Читать книгу Zusammen aufwachen - Wilfried Reuter - Страница 25
Denkmuster identifizieren
ОглавлениеSelbstbeobachtung hilft dir, Denkmuster zu identifizieren, die dich blockieren. Viele Menschen sind fixiert auf ein Selbstbild, das sie in der Einsamkeit festhält und glauben lässt, an ihrer Situation nichts verändern zu können. Es bringt ständig negative Gedanken hervor: »Ich bin nicht liebenswert«, »Für mich wird sich nie jemand interessieren.« Oder: »Wenn ich einen Menschen an mich heranlasse, wird es wieder so schmerzhaft werden wie beim letzten Mal.« Vielleicht stempelst du dich ab, indem du denkst: »Ich bin kein geselliger Mensch.« Vielleicht verurteilst du dich: »Warum sollte auch jemand an einem Menschen wie mir Interesse haben?« Vorsicht ist immer auch bei Gedanken geboten, die mit »Ich sollte« oder »Ich müsste« beginnen (»Ich sollte längst jemanden gefunden haben.«) Damit setzt du dich selbst unter Druck.
Solche Muster des Denkens und Empfindens sind durch frühere Erfahrungen entstanden. Schenkst du den Gedanken Glauben, werden sie leicht zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung, denn du verschanzt dich dann in deiner Haltung des Mangels, die von Angst geprägt ist und auf andere Menschen wenig anziehend wirkt. Negative Gedankenmuster sind nie hilfreich, sondern blockieren deine Fähigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten – eine Fähigkeit, die in jedem Menschen als Potenzial vorhanden ist!
Trügerisch sind auch Gedanken, die nach dem Schema »Alles oder nichts« funktionieren. »Diese Frau oder keine!« – »Heute oder nie!« – »Niemand will mit mir tanzen.« Wie könnte man Hoffnungslosigkeit wirkungsvoller vorprogrammieren? Alles-oder-nichts-Gedanken postulieren einen Idealzustand, den es nicht gibt, oder sie geben alles verloren. Sie entwerten alle Möglichkeiten, die du ohne diese Gedanken hättest.
»Warum hast du nie geheiratet?«, wurde Mullah Nasruddin, eine Art Eulenspiegel der türkischen Volksliteratur, von einem Freund gefragt. »Oh, ich habe es mir sehr gewünscht«, antwortete Mullah Nasruddin. »Deswegen habe ich mich auf die Suche nach der perfekten Frau gemacht. In Damaskus fand ich eine schöne Frau, die gütig und spirituell war, aber sonst wenig wusste. In Isfahan traf ich eine Frau, die spirituell wie weltlich sehr gebildet war, aber wir verstanden uns nicht. In Kairo schließlich fand ich nach langer Suche eine perfekte Frau. Sie war spirituell, anmutig und wunderschön!« – »Warum hast du sie dann nicht geheiratet?«, fragte der Freund. »Sie suchte den perfekten Mann.«