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Eigensinn

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Der Eigensinn wird meist als Sturheit abgetan. Wären wir doch eigensinniger und bereit, den eigenen Standpunkt zu vertreten. So viele geben ihn auf, nur weil die vielen anderen anderer Ansicht sind. Der Eigensinnige lässt sich nicht einschüchtern und hält dem Ansturm von Mehrheitsmeinungen stand. Umfrage-Ergebnisse werfen ihn nicht um. Er beeilt sich nicht täglich nach dem Lesen der Tageszeitung und nach der Abendschau seine Meinung zu wechseln. Er nimmt sich das Recht zu prüfen, ob die Behauptung stimmt: die Wissenschaft habe nachgewiesen…, ein Expertenteam habe festgestellt…, die neuesten Forschungsergebnisse hätten ergeben… Er bleibt solange ein Ungläubiger, bis man ihm überzeugende Beweise liefert, dass da keine Mär verbreitet wurde, weil ein Journalist nicht sorgfältig recherchierte und seine Meinung publizierte.

Der Eigensinnige kapituliert nicht gleich vor einer Meinung, weil man sie lautstark oder hartnäckig vertritt. Und schon gar nicht, weil alle sie vertreten. Wenn alle dasselbe sagen, dann hat meist keiner nachgedacht. Meinungen entstehen nicht nach langem Suchen. Sie sind das Ergebnis von Eindrücken, die man gesammelt hat. Man hat etwas gehört oder gelesen oder von einem guten Bekannten, der es wissen muss. Könnte man aus den vielen Meinungen, die wir täglich inhalieren, und die uns die Meinungsforschungs-Institute präsentieren, den Wahrheitsgehalt herausfiltern, es käme wenig Wahrheit dabei heraus. Wann gibt es endlich Überzeugungsforschungs-Institute?

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