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Parkett und die Volkswirtschaft

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Die konjunkturelle Entwicklung dieser Jahre beschreibt später Kurt Jucker, Sohn des Erfurter Möbelfabrikanten Emil Jucker, der seit 1925 als neuer Eigentümer der Mainz-Mergentheimer Parkettfabrik GmbH, vormals A. Bembé eingetragen ist, in seinem Aufsatz über „Parkett. Gestern – heute – morgen“.

Schaut man auf die Preisentwicklungen, dargestellt anhand der Eiche I. und II. Klasse, dümpeln die Preise bis Anfang der 30er Jahre mit nur ganz geringen Steigerungen vor sich hin. Das Konkurrenzprodukt des Parketts ist in dieser Zeit ganz eindeutig der Linoleumboden. Ein Vergleich aus dem Jahre 1913 mit dem konkurrierenden Walton-Linoleumböden zeigt, dass Eichenparkett über Linoleum liegt, Buche oder Kiefer knapp darunter. Die Argumente gegenüber dem Wettbewerbsbelag haben sich bis heute kaum geändert: „Will man sich über die Wirtschaftlichkeit eines Fußbodens Klarheit verschaffen, so darf man beim Vergleich mit anderen Fußböden nicht nur die Anschaffungskosten in Betracht ziehen, sondern auch die Dauerhaftigkeit und die Unterhaltungskosten. Die Dauerhaftigkeit der Stabfußböden ergibt sich ohne weiteres aus dem Material, dem Eichen- oder Buchenholz, aus dem sie gefertigt sind. Sie sind – wie man zu sagen pflegt – unverwüstlich. Ist ein solcher durch langen Gebrauch auffrischungsbedürftig oder durch Vernachlässigung und verkehrte Behandlung unansehnlich geworden, so wird er einfach mit einer Ziehklinge abgezogen, danach wird er wieder ebenso schön wie ein neuverlegter … abgelaufenes und durchtretenes Linoleum kann weder abgezogen noch abgehobelt, sondern muss, wie viele Linoleumbesitzer schon zu ihrem Bedauern feststellen konnten, entfernt und durch neues ersetzt werden“, schreibt Wagner in „Parkett im Wandel der Zeiten“.




Den volkswirtschaftlichen Nutzen der Holzgewinnung und gleichzeitig die Verwendung von Holzprodukten wie Parkett zu dokumentieren und zu festigen, ist zu jener Zeit ein vornehmliches staatliches Anliegen. „ … unter Berücksichtigung der heutigen Preise kann man den Wert der forstlichen Jahreserzeugung auf 900 Millionen Mark ansetzen. Das ist der Betrag, der viermal höher ist als der Wert der deutschen Braunkohlen-, Erz- und Salzerzeugung. 900 Millionen Mark sind ein großer Anteil der Volkswirtschaft. Ihr Wert steigt, wenn man berücksichtigt, dass das Holz seinen Gebrauchswert erst durch mannigfache Bearbeitung zu verschiedensten Gütern erhält, da es die Grundlage vieler Industrien bildet“, schreibt Forstmeister Dr. J. H. von Monrey in einem Standardwerk jener Zeit „Der deutsche Wald. Sein Leben und seine Schönheit“. Dass allerdings reine Zahlen im Zusammenhang mit Geld nur bedingt aussagekräftig sind, musste man in jenen Zeiten schmerzhaft erfahren. So sollen Tischler bzw. Zimmerer Ende 1923 auf dem Höhepunkt der damaligen inflationären Geldentwertung 700 bzw. 768 Milliarden Mark in der Stunde verdient haben. Eine Rechnung der Fa. Bembé aus dieser Zeit zu Beginn des gleichen Jahres mit einem Betrag von 3,7 Mio. Mark für eine Handwerksarbeit scheint dagegen fast noch begreifbar.


Die Inflation der beginnenden 20er Jahre ließ das Geld rasant wertlos werden.

Foto: Bembé

Deutsche Parkettgeschichte

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