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Ziehklinge, Stahlspäne und Bohnerwachs

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Bei Ölen, Wachsen und auch den Oberflächenbehandlungen tat sich allmählich etwas. Die meisten Parkettböden wurden damals noch gewachst oder geölt. Dazu musste der gesamte Boden zunächst sauber mit einer Ziehklinge abgezogen werden. Das verlangte, abhängig von der Qualität des Parketts, eine besondere Technik. Bei Tafel- oder auch Fischgrätböden war die geforderte Faserrichtung immer einzuhalten. Daraufhin folgte das Heiß- oder Warmwachsen oder das Behandeln mit natürlich trocknenden Ölen wie Lein- oder Holzöl. Das bedeutete jedoch lange Trockenzeiten. Außerdem konnten diese Öle wieder klebrig werden, sobald die Sonne daraufschien. Und sie neigten zu ranzigem Geruch. Nicht ganz einfach war auch die Pflege.

Das gründliche Abreiben mit Stahlspänen, die wiederum die richtige Größe haben mussten, um das Holz nicht rissig werden zu lassen, war eine sehr aufwendige Prozedur.

Die Lackierung war in dieser Zeit allerdings noch eher selten, auch deshalb, weil es zunächst fachliche Widerstände gab: Großkopf: „Man sieht durch den Lack die kleinste Unebenheit des Holzes, besonders jeden Strich der Ziehklinge, wodurch das Gesamtbild des Parkettbodens leidet. Hässlich wirkt das Aussehen eines lackierten Asphaltparkettbodens, weil dann die zahlreichen kleinen Mulden und Buckel, entstanden durch das Herausziehen beim Verlegen unvermeidlicher Überstände, sich besonders scharf abzeichnen.“

Die Versiegelungen entwickelten sich dementsprechend langsam. „ … in den USA, wo man die Schleifmaschine bereits kannte, setzte man zu der Zeit auf sogenannte, Floorsealer‘ – natürliche Öle mit Trockenbeschleunigern –, die die bisher so langen Wartezeiten erheblich reduzierten. Eine Filmbildung durch den Einsatz von den damaligen Öl- Kunstharzsiegeln entstand auf dem Holzboden zwar noch nicht, die offenporige Nutzschicht des Bodens konnte jedoch leichter gepflegt und gereinigt werden. Diese Produktgruppe kann als Vorläufer lösemittelhaltiger Siegel genannt werden, die als Hauptbindemittel auf sog. Alkydharzen basierten“, heißt es in einem CTA-Rückblick im Jahr 2012.

Ein Mann namens H. Kienle führte den Begriff „Alkyd“ bereits 1927 ein. Alkyd setzt sich aus Alkohol und Acid zusammen. Statt der bis dato gebräuchlichen Naturharze werden diese „künstlich“ hergestellt. Deshalb heißen die Bindemittel „Kunstharze“ und die daraus gemachten Siegel Kunstharzsiegel. Das Wort Siegel leitet sich übrigens aus dem amerikanischen Wort „Sealer“ ab und hat mit dem Wort Siegel im Sinne eines kompletten Abschlusses gegen Feuchtigkeit, wie es im Schadensfalle je nach Interessenlage gern interpretiert wird, absolut nichts zu tun, heißt es dort weiter.


Abziehen einer großen Fischgrätfläche (aus Wagner „Parkett im Wandel der Zeiten“).

Übrigens gab es in dieser Zeit auch die Berufsgruppe der Bohner. Ein Stellvertreter ist die Fa. Aug. Wilh. Rudolph, die um die Wende zum 20. Jahrhundert gegründet worden war. Damals zog August Rudolph als junger Radrennfahrer aus dem schlesischen Ottmachau nach Berlin. Nach einem schweren Sturz mit Schädelbruch wurde ihm das Rennradfahren untersagt. Dadurch erwerbslos geworden, schloss er sich einem Freund an, der als „Bohner“ mit Ziehklinge, Stahlspänen und Bohnerwachs ausgerüstet in den guten Wohnvierteln Berlins von Villa zu Villa zog und das Abziehen, Wachsen und Bohnern der Parkettböden anbot. Mitunter waren auch kleine Reparaturen auszuführen und irgendwann auch Parkettneuverlegungen.

Der Bedarf an Bohnern und Parkettlegern war groß und so verselbstständigten sie sich als Untergruppe innerhalb des Tischlerhandwerks. Die Fachgruppe „Bohner“ wurde gegründet, deren Interessen August Wilhelm Rudolph ab 1930 als Obmann vertrat, zunächst in Berlin, dann deutschlandweit. Als im Jahr 1934 innerhalb der Tischlerinnung die Fachgruppe „Parkett“ gegründet wurde, stand August Wilhelm auch ihr als Obmann vor. Das heute noch existierende Unternehmen übernahm anschließend dessen Schwiegersohn Max Barth.


Max Barth, Fa. Aug. Wilhelm Rudolph, beim Abziehen eines Parkettbodens.

Archiv: Joachim Barth


Die Werbemarken dieser Zeit hatten ihren eigenen Charme.

Foto: Pitt

Deutsche Parkettgeschichte

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