Читать книгу Rendezvous mit dem Tod - Warum John F. Kennedy sterben musste - Wilfried Huismann - Страница 12
Anruf aus Havanna
ОглавлениеFidel Castros Äußerung ist ein Indiz für den Verdacht, dass Oswald den geplanten Mord an Kennedy mit kubanischen Funktionären besprochen hatte. Alle kubanischen Botschaftsangestellte, die damals Kontakt mit Oswald hatten, wurden kurz nach dem Mord an Kennedy nach Kuba zurückbeordert. Silvia Durán ist die einzige Zeugin, die außerhalb Kubas lebt. Aber sie will sich nicht erinnern. Was hat der mexikanische Geheimdienstchef Fernando Gutiérrez Barrios mit ihr gemacht, um sie zum Schweigen zu bringen? Schneller als erwartet erhalten wir auf diese Frage eine vorläufige Antwort.
Während wir in Mexico City das Haus von Silvia Durán belagern, um sie zu einer Aussage zu bewegen, bekomme ich einen Anruf von meinem nordamerikanischen Kollegen Gus Russo aus Baltimore, der einen Rechercheerfolg zu melden hat. Nach drei Jahren gezielter Suche hat er im Nationalarchiv der USA ein wichtiges, als verschollen geltendes Dokument gefunden: Ein Original-Tonbandmitschnitt der CIA, datiert vom 26. November 1963 aus Mexico City. Die CIA hatte damals den Telefonanschluss des kubanischen Botschafters abgehört. Gus schickt mir eine Kopie des Tonbandes nach Mexiko. Zu hören ist ein höchst aufschlussreiches Telefonat des damaligen kubanischen Staatspräsidenten Oswaldo Dorticos mit dem kubanischen Botschafter in Mexiko, Joaquín Hernandez Armas. Das Gespräch fand vier Tage nach Kennedys Ermordung statt. Anlass war die Verhaftung Silvia Duráns durch die mexikanische Geheimpolizei DFS.
Präsident Dorticos macht sich Gedanken darüber, ob Silvia Durán bei der mexikanischen Polizei zu viel geplaudert haben könnte. Es dauert einige Minuten, bevor auf dem Band etwas anderes zu hören ist als lautes Rauschen. Die Leitung nach Havanna ist schlecht und störanfällig. Schließlich ist die Stimme von Dorticos deutlich zu vernehmen. Er will wissen, wie es »Silvia« in der Untersuchungshaft ergangen sei. Botschafter Armas kann den Präsidenten beruhigen:
Botschafter Armas: »Sie ist wieder entlassen worden. Sie hat nur zugegeben, dass dieses Individuum gekommen sei, weil es ein Visum für Kuba wollte. Die Regierung Kubas habe es ihm aber nicht gegeben.«
Präsident Dorticos: (unverständlich)
Botschafter Armas: »Ich habe sofort mit ihr gesprochen, um ihren Bericht entgegenzunehmen. Das war gestern. Samstag ist sie in ihrem Haus verhaftet worden.«
Präsident Dorticos: »Was hat man sie beim Verhör gefragt?«
Botschafter Armas: »Welche Beziehung sie zu ihm hatte und ob sie intime Beziehungen mit ihm pflegte. Sie hat das verneint. Sie hat ausgesagt, er sei nur einer von vielen hunderten gewesen, die nach Kuba wollten und um ein Visum baten. Sie erinnere sich an diesen besonderen Fall nur deshalb, weil es zu einem Zwischenfall mit unserem Konsul gekommen war. Der Amerikaner hat ihn beschimpft und Azcue hat ihn praktisch aus dem Konsulat geworfen.«
Präsident Dorticos: »Was hat sie über das Verhör erzählt?«
Botschafter Armas: »Man hat sie ein wenig ausgequetscht während der Vernehmung. Die Misshandlung erfolgte mit dem Ziel, sie unter Druck zu setzen, damit sie alles sagt, was sie weiß.«
Präsident Dorticos: »Was heißt das genau?«
Botschafter Armas: »Sie wurde an den Armen festgehalten und durchgeschüttelt.«
Präsident Dorticos: »Haben die etwas aus ihr herausgekriegt?«
Botschafter Armas: »Nein, absolut nichts. Vor allem wollten sie wissen, was für eine Art Beziehung sie und ihr Ehemann zu diesem Individuum hatten.«
Präsident Dorticos: »Hat sie etwas von Geld gesagt?«
Armas: »Nein, nichts, sie hat gesagt, sie sei nicht danach gefragt worden.«
Präsident Dorticos: »Wir haben von einem Genossen eine entsprechende Information bekommen ...«
Armas: »Sie hat mir gesagt, sie sei zu keinen weiteren Punkten vernommen worden.«
Präsident Dorticos: »Bitte fragen Sie sie noch mal und rufen mich dann gleich an.«
Armas: »Natürlich. Mache ich sofort, Herr Präsident.«
Bei einem zweiten Telefonat wenige Stunden später meldet der Botschafter, dass er noch einmal bei Silvia Durán nachgefragt habe.
Armas: »Ich habe mit dieser Person gesprochen. Sie hat nichts Wichtiges hinzugefügt. Was den speziellen Punkt betrifft, den Sie angesprochen haben: Es wurde ihr kein Geld angeboten.«
Präsident Dorticos (ungeduldig): »Das meinte ich doch nicht, Sie haben mich falsch verstanden. Ich will wissen, ob sie ausgesagt hat, dass dieser Amerikaner, na Sie wissen schon, in unserem Konsulat Geld bekommen hat, verstehen Sie? (... unverständlich) Besser, Sie schicken mir einen detaillierten Bericht.«
Armas: »Nein, nein, auf keinen Fall hat sie das gesagt. Beim nächsten Transport nach Kuba schicke ich den Bericht mit. « 8