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2. Kapitel


Danach hatte mich Laura ganze fünf Tage warten lassen, ehe sie mich abends zu Hause anrief. Es war am Donnerstagabend um halb sieben. Nach dem Anruf fuhr ich sofort los. Ich schaffte es zur verabredeten Stelle in knapp einer Stunde. Wir trafen uns auf einem Parkplatz zwischen Landsberg und Augsburg. Laura hatte diesen Platz gewählt, weil sie an diesem Abend auf dem Weg von Augsburg nach Landsberg war. Sie wohnte mit ihrem Mann in einem kleinen Ort. Mehr wollte sie am Telefon nicht sagen.

Als ich aus Richtung Kempten kommend den Parkplatz erreichte, war es dunkel. Laura war schon da und wartete. Ihr Wagen, dessen Nummer ich mir gemerkt hatte, war das einzige Fahrzeug auf dem Parkplatz. Ich parkte dicht hinter dem Opel, stieg aus und setze mich zu Laura in den Wagen. Ich hatte die Tür noch nicht richtig zugezogen, da legten sich auch schon ihre Arme um meinen Nacken, und wir küssten uns lange und leidenschaftlich.

Schwer atmend trennten wir uns wieder.

„Oh Gott, wie habe ich diesen Augenblick herbeigesehnt“, stöhnte Laura.

„Ich auch“, antwortete ich. „Sehr sogar.“ Ich fühlte wieder wie sie zitterte.

„Aber wir haben nur wenig Zeit ...“

„Schon wieder?“

„Ich weiß, dass du jetzt enttäuscht bist“, entgegnete Laura hastig. „Ich bin es auch. Aber wir müssen vorsichtig sein. Mein Mann darf auf keinen Fall Verdacht schöpfen. Ihm ist wirklich alles zuzutrauen.“

„Soll das immer so weitergehen?“, fragte ich.

„Nein. Ich bin gerade dabei, für uns ein Liebesnest zu schaffen.“

„Oh, das klingt gut. Wo ist das?“

„In Landsberg. Ich fahre jetzt hin. Meine Freundin Angelika fährt für zwei Monate nach Hamburg. Sie sucht dort einen Job. Sie sagt, sie verträgt das Klima hier nicht mehr, der Norden bekomme ihr gesundheitlich viel besser.“

„Heißt das, dass uns die Wohnung deiner Freundin für die nächsten zwei Monate zur Verfügung steht?“

„Ja. Ich komme dann einmal die Woche her, um nach dem Rechten zu sehen. Immer am Donnerstag und immer abends. Tagsüber arbeite ich in einem Friseursalon.“

„Du bist Friseuse?“

„Ja. Nebenbei habe ich aber auch noch Kurse als Maskenbildnerin belegt. Eine ältere Kollegin in dem Frisiersalon, in dem ich meine Lehre als Friseuse machte, meinte, ich wäre sehr talentiert. Es machte mir auch sehr viel Spaß. Aber ich kam nie dazu, den Beruf auch auszuüben. Ich war gerade fertig mit meiner Ausbildung, da lernte ich Thomas kennen. Er spielte mir den perfekten Gentleman vor und schien sehr vermögend zu sein, denn er fuhr einen tollen Wagen und hatte immer Geld. Das imponierte mir, vor allem, weil ich das bis dahin nicht kannte. Auf sein Drängen hin haben wir schon nach zwei Monaten geheiratet.

Danach war plötzlich alles anders. Ich erfuhr, dass Auto, Geld und sogar zwei Anzüge nur geliehen waren. Thomas besaß nichts, nur Schulden. Um die Schulden zu begleichen, schickte er mich zum Arbeiten. Er verschaffte mir den Job bei einem Friseur, den er kannte. Als ich ihm sagte, dass ich mich als Maskenbildnerin in München bewerben wollte, hat er mir das strikt verboten.“

„Er hat dir verboten, deinen Beruf auszuüben?“, fragte ich verblüfft.

