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1. kapitel

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Das große, weiträumige Haus von München-Harlaching hat schon viel schlimmere Stürme erlebt als den heutigen Abend. Es ist kurz nach 22 Uhr, und nur wenige Gäste, eine bunte, vom Zufall zusammengewürfelte Gesellschaft von Amerikanern und Deutschen, können noch auf den Beinen stehen. Der dünne Whisky hat ihnen dicke Köpfe gemacht.

Der eigentliche Besitzer der Herrschaftsvilla sitzt in einem Internierungslager. Mit Recht übrigens. Sein derzeitiger Vertreter, ein rundlicher Besatzungsmajor, liegt bereits im Bett und gibt den überreichlich getrunkenen Schnaps wieder von sich. Der Gastgeber ist nicht der einzige, der schlappmacht. Der Stil der Partys des Jahres 1946 ist mitunter die Stillosigkeit …

Leutnant Henry F. Morris ist ganz und gar nicht in Laune. Seit zwei Stunden beobachtet er schweigend und verdrossen die willigen, billigen Mädchen und die girrenden, hektischen Damen, die nie genug bekommen. Seit dieser Zeit steht die Frau eines früheren NS-Parteibonzen im Mittelpunkt und führt das große Wort; dabei weiß jeder von ihr, deren Namen früher auf den Titelseiten der Zeitungen beinahe täglich zu finden war, daß sie in ihrer Villa am Tegernsee den amerikanischen Befreiern splitternackt entgegengekommen war.

Die Unterhaltung ist zweisprachig. Der junge, schlaksige Leutnant kann das miserable Englisch und das gebrochene Deutsch nicht mehr hören. Er greift sich nochmals einen „Scotch“ und wünscht sich 4000 Kilometer weg von hier. Der Krieg ist zwei Jahre aus, und er weiß nicht, was er in diesem verdammten Germany noch zu suchen hätte.

„Mixen Sie mir auch einen“, sagt ein junges Mädchen hinter ihm.

Er nickt, ohne sich umzudrehen.

„Noch mehr Soda?“ fragt er gewohnheitsmäßig.

„Nein, danke, es reicht.“

Jetzt erst sieht er sie … und er sieht sie gerne. Sie ist mittelgroß, dunkelblond, hat helle, wache Augen und eine hübsche Stirn. Ihr Englisch ist so sauber wie ihr Gesicht.

„My god … wo kommen Sie denn her?“ fragt Leutnant Henry F. Morris.

„Ich habe mich verspätet. Aber auf Partys dieser Art kommt man wohl nie zu spät.“

„Bestimmt nicht.“

Mit den Gläsern in der Hand verziehen sich die beiden in eine Ecke, finden zwei Polsterstühle, lassen sich nieder, schlagen die Beine übereinander, betrachten sich lächelnd.

„Ich wollte gerade gehen.“

Der Leutnant gibt sich keine Mühe, seine Sympathie besonders zu verstecken.

„Lassen Sie sich nicht aufhalten“, versetzt das Mädchen.

Er steht auf, versucht einen Augenblick lang gerade dazustehen, streckt ihr die Hand hin und sagt:

„Ich bin Henry F. Morris.“

„Ich heiße Vera Eckstadt.“

Sie lächelt, ohne dabei den Mund zu verziehen. Sie ist selbstsicher, natürlich kokett, ohne eine Spur von Pose dabei. Sie wirkt wie eine Zwanzigjährige, könnte aber auch schon älter sein.

„Schade, daß wir uns ausgerechnet hier kennenlernen müssen“, nimmt der Amerikaner das Gespräch wieder auf.

„Wo sollten wir es sonst?“

„Es ist seltsam. Entweder ich kann jemanden in der ersten Sekunde leiden oder ich kann ihn nicht ausstehen.“

„Sie können mich also leiden“, antwortet das Mädchen lächelnd.

„Ja“, sagt er. Einen Augenblick lang wirkt er verlegen. „Es ist schrecklich mit diesen Leuten hier“, erklärt er, „sie wollen alle was. Die einen Zigaretten oder Schnaps, die anderen ihre Entnazifizierung oder eine Lizenz oder sonst irgendeinen Unfug.“

„Ja. Manche füllen sogar den Zucker in mitgebrachte Tüten“, entgegnet Vera. Sie legt sorgfältig das linke Bein über das rechte, streicht mit einer knappen, keineswegs prüde wirkenden Bewegung den Rock glatt.

