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III. Mit den Zähnen zermahlen lassen
ОглавлениеDie Stundenlöhne gingen in die Milliarden und Parkettleger kauten Teerasphalt, um dessen Druckfestigkeit zu überprüfen. Die Bohner und Parkettleger grenzten sich von den Tischlern ab und gründeten eigene Fachgruppen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts standen massive Neuerungen im Sozialwesen auf dem Programm. Die Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung und der Rentenpflichtversicherung dominierten die Innenpolitik. In diesem Umfeld leitete eine Novelle zur Gewerbeordnung die Verbesserung der Lage im Handwerk ein.
Parallel dazu entwickelten sich die ersten Initiativen zur Gründung gemeinsamer berufsständischer Interessenorganisationen. Viele Betriebe mit mehr oder weniger großem Schwergewicht auf Parkettverlegung waren entstanden. Berufspolitisch fanden sie zunächst bei benachbarten Handwerksberufen ihr Zuhause, häufig bei den Tischlern, denen sie besonders nahe standen. Dass alles noch recht mühsam war, zeigte ein Protokoll aus einer Veranstaltung im Jahre 1904. Dort wurde festgehalten, „dass der Versammlungsbesuch relativ schlecht“ war und nur etwa zehn Prozent der Mitglieder den Einladungen folgten. Besonders bedauert wurde die sehr mangelhafte Bereitschaft zur Zahlung der Beiträge. Der Jahresbeitrag betrug „drei Mark, zwei Mark für Alleinmeister, zusätzlich für jeden Gehilfen fünf Pfennig und jede maschinelle Einrichtung zehn Pfennig“, heißt es in einem handwerksgeschichtlichen Rückblick von Wilhelm Reismann.
Parkettfabriken wie die Parkettfabrik Theodor Colditz in Saupersdorf kennen heute nur noch die wenigsten.
Foto: Pitt
Die Bemühungen um die Schaffung eigener Berufsorganisationen wurden durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen. Jetzt galten andere Prioritäten, die sich auf jeden einzelnen Betrieb niederschlugen. „Infolge des Ersten Weltkrieges wurde Parkett ein immer weniger gefragter Artikel und schließlich kam die Produktion zum Erliegen. Nach dem Krieg wurde die Produktion mit etwa 30 Beschäftigten fortgesetzt“, heißt es beispielsweise in den Annalen der Parkettfabrik Arnstorf in Sachsen.
Das Bohnern von Parkett wurde allerorts angepriesen.
Foto: Pitt
Im Februar 1921 nahm man die berufsständischen Aktivitäten wieder auf und überführte in Eisenach die westdeutsche Parkettvereinigung in den „Reichsschutzverband der Deutschen Parkettgeschäfte“ unter Leitung von Syndikus August Wagner aus Berlin. 255 Mitglieder wurden gezählt.