„Ja.“

„Und das hast du dir gefallen lassen?“

„Ich lasse mir ungern einen Arm brechen.“

„Das hat er dir angedroht?“

„Ja. Erst den linken Arm. Und wenn ich es noch mal versuchen sollte, würde er mir auch den rechten Arm brechen.“

„Das ... das ist ja nicht zu fassen“, sagte ich entsetzt. „Wie lange bist du mit dem schon verheiratet?“

„Über sechs Jahre. So nach und nach erfuhr ich auch von seinen Vorstrafen. Zweimal wegen Diebstahl und dreimal wegen schwerer Körperverletzung.“

„Saß er deshalb im Gefängnis?“

„Nein. Er fand immer einen milden Richter. Zwei Bewährungsstrafen hatte er aufgebrummt bekommen. Bei der letzten sagte der Richter; wenn er noch einmal rückfällig wird, sitzt er zweieinhalb Jahre ab. Aber vor zwei Monaten lief die letzte Bewährung ab. Er hat sich nichts mehr zuschulden kommen lassen.“

„Warum lässt du dich nicht scheiden?“, fragte ich.

„Wenn ich das tu’, bringt er mich um. Damit hat er mir schon mehrmals gedroht.“

„Ich werde mir etwas überlegen“, sagte ich grimmig. „Vielleicht fällt mir was ein.“

„Tu’ nichts Unüberlegtes!“, warnte Laura fast hysterisch. „Er ist wirklich sehr gefährlich.“

„Ich werde vorsichtig sein“, versprach ich. „Wie ist das dann, wenn du einmal wöchentlich nach Landsberg fährst? Lässt er dich wirklich alleine fahren?“

„Ich mache das schon seit zwei Jahren immer wieder mal. Tagsüber kann ich ja nicht, weil ich da arbeite. Also muss ich es abends erledigen. Meine Freundin bezahlt mich ja auch dafür. Sonst hätte mein Mann mich das nicht machen lassen. Bisher waren es immer nur drei oder vier Wochen gewesen. Anfangs kam Thomas immer mit. Nachdem ich ihm mal einen Putzeimer in die Hand gedrückt habe, lässt er mich alleine fahren. Von diesem Tag an durfte ich immer nur donnerstags fahren, weil er da in seiner Kneipe ist. Allerdings musste ich spätestens um elf zu Hause sein. Wir haben heute also nur noch wenig Zeit. Fahre hinter mir her und warte, bis ich in der Wohnung bin. Dann klingelst du dreimal kurz bei Angelika Demeter. So heißt meine Freundin. Die Wohnung ist im zweiten Stock. Sie ist über eine Außentreppe zu erreichen. Ich lass die Tür oben nur angelehnt.“

„Gut, fahren wir los.“ Ich ging zu meinem Wagen zurück und fuhr hinter ihr her.

Ohne Probleme kam ich schließlich in die Wohnung. Auf der Treppe war mir niemand begegnet. Kaum hatte ich die Tür hinter mir ins Schloss gedrückt, legte Laura auch schon die Arme um mich und küsste mich. Auf dem Weg zum Schlafzimmer zogen wir uns gegenseitig aus.

Für dieses erste Treffen hatten wir gerade mal knapp zwei Stunden Zeit. Es waren die schönsten und gleichzeitig kürzesten zwei Stunden, die ich bis dahin mit einer Frau erlebt hatte.

Kurz nach zehn begann Laura sich anzuziehen. „Wir müssen“, sagt sie. „Ich darf nicht zu spät kommen.“

„Was passiert, wenn du zu spät kommst?“

Sie drehte mir den noch nackten Rücken zu. Vier blutunterlaufene, etwa zwei Zentimeter breite Striemen bedeckten ihren Rücken. „Er hat dafür einen speziellen Lederriemen“, erklärte Laura.

„Großer Gott!“, stöhnte ich entsetzt. „Ich habe das bis jetzt nicht gesehen. Fast zwei Stunden hast du auf dem Rücken gelegen. Das muss doch ...“

„Es ist schon fast verheilt“, fällt sie mir hastig ins Wort. „Ich hatte kaum Schmerzen.“

„Der Kerl ist ja schlimmer als ein Tier.“

„Die Schläge bekam ich, weil ein Mann während eines Kneipenbesuchs nett zu mir war und mir auch mal den Arm um die Schulter legte. Drei dafür, weil ich den Mann nicht sofort in die Schranken wies. Der vierte Hieb soll mich daran erinnern, dass so etwas nie wieder vorkommt.“

„Das muss aufhören“, sagte ich wutentbrannt. „Ich könnte dem Kerl glatt ...“

„Sag so was nicht“, flehte Laura. „Du kennst ihn nicht. Er ist wirklich zu allem fähig. Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir was passiert.“

„Keine Sorge“, beruhigte ich sie. „Ich werde nichts tun, ohne es vorher mir dir zu besprechen.“

Blutiges Geld

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