„Ihr Amerikaner habt eben zuviel, und wir Deutsche haben zuwenig.“

„Na ja“, erwidert Henry, „nicht ganz ohne Grund, nicht?“

Sie nickt.

„Ich kann mir schon vorstellen, wie das bei euch ist. Aber Sie können nicht wissen, wie einen das alles ankotzt, wenn jeder, dem Sie begegnen, etwas von Ihnen will … Auf einmal haben Sie das Gefühl, Sie sind in einem Netz und gleich kommt die Spinne …“

Sie nickt wieder. Sie wirkt jetzt ernst und müde.

„Ja“, sagt sie leise, „und dabei will ich auch etwas von Ihnen.“

Er hört es gar nicht.

„Ich bin nur hierhergekommen, um Sie zu treffen.“

Er schweigt noch immer.

Sie wird heftig:

„Hören Sie, Henry F. Morris, ich will etwas von Ihnen!“

„So“, sagt er langgedehnt und verständnislos.

Er greift hastig in die Tasche, holt eine Zigarette hervor, will sie anzünden. Das Feuerzeug versagt.

„Sie müssen mich morgen mit Colonel Evans zusammenbringen … Sie sind doch sein Assistent, nicht?“

„Zum Teufel, was wollen Sie eigentlich“, stößt er hervor.

„Wenn Sie mir nicht helfen“, sagt sie leise und bestimmt, „wird ein Unschuldiger gehängt.“

„Können Sie mir einen Deutschen zeigen, der nicht schuldig ist?“

„Ja“, erwidert sie.

Sie steht auf. Ihr Blick wird auf einmal merkwürdig starr, als ob sie in eine imaginäre Ferne sähe, als ob sie Raum und Zeit vergäße, als ob sie entsetzlich allein sei.

„Ja“, sagt sie noch einmal. Ganz leise.

„Meinen Bruder.“

In der ersten Sekunde begreift es der Leutnant nicht. Dann ist es soweit. Er würgt den Fluch hinunter, betrachtet Vera Eckstadt, lächelt dümmlich dabei, versucht die Zigarette noch einmal anzuzünden, schnappt sein Whiskyglas, trinkt es in einem Zug leer. Die Minute ist aus Gummi. Sie ist endlos, gemein und quälerisch …

An diesem Tag zweifelt Colonel Evans zum erstenmal in seinem Leben an Gott. An der Weltordnung. An der Würde des Menschen. An der Humanität seines Landes. Am Fortschritt. An diesem Tag fürchtet der Oberst alles zu verlieren, an das er bisher glaubte …

An diesem Tag verflucht der Oberst die Tatsache, daß er Jurist ist. Daß er Englisch spricht. Daß er als Amerikaner zur Welt kam. Daß er die Uniform eines Obersten der Vereinigten Staaten trägt. Daß er sein Land liebt.

An diesem Tag glaubt er, es zu hassen.

Colonel Evans ist mittelgroß und zierlich, hat ein intelligentes, kantiges Gesicht, lebhafte, scharf beobachtende Augen. Er stammt aus Atlanta, der Hauptstadt von Georgia, und der energische, fast asketisch wirkende Mann ist schon auf den ersten Blick der Typ des Gentleman aus den Südstaaten.

Der Krieg spült ihn nach Deutschland. Er hatte keinen Grund, es besonders zu lieben. Und er liebte es auch nicht besonders. Er tat seine Pflicht. Er diente in der Army. Er brachte es bis zum Obersten. Eigentlich sollte er längst zurück sein, um sich um seine Rechtsanwaltspraxis zu kümmern. Er war jetzt bald an der Reihe und stand kurz vor der Rückreise in die Vereinigten Staaten.

Da kam der Auftrag.

