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Einführung

Wie Forscher und Schriftsteller über das Wetter reden

Das behandelte Thema ist so komplex, dass es über die weiten Zeiträume nur Anstöße geben kann, wie sich Kultur und Leben unter dem Einfluss des Klimas veränderten.

Seit eh und je befasst sich die Menschheit mit dem Witterungsgeschehen und versucht, Prognosen zu erstellen.

Aristoteles (384–322) glaubte, dass die Gestirne Einfluss auf das Wetter haben. Über die Araber erreichte diese Annahme im Mittelalter das Abendland.

Dem grenzenlosen Entdeckerdrang der Menschen im Mittelalter schlossen sich im auslaufenden 15. Jahrhundert Sternkundige an mit der Hauptaufgabe, langfristige Wettervorhersagen machen zu können, um die Geheimnisse der Welt aufzuhellen. Doch ihr Schicksal scheint vor allem darin zu bestehen, neue Verwirrungen zu schaffen.

Der Astronom und Mathematiker Johannes Kepler (1571–1630) erstellte als Lehrer am Gymnasium in Graz seine ersten astrologischen Prognosen, die in einem Kalender veröffentlicht wurden und ihm den Ruf eines „Ersten Astrologen“ einbrachten, daneben verfasste er meteorologische Tagebücher.

Abt Moritz (Mauritius) Knauer (1613–1664) führte sieben Jahre lang, von 1652 bis 1658, im Kloster Langheim bei Bamberg genaue Aufzeichnungen über das Wetter, die Pflanzenentwicklung (Phänologie) und über jahreszeitlich auftretende Krankheiten (Medizinmeteologie). Knauer war – dem Wissen der Zeit entsprechend – der Auffassung, dass sieben Planeten das Wetter beeinflussen. Um den Landwirten nach den verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges Ratschläge für günstige Bestellungs- und Erntearbeiten geben zu können, plante er eine langfristige Wettervorhersage. Er starb vor der Veröffentlichung. Die Unterlagen wurden später unter dem fragwürdigen Titel „Der hundertjährige Kalender“ von geschäftstüchtigen Zeitgenossen verbreitet.

Der Anregung von Prof. Dr. A. M. Steiner, ob und wie bisherige Klimaänderungen den Menschen, die Umwelt und Kultur beeinflussten, folgte ich, um nach jahrelangen Recherchen diesen großen Überblick zu beschreiben, nicht ohne dem speziellen Themenfeld der Jetztzeit und seiner damit verbundenen Relevanz einen wichtigen Platz zu geben.

Für die Beiträge zu dieser Arbeit danke ich Archiven und Bibliotheken sowie den Hinweisen meines verstorbenen Mannes, der mir als Architekt die Baukunst der Jahrhunderte nahebrachte.

Klima – Wetter – Katastrophen

Wissenschaftler bedienen sich computersimulierten Flügen über virtuelle Erdteile und Meere, um mit der Perfektionierung festzustellen, wo und wie sich künftige Klimaänderungen auswirken.

Aus der Chaostheorie lernt man, dass z.B. in China nur ein Schmetterling zu flattern braucht, damit sich auf der anderen Seite des Erdballs ein Unwetter zusammenbraut.

Das Thema Wetter wird nie versiegen, beherrscht es doch den Tagesablauf, und falls man sich einmal nichts mehr zu sagen hat, wird der Wetterzustand gelobt oder verdammt oder mit „einst erlebten goldenen Jahreszeiten“ verglichen.

Neben den Meteorologen, Menschen in der Wirtschaft und in der Versicherung befassten und befassen sich zahllose Dichter und Literaten aller Couleur mit diesem und nicht immer bildet es den Hintergrund eines Geschehens, sondern fordert es geradezu heraus, wie z.B. im Roman „Clochemerle“ von Gabriel Chevalier. Wie wunderbar schildert er den Auftakt zu der gelungenen Einweihungsfeier einer Bedürfnisanstalt, die sinnigerweise am „Tage des Weines“ in Clochemerle gebührend gefeiert werden soll.

