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Tod Hasenöhrls

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Fritz Hasenöhrl war in den Tiroler Sektor der italienischen Front zurückbeordert worden, mit einem Verdienstkreuz III. Klasse und einer nicht vollständig ausgeheilten Schulterverletzung. Bei Vielgeruth (heute Folgaria) in Südtirol wurde er durch eine Granate getötet, als er sein Bataillon des 14. Infanterieregiments zum Angriff führte. Hermann Mark, zu jener Zeit 20 Jahre alt und Korporal in einer nahen Kompanie, erinnert sich an die Aufregung, die der Neuigkeit folgte, dass der berühmte Physiker gefallen war. Hans Thirring merkte an, dass „die moralischen Werte wie Pflicht und Aufopferung höher bewertet wurden als intellektuelle Qualitäten wie kritisches Denken und Weitblick. In jenen Tagen vor Hiroshima gab es wenig Intellektuelle und Forscher, die ihren wissenschaftlichen Skeptizismus und ihre Kritik, die sie ihrer Arbeit zugrunde legten, auch auf Fragen der Machtpolitik bezogen … Wir müssen eben mehr Respekt vor ihren geistigen Fähigkeiten haben, als vor ihrer Tapferkeit.“


Abbildung 9: Schrödinger als Leutnant in der Festungsartillerie an der Front, 1916

Hasenöhrl wurde posthum eine weitere Auszeichnung verliehen und der Kaiser übermittelte der Witwe ein Telegramm mit seiner Anteilnahme, was für einen bloßen Oberleutnant der Reserve beispiellos war.

Am 1. Mai 1916 wurde Schrödinger nun zum Oberleutnant befördert und am 15. Mai, nach einer langen Winterpause, die Kampfhandlungen wieder aufgenommen. Die Italiener schafften es, sich Gorizia bis auf einen Abstand von 10 km zu nähern und anschließend die Stadt zu erobern. Es war die blutigste der Isonzoschlachten, bei der die Italiener 286.000 Mann und die österreichisch-ungarische Armee weniger als halb so viele verloren. Der italienische General Cadorna nahm das Abschlachten seiner Armee zum Erreichen einfacher taktischer Ziele emotionslos hin. Und obwohl sein großer Plan, Triest zu erobern, nie als sehr erfolgsversprechend angesehen werden konnte, muss der kaiserlichen 5. Armee höchste Anerkennung für die beharrliche Verteidigung gezollt werden.

Es gibt keine genaueren Aufzeichnungen über den von Erwin geleisteten Militärdienst in dieser Schlacht. Aber ungefähr zu dieser Zeit wurde ihm die Verantwortung für eine Geschützstellung übergeben, die bei Prosecco eingerichtet worden war, ca. 300 m oberhalb von Triest und etwas nördlich der Stadt. Er bezeichnete dies als „noch eine weitere lächerliche Marinekanone in einer extrem langweiligen Gegend mit einer herrlichen Aussicht.“ Hier verbrachte er den Rest des Jahres 1916 – entweder weil er einfach Glück hatte oder da nach dem Tod von Hasenöhrl niemand in Wien den möglichen Nachfolger das gleiche Schicksal erleiden sehen wollte.

Am 21. November 1916 starb schließlich Franz Josef, 86-jährig und im 67. Jahr seiner Regierungszeit. Die letzten Neuigkeiten, die er vom Kriegverlauf erfuhr, waren ermutigend gewesen – die Einnahme Bukarests. Er und Kaiser Wilhelm hatten sich beide bemüht, den Krieg 1916 zu beenden. Aber das Auftreten des Kaisers war derart arrogant, dass die Verhandlungsgesuche von der Triple Entente zurückgewiesen wurden. Der neue Kaiser Karl war eine Ausnahmeerscheinung unter den Mächtigen, ein aufrichtiger Christ. Sehr zum Missfallen der Armeeführung verbot er jegliche Angriffe auf zivile Ziele und den Einsatz von Giftgas. Er bat den Bruder der Kaiserin Zita, Sixtus von Bourbon-Parma, nach Paris zu gehen und Friedensverhandlungen einzuleiten. Sixtus war Offizier in der belgischen Armee, da es ihm als Bourbone von Rechts wegen verboten war, in den französischen Streitkräften zu dienen.

Schrödinger war überrascht, Sixtus im Frühjahr 1917 auf einer Inspektionsreise bei den österreichischen Streitkräften rund um Triest anzutreffen. Von den Friedensverhandlungen erfuhr er erst später. Sixtus überzeugte Karl, einem Separatfrieden mit der Triple Entente, Gebietsabtretungen an Italien und der Rückgabe von Elsass-Lothringen an Frankreich zuzustimmen. Wie Schrödinger später anmerkte, war das „ein heimtückischer Verrat Deutschlands, der unglücklicherweise nicht eintrat.“ Die Italiener forderten alles ein, was ihnen in dem geheimen Abkommen von London zugesagt worden war, und als die Deutschen von der Sixtus-Affäre erfuhren, war es ihnen möglich, dem unglücklichen Karl quasi eine Schlinge um den Hals zu legen. Ihm fehlte das Stehvermögen, um sich gegenüber der deutschen Militärführung durchzusetzen.

Mit der Fortführung des Krieges fand sich Erwin mehr oder weniger ab und war erholt von der Phase des Stillstands und der Niedergeschlagenheit, die ihn 1915 ergriffen hatte. Vielleicht hatte ihn auch ein Besuch von Annemarie Bertel etwas aufgeheitert. Es ist auffallend, dass keine seiner Wiener Freundinnen gekommen war, um ihn zu sehen – nur das Mädchen aus Salzburg, mittlerweile eine junge Frau von zwanzig Jahren. Nach Annys Darstellung waren sie zu dieser Zeit noch nicht zusammen. So wird ersichtlich, dass sich Erwins sexuelle Erfahrung vor seiner Hochzeit auf die eine Affäre beschränkte, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit für gelegentliche weitere Treffen, die er nicht vermerkte.

Erwin Schrödinger

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