Er sagte zunächst nein. Er hatte sich Ideale bewahrt. Schwachen, verführten, gescheiterten Menschen zu helfen, dazu war er jederzeit zu haben. Aber Verbrechern? Mördern? Dutzendfachen Mördern? SS-Henkern, die wehrlose Kriegsgefangene niederschossen? Die ihre letzten Schreie, ihre letzte Verzweiflung, ihre letzten Gebete ignorierten? Die sie gemeiner, erbarmungsloser abschlachteten als die Viehmärkte ihren täglichen Schweineauftrieb? Vertierten Unmenschen, die aus nächster Nähe mit der Maschinenpistole ihren Opfern zwischen die starren, entsetzten Augen schossen, daß die Gehirne herausspritzten wie der Tomatensaft aus einer nachlässig geöffneten Konservenbüchse? Mörder vertreten, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt hatten?

Man hatte ihm die Chefverteidigung des sogenannten Malmedy-Prozesses angetragen. Er kannte den Fall Malmedy wie jeder andere Amerikaner aus den Zeitungsberichten. Er wußte, daß Generalfeldmarschall Rundstedt in einem letzten Aufbäumen vor der totalen Niederlage Weihnachten 1944 seine Truppen weit nach Belgien hineingetrieben hatte. Daß es ihm gelungen war, einen letzten, wenn auch zeitlich sehr begrenzten Sieg zu erringen.

Soweit war die Sache in Ordnung. Was aber Malmedy zu einem unauslöschlichen Brandmal des Krieges machte, waren die Begleiterscheinungen der Ardennenoffensive. Voraustruppen der SS, teilweise in amerikanischer Uniform, ausgesuchte Leute, meist fanatische Nationalsozialisten, die fließend Englisch sprachen, waren in das Hinterland vorgestoßen und hatten Gefangene gemacht.

Und sie hatten sie, wie sie es zu nennen pflegten, umgelegt. Dafür standen sie jetzt vor Gericht. Vor einem bemerkenswert fairen Gericht. Vor Richtern, die sich redlich bemühten, unvoreingenommen die Taten zu beurteilen. Die meisten hatten ihre Geständnisse unterschrieben, sie hatten zugegeben, Gefangene ermordet zu haben.

Juristisch lag der Fall damit klar. Was nun kommen mußte, war das Urteil. Auch hier konnte es keinen Zweifel geben. An den Galgen von Landsberg war noch Platz für viele.

Für viele, die zu verteidigen Mr. Evans keine Lust hatte. Gut, man hatte ihm die Akten geschickt, und er hatte schließlich mit der natürlichen Neugier des Juristen, der kein Dossier vorbeiziehen lassen kann, darin geblättert.

Und dann war er auf Widersprüche gestoßen …

Da sollten Menschen an einer Friedhofsmauer erschossen worden sein … wo der Friedhof nicht eingesäumt war. Da sollte eine Belgierin auf einem Stuhl in ihrer Wohnung exekutiert worden sein, die in Wirklichkeit von einer amerikanischen Bombe erschlagen wurde. Da hatten frühere SS-Leute in schriftlichen Geständnissen zugegeben, Menschen ermordet zu haben … die noch lebten!

Soviel Zufälligkeiten, so viele Irrtümer auf einmal konnte es nicht geben. Das übersah der Colonel mit einem Blick. Hinter diesen Unstimmigkeiten mußte sich etwas Gräßliches, etwas Entsetzliches, etwas Ungeheuerliches verbergen.

Waren die Geständnisse erpreßt worden? Hatten die US-Ermittler ähnliche Methoden angewandt, wie sie durch die Gestapo weltbekannt und berüchtigt geworden waren?

Hier, an dieser Stelle seiner Untersuchung, drohten den Obersten Phantasie, Logik und Anstand zu verlassen. Hier konnte er einfach nicht mehr folgen. Hier war er am Ende seiner Vorstellungswelt angelangt.

Ein anderer hätte die Akten ohne weiteres in den Papierkorb geworfen und sich eine Fahrkarte nach Amerika besorgt.

Nicht so Colonel Evans. Er wird sich nichts schenken. Nichts sich, nichts seinem Land, nichts seiner Uniform, nichts seinen Farben. Seine Intelligenz wird das Gericht kennenlernen. Seinem Anstand werden die Angeklagten fassungslos gegenüberstehen. Seinen Mut wird die Presse in aller Welt rühmen.

Seinen inneren Kampf aber wird er mit sich selbst abmachen müssen.