Originalstimmen zum Wettergeschehen

Zur festlichen Einweihung

Es erschien eines Morgens, gute vierzehn Tage vor der von den Regisseuren der Jahreszeiten vorgesehenen Premiere, der Frühling.

Es begann mit einem jähen Anstieg der Temperatur. Noch am Vorabend des 5. April 1923 verschwammen die Berge von Azergues, zu deren Füßen Clochemerle liegt, in Schauern, die aus schmutzfarbenen Wolken sprühten; da machte sich nachts ein leichter, würziger Nordwind an die große Himmelswäsche und zerstreute – niemand weiß wohin – die von Westen heraufziehenden dunklen Fetzen, die den Einwohnern so viel Kummer machten.

In einer einzigen Nacht hatten die himmlischen Straßenfeger alles reingeputzt, strahlende Banner entfaltet und Feuerräder aufgehängt. Pausbäckig strahlte die Sonne nach Herzenslust in der blauseidenen Unendlichkeit. Sie legte den Schimmer rührender Zartheit auf junges Grün, machte Burschen lustig und Mädchen weich, die Alten weniger mürrisch, die Eltern verständnisvoller, die Unglücksprophetinnen weniger dumm, die ehrbaren Leute und die frommen Frauen nachsichtiger, die Barmherzigkeit wohlgesinnter Sparer verschwenderischer, kurz, sie weitete jedes Herz.

Ein frischer Lenzwind hatte alles erneuert, die Herzen hatten neue Hoffnungen gestreift, die ihnen die Last des Lebens erleichterten. Von der höchsten Stelle des Fleckens aus entdeckte man rauhe, noch falbe Wälder, die kaum die weißen Winterverbände abgeworfen hatten, braunes, festes Land, hier und da von schüchternen Stengeln durchstoßen, mürbe Äcker mit einem Flaum keimender Saaten, die Sonne schlug den Menschen zudringlich auf die Schulter, wie ein alter Kamerad beim Wiedersehen … und dieses Wetter sollte anhalten.

Ein Brief von Annette von Droste-Hülshoff an Anton Mathias Sprickmann in Breslau (Hülshoff, Ende Februar 1816)

… Ich komme eben aus dem Garten, Gott! was für ein herrliches Wetter. Vor einigen Tagen noch im härtesten Winter, und jetzt von der wärmsten Mayluft umweht, die Luft ist fast schwül, und die ersten Frühlingsbothen, Lerchen, Buchfinken, Spreen ET CET., machen ein CONZERT, dass man fast sein eigenes Wort nicht hören kann, wenn die Wärme verhältnismäßig so zunehmen will. Wie seit einigen Tagen, so werden wir noch vor Ende Februar in den Hundstagen seyn. Ich hatte, da ich noch ein kleines Mädchen war, immer die Idee, unsere Erde könne sich wohl einmal in eine andere Lage drehen und wir dadurch unter einen wärmeren Himmelsstrich versetzt werden, diese Hoffnung erneuerte sich jedesmal, wenn das Wetter einige Tage besser war, wie es der Jahreszeit von Rechts wegen zukam, man sollte aber jetzt von neuen in diesen Wahn fallen, da schon seit mehreren Jahren das Wetter ganz auffallende Geniestreiche macht …

Leben Sie wohl, bester Freund, Ihre Nette v. Droste

Johann Gottwerth Müller (Itzehoe 1790)

… Der schnelle Wechsel von Hitze und Frost ist mir sehr empfindlich. Ich werde es hier nie gewohnt. In der Nacht vom 17ten auf den 18ten Juni ist hier viel Buchweizen erfroren und ich musste des Morgens einheizen um schreiben zu können – am 19ten und 20ten war die Hitze selbst 80jährigen Greisen unerträglich. Am 25ten habe ich wieder einheizen müssen, um dem Sturm aus Westen der mir auf den Fenstern liegt, widerstehen zu können. Jetzt ist es wie im Herbst, morgen haben wir vielleicht wieder sengende Hitze. Das greift mich sehr an und erschwert mir die Arbeit. Gott ehre mir den Winter! Da weiß man doch, woran man ist …

