Читать книгу Tantra, das Feuer meiner Passion - Wera Münchberg - Страница 19
RÜCKBLICK: WERAS KINDHEIT UND JUGEND
ОглавлениеAls ich zwei Jahre alt war, achtete meine Mutter immer sehr darauf, dass meine Fantasie und Kreativität gestärkt werden. Sie schenkte mir Märchenschallplatten, die wundervoll vorgetragen wurden. Es war eine weiche, warme Männerstimme und so entwickelte sich mein Gehör für hauptsächlich sonore Stimmen. Ich wurde fast zur Stimmenfetischistin, bis heute.
Durch die vorgetragenen Märchen entwickelte ich die Gabe, mir in meiner Fantasie alles so vorzustellen, wie ich es hörte. Ich tauchte jedes Mal emotional so tief in die Geschichte ein, als würde ich sie selber erleben. Später ging es mir bei Büchern genauso. Was auch immer der beschriebenen Person in einem Roman passierte, ich fühlte mich intensiv in deren Emotionen ein. Ich erlebte es förmlich mit. Seit dieser Zeit schmolz ich bei sonoren Stimmen nur so dahin.
Ich konnte noch nicht lesen, gerade mal eine Buchseite umblättern, und hatte trotzdem schon ein Arsenal an Kinderbüchern. Mein erstes Buch war „Elli Kari“, Geschichte eines Lappenmädchens von Anna Riwkin-Brick. Ein Fotobuch eines 4-jährigen Mädchens, in dem das arme und entbehrungsreiche Leben in Lappland beschrieben wurde. So begriff ich schnell, wie gut es mir in Deutschland ging und erwarb so eine ganz andere Wertschätzung für mein Spielzeug oder andere Dinge, die bei uns selbstverständlich waren.
Später als Kind hörte ich mit meinem Transistorradio nach 20 Uhr unter der Bettdecke im Hessischen Rundfunk heimlich das Wunschkonzert mit dem legendären Elmar Gunsch. Seine Stimme war zum Zerfließen. Ich habe die Sendung nur wegen seiner sonoren, göttlichen Stimme angestellt. Im Jahre 2009 erlebte ich dann eine wirklich schöne Überraschung. Es war bei der legendären Faschingsdienstags-Party im Weinkeller Fidelio an der alten Oper. Dort feierte ich seit 20 Jahren immer diese Party. Ich stand am Tresen und wollte mir gerade einen Wein bestellen, da spricht mich eine wundervolle Stimme an: „Darf ich Sie zu diesem Wein einladen?“ Mir war sofort klar, es konnte sich nur um Einen handeln: Elmar Gunsch. Ohne mich umzudrehen, rief ich spontan „Ja!“ Und als ich mich kurz darauf zu ihm wand, sah ich einen großen weißhaarigen Mann mit sehr gepflegtem Bart und gekleidet wie Johannes Heesters. Es war tatsächlich Elmar, der Wahnsinn. Wir stießen mit unseren Weingläsern an und lächelten. Er bat mich zum Walzer. Ein absoluter Gentleman, wow. Beim Tanzen erzählte ich ihm aus meiner Kindheit, dass ich ihn heimlich im Radio gehört habe.
Das hätte ich mir damals nie erträumen lassen, einmal mit Elmar Gunsch Walzer zu tanzen.
Als ich so ca. 8 Jahre alt war, bekam ich 50 Pfennig Taschengeld, dass reichte natürlich nie für meine Kinobesuche jeden Sonntag 1,50 DM im Bürgerhaus gegenüber.
Da ich in der Schule im Malkurs immer die Note eins erhielt und ich im Fernsehen einen Maler sah, der ganz viel Geld mit seinen Bildern verdiente, versuchte ich es auch. Wir wohnten im Nord West Zentrum, einem Einkaufszentrum und ich freundete mich mit einer Verkäuferin eines kleines Geschäfts an, die alles Mögliche an Geschenkartikeln verkaufte. Sie erlaubte mir meine Bilder vor dem Geschäft auszulegen und ich bot ihr eine Gewinnbeteiligung an, die sie aber ablehnte. Es war eine Win-Win Gemeinschaft, sie hatte mit mir Unterhaltung, da sie immer alleine war und nur wenige Kunden zu ihr gingen und ich war jeden Tag nach den Schulaufgaben bei ihr. So verkaufte ich wirklich täglich mindestens 5 Bilder á eine Mark. Ich hatte ein Schild aufgestellt, dass die Einnahmen der Bilder einem guten Zweck zukommen.
„Mein Name ist Wera und ich bekomme nur 50 Pfennig Taschengeld die Woche und möchte gerne sonntags ins Kino gehen.“ Es waren hauptsächlich Mütter, ob sie die Bilder aus Mitleid oder weil sie diese schön fanden, kauften, war mir egal, denn ich hatte mehr als nur mein Kinogeld.
Jahre Später schrieb ich in Schönschrift auf sehr ausgefallenem Papier Weihnachtsgedichte ab. Die ich von Haustür zu Haustüre verkaufte, bis ich an der Türe von Bruni klingelte, die beste Freundin meiner Mutter. Die staunte nicht schlecht und ich erst, oh Schreck, damit flog meine kleines Geheimnis auf und musste beendet werden. Allerdings freute sich meine Mutter, dass ich doch so schön schreiben konnte, wenn ich nur wollte.
Tja der Motor braucht nur Öl, dann läuft er auch!
Eines Tages sollte ich für meinen Pfeifenrauchenden Vater ein Päckchen Rum Marple Tabak kaufen, der ein wundervolles Aroma hatte. Ich wusste immer, wenn ich den Geruch vernahm, dass er gerade hier gewesen sein musste. Als ich im Tabak-Geschäft Otto Bönecke ankam, räumte der Besitzer alles vor die Tür zum Entsorgen, da er sein Geschäft aufgab. Ich fragte ihn, ob ich all die schönen Streichhölzer in wunderschönen Verpackungen von klein bis riesengroß, auch für den Kamin mitnehmen dürfte. Er schenkte sie mir alle und es waren 2 Einkaufswagen voll. Ich rief meinen Freund Christian an und wir zwei liefen durch das Einkaufszentrum und verkauften am selbigen Tag alles für eine bis fünf Mark, je nach Größe. Danach waren wir ziemlich reich und ich teilte alles gerecht mit ihm.