Den Colonel geht mit großen Schritten in seinem Büro hin und her. Er hatte alle Einzelheiten der Akten im Kopf. Immer noch hofft er, daß sich die Widersprüche als ein Irrtum herausstellen werden, für den es eine ganz natürliche Erklärung gibt. Er unterbricht seinen Fußmarsch, geht auf das Aktenbündel zu, liest, schüttelt den Kopf, rennt wieder hin und her, reißt das Fenster auf, schließt es im nächsten Augenblick, zündet sich eine Zigarette an, wirft sie weg, tritt sie aus.

Leutnant Henry F. Morris ist eingetreten. Er wartet, bis der Oberst aufsieht.

„Eine Dame möchte Sie sprechen, Sir“, sagt er dann.

„Welche Dame?“

„Fräulein Eckstadt.“

„Kenne ich nicht“, versetzt der Colonel abweisend.

„Die Schwester eines Angeklagten.“

„Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, daß ich keine Familienbesuche mag.“

„Es ist eine Bekannte von mir. Sir … Nur fünf Minuten.“

„Von mir aus“, knurrt der Colonel.

Er mustert Vera Eckstadt flüchtig, stellt sich vor, ohne ihr die Hand zu geben, sagt, daß er leider wenig Zeit hätte.

„Ich fasse mich kurz“, beginnt das Mädchen. „Mein Bruder ist einer der Malmedy-Angeklagten. Er hat ein Geständnis abgelegt, daß er fünf amerikanische Kriegsgefangene erschossen hat … Das ist nicht wahr. Ich kenne meinen Bruder gut. Er würde keiner Fliege etwas tun.“

„Warum legt er dann Geständnisse ab?“

„Das kann ich Ihnen genau erklären, Herr Oberst. Zuerst haben sie ihm eine Kapuze aufgesetzt. Dann hat man ihn in einen stockfinsteren Raum geführt. Dann hat man ihm gesagt, daß er in zwei Minuten erschossen wird. Dann hat man ihm brennende Streichhölzer unter die Nägel geschoben. Als er vor Schmerz aufbrüllte, schob man ihm das Geständnis zum Unterschreiben hin. Er war noch nicht weich. Man stellte noch andere Dinge mit ihm an. Soll ich sie Ihnen aufzählen, Sir?“

„Danke.“ Die Stimme des Colonel klingt scharf und schneidend.

„Eines Tages hielt er es nicht mehr aus. Und er gestand Verbrechen, die er nie verübt hatte. Er wollte sich lieber hängen als weiterquälen lassen.“

Der Oberst läßt Vera Eckstadt ruhig aussprechen. Er hat sein Gesicht in der Gewalt. Rein äußerlich ist ihm keine Spur von Bewegung anzumerken. Auch seine Stimme klingt völlig unverändert.

„Und wer soll das getan haben?“

„Die Namen kenne ich nicht. Vertreter der Anklage jedenfalls.“

„Hören Sie, Fräulein“, sagt der Oberst, und jetzt ist ihm der ganze Zorn, der ganze Ärger und der ganze Ekel voll anzumerken, „wollen Sie behaupten, daß Amerikaner so etwas tun?“

„Yes, Sir.“

„Wissen Sie, wie viele Millionen Juden die Deutschen vergast haben?“

„Ich weiß es“, antwortete das Mädchen, „ich weiß aber auch, daß mein Bruder genauso unschuldig sterben würde wie die jüdischen Mitbürger … Ich habe nicht viel, um ihn zu retten. Ich kann Sie nur bitten, anflehen …“

Dem Mädchen fällt das Sprechen schwer. Es weint, ärgert sich über die Tränen, versucht sie wegzuwischen, spricht stockend weiter:

„Ich will keine Gnade, Sir, für ihn. Die braucht er nicht. Gerechtigkeit, das wäre alles.“

Der Besuch dauerte tatsächlich nur fünf Minuten. Und er endete, äußerlich gesehen, ergebnislos. Aber der Oberst, sonst weit davon entfernt, sich von Gefühlen beeindrucken zu lassen, muß immer wieder an das Mädchen denken. Alles in allem wirkte sie sicher, natürlich, unpathetisch.