Frau von Stein über den abwesenden Herrn von Goethe

… vom Wetter hat er beschlossen, dass es an allem schuld sein muss. Der Himmel Weimars ist seine Hölle, das Wetterglas ist sein Kruzifix, vor ihm verrichtet er seine Andacht. Im November ist es das neblige Wetter, im Dezember das stürmische, im Januar das strenge, im Februar das feuchte, im März das unvollkommene. „Bei solchem Himmel“ sagt er „ist mir selten wohl … ich habe die Stube heizen müssen wie einen Backofen, wir schreiben JUNI“. Er langweilt mich einen vollen Abend mit Kopfhängerei. „Sie müssen heute Nachsicht mit mir üben, Lotte, in solchen Monaten macht mich das Wetter zu manchem Guten untüchtig.“

Arthur Schopenhauer

Man darf am Wetter nicht verzweifeln, solange noch ein blauer Fleck am Himmel ist.

Kurt Tucholsky

Die Hitze ist zum Ersticken, es reicht, um einen Mann zum Wahnsinn zu treiben. Es ist eine Bullenhitze.

Franz Alt

Die Sonne schickt uns keine Rechnung.

Robert Lembke

Bei Gewitterflügen fangen die Passagiere an, ihren Passbildern immer ähnlicher zu werden.

Mark Twain

Das Wetter ist unablässig am Werk … immer auf der Suche nach neuen Mustern, mit denen es ausprobiert, ob sie sich auf die Menschen auswirken.

Thomas Mann (in seinem Roman „Der Zauberberg“, S. 647–654)

SCHNEE … statt der Sonne jedoch gab es Schnee, Schnee in Massen … Der vorige Winter hatte es in dieser Richtung wahrhaftig nicht fehlen lassen, doch waren seine Leistungen schwächlich gewesen im Vergleich mit denen des diesjährigen. Sie waren monströs und maßlos, erfüllten das Gemüt mit dem Bewusstsein der Abenteuerlichkeit und Exzentrizität dieser Sphäre. Es schneite Tag für Tag und die Nächte hindurch (…) die Ruhebänke waren verschwunden, versunken; ein Stück Lehne etwa ragte noch aus dem weißen Begräbnis hervor. Drunten im Ort war das Straßenniveau so seltsam verlegt, dass die Läden im Erdgeschoß der Häuser zu Kellern geworden waren, in die man auf Schneestufen von der Höhe des Bürgersteiges hinabstieg.

Ein britischer Forscher (Anonymus), anlässlich einer heftigen Klimadiskussion …

Wahrscheinlich beendeten die Feuerchen der Steinzeitmenschen die Eiszeit.

Bert Dreissen

Manche Leute lügen das Blaue vom Himmel und wundern sich dann über das schlechte Wetter.

Mark Twain

Alle reden vom Wetter, aber keiner tut etwas dagegen.

Alle diese Beschreibungen stammen aus dem Buch „Wildes Wetter“ von Horst Kutzer und spiegeln die das Wetter auslösenden Empfindungen wider.

Wetter ist Leben und auch Überleben, deshalb zeichneten die Chronisten die Auswirkungen auf die Pflanzenwelt auf, wodurch es uns heute möglich ist, einen Rückblick auf den unterschiedlichen Verlauf des Wetters zu gewinnen.

Die Sicht über Jahrhunderte lässt erkennen, dass es keine „Norm“ oder „Regelmäßigkeit“ gab, die „Regel“ der Änderungen bestimmte den Klimaverlauf in allen Epochen bis jetzt.

Gegen Ende der letzten Eiszeit beeinflusste unter extremem Temperaturanstieg das Klima die Anpassung des Menschen und führte vom Ortswechsel des Sammlers und Jägers zur Sesshaftigkeit.

Dank akribischer Forschungen von Wissenschaftlern ist es möglich, einen so weiten Rückblick auf den Klimaverlauf zu haben.

Ernteglück und Hungersnot

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