Читать книгу Ängste von Kindern und Jugendlichen – Das Elternbuch - Wilhelm Rotthaus - Страница 9

Spezifische Phobie

Оглавление

DIE SIEBENJÄHRIGE AMELIE hat Angst, mit Aufzügen oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Ihre Ängste haben sich seit gut einem halben Jahr entwickelt, nachdem sie mit ihrer Oma im Aufzug am Arbeitsplatz der Mutter stecken geblieben war und es eine halbe Stunde gedauert hatte, bis sie »befreit« wurden. Amelie macht sich jetzt ständig Sorgen, dass ihrer Mutter das Gleiche widerfahren könne. An diesen Gedanken knüpfte sie dann die Sorge, ob ihre Mutter sie auch von der Schule abholen werde. Während sie früher ihre Mutter gerne zu ihrer Arbeitsstätte begleitet hat, verweigert sie dies in den letzten Monaten, da ihr bereits der Anblick des Aufzugs Angst bereitet. In den Angstsituationen zeigt Amelie erhebliche körperliche Reaktionen wie Herzklopfen, Zittern, Atemnot bis hin zu Erbrechen.

Von einer spezifischen Phobie spricht man, wenn Kinder oder Jugendliche eine ausgeprägte Angst vor bestimmten Objekten (z. B. Spritzen), Situationen (z. B. Dunkelheit) oder Tieren (z. B. Hunden) zeigen, auch wenn seitens außenstehender Beobachter keine Gefahr zu erkennen ist. Sie beginnen dann, die gefürchtete Situation in zunehmendem Maße zu vermeiden oder aus ihr zu flüchten. Die häufigsten Inhalte spezifischer Phobien bei Vor- und Grundschulkindern sind Angst vor Fremden, vor Dunkelheit oder vor Tieren sowie Angst um die eigene Sicherheit, bei den Zwölf- bis Siebzehnjährigen Angst vor Tieren, Naturkatastrophen und vor spezifischen Situationen wie engen Räumen, Fahrstühlen, Tunnel, hohen Brücken und Ähnlichem. Bei genauerem Nachfragen sehen die Kinder, besonders die Jugendlichen, oft ein, dass ihre Angstreaktion unangemessen und übertrieben ist. Diese Einsicht bringt aber keine Erleichterung. Sie kann bei jüngeren Kindern auch noch nicht vorhanden sein.

Während der phobischen Reaktion kommt es bei den Kindern und Jugendlichen zu starken körperlichen Reaktionen wie Herzklopfen, Zittern, Schwitzen oder Bauchschmerzen. Sie malen sich aus, welche schrecklichen Dinge in der angstbesetzten Situation geschehen könnten. Die Kinder suchen die Nähe ihrer Eltern oder sonstiger Bezugspersonen, die ihnen Sicherheit geben. Sie klammern sich an sie an, weinen oder reagieren wie gelähmt. Wenn sie gedrängt werden, sich der Situation zu stellen, zeigen manche ein aggressives Verhalten; sie schreien, bekommen Wutanfälle und schlagen um sich.

Ängste von Kindern und Jugendlichen – Das Elternbuch

Подняться наверх