Ihrem Bruder war es gelungen, einen Brief aus der Zelle, in der er seit Monaten in Einzelhaft saß, zu schmuggeln. Aber würde nicht auch ein Mörder seiner Schwester gegenüber beteuern, unschuldig zu sein? Und würde nicht auch die Schwester eines Mörders annehmen, daß ihren Bruder keine Schuld träfe?

Am gleichen Tag noch fordert der Colonel die Akten des Gefreiten Werner Eckstadt an. Am gleichen Tag noch entschließt er sich, diesen Fall mit äußerster Gründlichkeit zu untersuchen. Ganz egal, wie seine Recherche ausgeht. Der Oberst wird auf der Seite des Rechts stehen. Auf der Seite der Menschlichkeit. Des Anstands. Der Sitte. Und wenn er diesen verdammten Deutschen in die Hände arbeiten müßte. Und wenn er sie einzeln vom Galgen abschneiden würde. Und wenn das Unrecht seines Landes durch die ganze Weltpresse ginge. Und wenn er sich an den Präsidenten persönlich wenden müßte.

Der Fall wird symptomatisch für den ganzen Malmedy-Prozeß sein. In ihm werden sich die Verbrechen widerspiegeln, hüben wie drüben. Und der Fall Eckstadt wird beweisen, daß das Verbrechen an keine bestimmte Uniform und an keine Nationalität und an keine Sprache gebunden ist. Daß es hüben wie drüben Mörder gibt, geborene, feige, hinterlistige Mörder. Und doch ist da ein Unterschied: vom Staat systematisch zu Mördern erzogene Menschen gibt es nur in einer Diktatur.

Und Menschen gibt es hüben wie drüben …

Am 7. August 1944 begann der Leidensweg des Gefreiten Werner Eckstadt. Er stand wie jeden Morgen am Kasernenhof und hörte nur mit halbem Ohr hin. Immer der gleiche Seich, den der Spieß vor dem Genesungshaufen des Panzerregiments zu verzapfen hatte: Wer Latrine reinigt, wer Kartoffeln schält, wer Wache schiebt, wer in Urlaub fährt und wer zur Nachuntersuchung muß …

Die Genesungskompanie stand im Drillich und ohne Koppel auf dem Kasernenhof einer mitteldeutschen Kleinstadt. Das dazugehörige Panzerregiment verblutete in Rußland. Nur wer dem Tod von der Schippe sprang, hatte Aussicht, nach der Entlassung aus dem Lazarett eine Weile unter der Leitung von Hauptfeldwebel Hanke die Kaserne zu polieren. Aber nicht zu lange. Wenn sich die Knochen wieder halbwegs bewegen ließen, unterschrieb der Stabsarzt die Fahrkarte … in die Ewigkeit oder bis zum nächsten Mal.

Später erinnerte sich der Gefreite Eckstadt noch an alle belanglosen Einzelheiten des Tages, der die entscheidende Wendung in sein Leben brachte. Im dritten Glied stehend, hatte er mit dem Fuß Kringelzeichen in die Schlacken des Kasernenhofs gezeichnet. Sein Nebenmann bohrte in der Nase. Plötzlich stank es fürchterlich.

„Hier hat einer nen toten Vogel in der Tasche“, sagte ein Obergefreiter. Alle schienen sich über den Gestank zu freuen.

„Was gibt’s zu lachen, Herrschaften?“ fragte der Spieß. Aber er interessierte sich nicht weiter dafür. Er gab die Parole bekannt und schob sein Buch wieder unter das zweite Knopfloch der Uniformjacke.

Bevor er wegtreten ließ, sagte er noch:

„Eckstadt, Sie melden sich anschließend auf der Schreibstube.“

Sicherheitshalber ging der Gefreite erst noch einmal auf seine Stube zurück, um sich mit dem angebissenen Kunsthonigbrot zu beschäftigen. Er war lange genug beim Kommiß, um zu wissen, daß es in diesem Krieg nichts gab, was nicht noch eiliger werden konnte.

Der Spieß nickte mit dem Kopf, als Eckstadt die Hacken zusammenschlug und sich bei ihm meldete.

