie wird Ihnen zeigen, wie sie sich in den Finger geschnitten hat. Sie wird einen kleinen Verband am Finger haben. Eine ganz harmlose Sache, solange Sie fünfzig Jahre lang meine Hibernation gewissenhaft überwachen lassen. Sind wir uns einig, Doktor?“


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