Читать книгу Rendezvous mit dem Tod - Warum John F. Kennedy sterben musste - Wilfried Huismann - Страница 11
FBI-Informant »Solo Source«
ОглавлениеWarum kümmerte sich der gefürchtete Chef des Geheimdienstes persönlich um Silvia Durán, nachdem sie verhaftet worden war? Wusste sie zu viel? Offenbar hatte sie bei Oswalds Besuch in der kubanischen Botschaft Dinge gehört, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren. Denn tatsächlich ging es Oswald nicht nur um ein schlichtes Touristenvisum für Kuba. Es ging um Kennedy. Der erste Zeuge für diesen Verdacht ist Fidel Castro selbst.
FBI-Special Agent James Hosty, der Lee Harvey Oswald am 22. November in Dallas verhörte, machte mich auf diese seltsame Geschichte aufmerksam, die im FBI lange als Geheimnis gehütet wurde. Fidel Castro hielt am 27. November 1963 in Havanna eine Rede, fünf Tage nach dem Attentat von Dallas. Darin ließ er einen rätselhaften Satz fallen: Oswald habe während seines Besuches in der kubanischen Botschaft eine »provokative Erklärung« abgegeben. Was meinte Castro damit?
Der FBI-Informant »Solo Source« sollte es herausbekommen. Hinter dieser Tarnbezeichnung verbarg sich ein Brüderpaar: Morris und Jack Childs. Es waren die hochrangigsten Spitzel, die das FBI jemals in der kommunistischen Weltbewegung platzieren konnte. Beide waren Mitglieder des Politbüros der Kommunistischen Partei der USA. Ihre Berichte galten nach Hostys Erinnerung als sehr wertvoll: »Sie waren die zuverlässigsten und redlichsten Quellen, die wir uns wünschen konnten. Sie halfen dem FBI in der Spionageabwehr, weil sie von der Sowjetunion enttäuscht waren, als Stalin Anfang der fünfziger Jahre eine neue Judenverfolgung begann. Die Childs-Brüder waren selbst Juden, und ihre Familie stammte aus der Sowjetunion.«
Jack Childs reiste ein paar Wochen nach dem Attentat zu einem offiziellen Besuch nach Havanna, Bei dieser Gelegenheit sollte er im Auftrag des FBI herausfinden, was Fidel Castro mit seiner Bemerkung über Oswald gemeint haben könnte. Castro, der zu Jack Childs eine Vertrauensbeziehung pflegte, war sofort bereit, sich auf das Thema einzulassen. Er wirkte nach Jack Childs Erinnerung dabei sehr konzentriert und ernst.
Castro sagte dem geschockten Childs, Lee Harvey Oswald habe bei seinem Besuch in der kubanischen Botschaft in Mexiko, sechs Wochen vor dem Attentat, angekündigt, er werde Präsident Kennedy töten. Castro sagte, »seine Leute« hätten ihn damals »mündlich« über diese Äußerungen Oswalds informiert. Oswald habe gesagt: »Ich werde diesen Bastard töten, ich werde Kennedy töten.« 7
Jack Childs beunruhigender Bericht aus Havanna verschwand im FBI-Giftschrank. Nichts sollte die Einzeltäter-Theorie stören, die FBI-Boss J. Edgar Hoover schon wenige Stunden nach dem Mord von Dallas als Devise ausgegeben hatte. Hoover wollte von möglichen ausländischen Hintermännern des Attentates nichts wissen. »Childs’ Bericht«, so James Hosty heute, »beweist noch nicht, dass Fidel Castro den Befehl gab, Kennedy zu töten. Aber er beweist, dass Castro von Oswalds Plan wusste. Er hätte uns warnen können.«