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6. Kapitel


Bis zur Bank waren es nur fünf Gehminuten. Auf dem Weg zu meinem Büro hielt mich unser Prokurist, Elmar Kostler, an.

„Peter, hast du mal einen Moment Zeit?“

„Klar.“

Wir gingen in sein Büro. „Der Jellinek hat mir gesagt, dass du mit ihm fährst.“

„Du weißt also Bescheid.“

„Natürlich. Er hat von Anfang an alles mit mir abgesprochen. Aber er weiß auch, dass er alles auf seine Kappe nehmen muss.“

„Das heißt, die Bank weiß offiziell nichts von seinen Geschäften“, stellte ich fest.

„Deine schnelle Auffassungsgabe habe ich schon immer an dir geschätzt. Vor allem aber auch deine scharfe Beobachtungsgabe und deine Menschenkenntnis.“ Er schwieg und sah mich an.

„Viel Lob auf einmal“, grinste ich. „Was willst du von mir wissen?“

„Du weißt von Bernds Geschäften seit gut einem Jahr, hast aber nie mit mir darüber gesprochen.“

„Du mit mir auch nicht.“

„Hat er dir gesagt, dass ich eingeweiht bin?“

„Nein. Aber er klang so sicher, dass ich annahm, dass zumindest du Bescheid weißt. Und ich ging davon aus, dass auch der Vorstand informiert ist.“

„Der Vorstand wird alles abstreiten, sollte Jellinek ’mal auffliegen, ich übrigens auch. Es war von Anfang an Bernds alleiniges Risiko. Er hat auch gut dabei verdient.“

„Die Bank hat aber auch gut dabei verdient“, warf ich ein. „Einige von Bernds Kunden haben sogar große Bauvorhaben über unsere Bank finanziert.“

„Stimmt. Wir sind da dick im Geschäft. Bernd kann sich aber auch nicht beklagen.“

Er sah mich wieder an.

„Nun rück schon raus damit“, forderte ich ihn auf. „Du willst doch noch mehr von mir wissen.“

„Das sagte ich doch schon. Ich brauche deine Menschenkenntnis, deine gute Beobachtungsgabe.“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Bernd wirkt in letzter Zeit etwas nervös. Und er sammelt schon seit einigen Wochen Geld in einem Schließfach. Was hältst du davon?“

„Mir hat er gesagt, dass seine Kunden es lieben, wenn er die Gewinne in bar auszahlt.“

„Da ist schon ’was dran. Aber irgendwie sammelt er mir diesmal schon etwas zu lange.“

„Das kommt mir auch so vor.“

„Warum sammelt er diesmal länger? Er macht das Geschäft doch schon seit vier Jahren ...“

„Ich denke, er will das Risiko minimieren. Statt vier oder fünf Fahrten nur noch eine.“

„Hat er das so gesagt?“

„Nein.“

„Du hast dir also deine Gedanken darüber gemacht.“

„Ja.“

„Und jetzt will er plötzlich nicht mehr alleine fahren. Er will dich dabeihaben. Hast du dir darüber auch schon Gedanken gemacht?“

„Ja.“

„Und?“

Ich ließ ihn eine Weile schmoren.

„Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“

„Ich glaube, er braucht mich als Sündenbock“, erklärte ich ruhig.

„Was?“ Er starrte mich ungläubig an. „Wie meinst du das?“

„Ich denke mal, für den Fall, dass ’was schiefgeht, braucht er einen, dem er alles in die Schuhe schieben kann.“

„Das traust du ihm zu?“

„Ja.“

„Trotzdem hast du zugesagt?“

„Ja. Aber ich werde ihn nicht aus den Augen lassen.“

„Das ist gut. Wohl ist mir aber nicht dabei.“

„Glaugst du mir? Ich mache es auch nur unter einer Bedingung.“

„Und die wäre?“

„Du versprichst mir, dass ich auch dann – falls wir auffliegen sollten – meinen Job bei der Bank behalten darf.“

„Natürlich kannst du das. Auf einen Mann wie dich kann keine Bank verzichten.“

„Kriege ich das auch schriftlich?“, erkundigte ich mich.

„Jetzt hör aber auf“, sagte er leicht verärgert. „Du weißt, dass ich dir das nicht schriftlich geben kann.“

„Ja, ja, ich weiß. Aber ich habe dein Wort.“

Er nickt. „Du hast mein Wort.“

„Gut“, sagte ich. „Dann werde ich mit ihm fahren.“

Ich wollte gehen, aber er hielt mich noch zurück.

„Peter, hast du was mit Regina?“

„Ach, hat jemand gesehen, dass ich gestern Abend bei ihr war?“

„Man hat.“

„Dann hat man dir auch gesagt, dass ich höchsten zwanzig Minuten bei ihr war“, sagte ich.

„Fast eine Stunde“, verbesserte er mich.

„Na, auf den Beobachter kannst du stolz sein“, sagte ich sarkastisch.

„Erklärst du es mir?“

„Da gibt es nicht viel zu erklären. Ich habe sie gestern Abend getroffen, als sie von ihrer Sportstunde kam. Wir redeten eine Weile. Sie hatte das Bedürfnis, sich bei mir auszuweinen. Nachdem, was ich von ihr erfahren habe, kann ich sie verstehen. Bernd geht schon seit Jahren nicht mehr mit ihr aus ...“

„Zu den Jahresversammlungen hat er sie immer mitgebracht“, fiel mir Elmar ins Wort.

„Die letzten zwei Jahre nicht mehr“, korrigierte ich ihn.

„Stimmt“, sagte Kostler nachdenklich. „Die letzten zwei Jahre war er ohne sie gekommen.“

„Sie glaubt, dass er eine Geliebte hat.“

„Das soll vorkommen.“

„Sie war schon beim Anwalt“, sagte ich. „Sie will sich scheiden lassen.“

„Weiß sie, wer seine Geliebte ist?“

„Nein. Ich denke, sie ist nicht von hier.“

„Du bist ja am nächsten Freitag mit ihm zusammen. Fühl ihm mal ein bisschen auf den Zahn.“

„Mach ich.“

Ich ging in mein Büro.

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