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Kapitel 1

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Paul nahm den Anruf entgegen, den ihm sein Handy mit einem durchdringendem Musikton meldete. Er lauschte kurz in den Hörer, nickte ein paarmal, ohne daran zu denken, dass dies sein Gesprächspartner nicht sehen konnte. „Ich komme sofort!“, sagte er, bevor er das Handy zusammenklappte. „Ich muss nochmal weg!“, rief er seiner Freundin Evelyn zu, bevor er die Wohnung verließ. Sein Verhältnis mit Evelyn begann, als er feststellen musste, dass sich seine achtundzwanzigjährige Frau Sandra anderweitig orientiert hatte. Evelyn war zunächst in der Produktion tätig, wurde dann aber von ihm in die Rezeption versetzt, da sie durch ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau für diese Tätigkeit durchaus geeignet war. Außerdem benötigte er einen Ersatz für Sandra, die diesen Job zuvor innehatte. Evelyn war ihm bei einem Rundgang durch die Firma aufgefallen, denn sie bestach nicht nur durch ihre schüchterne und zurückhaltende Art, sondern sie war außergewöhnlich hübsch, mit halblangen blonden Haaren, die zwar durch eine Haube verdeckt, aber dennoch zu erahnen waren. Ihre strahlenden tiefblauen Augen hatten ihn ebenso beeindruckt, wie ihr fein gezeichnetes Gesicht, die zarte Haut und ihre zierliche, beinahe mädchenhaft Figur.

Er fuhr mit seinem Wagen bis zum Kuchlbauer Weißbierstadel, stellte es dort ab und ging, den Anordnungen das Anrufers folgend, zur Liebesinsel in der Abens. Es war bereits zweiundzwanzig Uhr, als er an den Parkbänken auf der Insel wartend stand. War er zu früh? War der Anrufer zu spät? Er hatte es dringend gemacht. Er wollte ihn sprechen! Unbedingt jetzt! Was wollte der Anrufer von ihm? Er sagte etwas von Pauls Geheimnis! Ein Geheimnis, das Paul Ruhm, Reichtum und Ansehen gebracht hatte. Ein Geheimnis, von dem nur wenige wussten. Wollte ihn der Mann erpressen? Unsinn, niemand konnte ihn erpressen! Aber sein dunkles Geheimnis, wer wusste noch davon? Paul überlegte und kam dabei auf einen Namen. Schilcher! Schilcher wusste davon. Aber wo war der? Seit damals hatte er nichts mehr von ihm gehört. Sollte er der unbekannte Anrufer sein? Wie auch immer, Paul ließ sich nicht mit einem Geheimnis erpressen, das bald keines mehr sein sollte. Er hatte bereits alles entsprechende in die Wege geleitet. Die Firma würde wohl draufgehen dabei. Aber das war ihm egal. Paul hatte vorgesorgt, gut vorgesorgt. Seine und Evelyns Zukunft war gesichert. Die anderen? Der Rest der Familie? Sie hatten ihn ohnehin nur ausgenutzt und auf seine Kosten gelebt. Wieder und wieder schaute Paul auf seine Uhr. Schon fünf Minuten über der Zeit! Paul war es nicht gewohnt, warten zu müssen. Er war ein Mensch, der Unpünktlichkeit hasste. Er hörte leise Schritte hinter sich, die auf dem Kopfsteinpflaster klappernde Geräusche verursachten. Als er sich umdrehte, sah er ihn: „Du? Was willst du hier?“

„Das wirst du gleich sehen.“ Der Mann kam auf Paul zu, nahm ihn in den Schwitzkasten und stach zu. So sehr sich Paul auch wehrte und strampelte, es half nichts. Mit leisem Knirschen durchdrang das Eisen das Brustbein des Opfers und mit einem weiteren Knirschen trat es am Rücken wieder aus. „Warum? Warum tust du das? Was habe ich dir getan?“, röchelte Paul.

„Das fragst du noch?“ Der Mann wartete noch ein paar Minuten, bis Paul sich nicht mehr rührte. Mit einem letzten Blick und einem höhnischen Grinsen im Gesicht wandte er sich ab und ging.

Mord auf der Liebesinsel

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