„Nee“, sagte er, „nicht zu mir. Zum Chef.“

Er zeigte mit dem Daumen über die Schulter. Er hatte nur noch einen Arm. Für den anderen hatte er das „Deutsche Kreuz in Gold“ bekommen, das die Landser „Spiegelei“ nannten.

Eigentlich war der Kompanie-Chef, Hauptmann Pfeiffer, ganz in Ordnung. Aber Eckstadt war ihm einmal dumm gekommen.

„Wollen Sie Offizier werden, lieber Eckstadt?“ hatte ihn der Kompanie-Chef gefragt.

Der Gefreite antwortete zu spontan:

„Nein, Herr Hauptmann, ich möchte lieber einen Beruf ergreifen.“

„Da sind Sie ja“, sagte der Hauptmann jetzt, „… Sie können sich setzen.“

„Bitte Herrn Hauptmann danken zu dürfen“, salbaderte Eckstadt herunter.

„Nach der letzten Untersuchung sind Sie k. v.“

„Jawohl, Herr Hauptmann.“

„Der Arm ist wieder in Ordnung?“ fragte Hauptmann Pfeiffer und lächelte flüchtig. Er erwartete keine Antwort.

Eckstadt sah auf die Narbe herab, deren unteres Ende brandrot und violett aus dem Jackenärmel herausleuchtete.

„Eckstadt, Sie sind abkommandiert.“ Der Hauptmann zog ein Stück Papier aus einem Aktendeckel.

„Jawohl, Herr Hauptmann“, erwiderte der Gefreite müde. Er hatte längst damit gerechnet.

„Ja … Aber nicht zur alten Einheit … Sie sind zur SS versetzt.“

„Nein“, sagte Eckstadt. Es fuhr ihm so heraus.

„Ich kann’s nicht ändern.“

Der Kompaniechef stand auf und ging ein paar Schritte hin und her.

„Es ist nur vorübergehend.“ Es klang beinahe entschuldigend. „Ihre Mutter ist Engländerin?“ fragte der Offizier wie zur nachträglichen Bestätigung.

„Ja“, entgegnete Eckstadt. Wie sollte er wissen, daß das der Grund seiner Versetzung war. Wie sollte er ahnen, daß ihn seine tadellosen, englischen Sprachkenntnisse direkt in die Hölle führen würden? Eines Tages würde er es begreifen, wenn er ohne Aussicht und ohne Hoffnung, ohne Gnade und Erbarmen, von Verzweiflung und von Todesangst geschüttelt, in ein unentwirrbares Netz von Mord, Lüge, Betrug und Verbrechen verstrickt sein würde … Hauptmann Pfeiffer stand auf. Der Gefreite folgte ihm automatisch. Einen Augenblick standen sie sich dicht gegenüber: der Hauptmann schlank und schmal, mit olivgetönter Haut, die schwarzen Haare wie eine lackierte Kappe am Kopf anliegend; der Gefreite etwas untersetzter, breitschultriger, mit gekräuseltem, sandfarbenem Haar und blitzenden, weißen Zähnen.

„Sie haben doch nichts gegen die SS?“ fragte Pfeiffer.

Eckstadt überlegte. Hatte er etwas gegen sie? Einmal mußte sein Regiment eine SS-Division heraushauen. Ein anderes Mal war er selbst von der SS herausgehauen worden.

Wenn Eckstadt länger darüber nachgedacht hätte, wäre ihm manches eingefallen, was ihm nicht an der SS paßte.

Der Hauptmann streckte ihm die Hand hin.

„Alles Gute, Eckstadt … Und machen Sie uns keine Schande.“

Er ist in Ordnung, dachte der Gefreite, auch wenn er mich an die SS verkauft hat.

Der Spieß machte die Papiere fertig und bot dem Gefreiten eine Zigarette an.

Das war der Abschied vom Heer.

So kam er zur SS.

Die Einheit, bei der er sich melden sollte, lag mitten in der Heide in einem Barackenlager. Die Straße dorthin war ungepflastert. Ein langer Saum von Birken stand traurig daneben. Eckstadt machte ein saures Gesicht. Er glaubte Füchse und Hasen zu sehen, die einander gute Nacht wünschten.

Die SS-Leute machten kein großes Aufheben von seinem Erscheinen. Auf den ersten Blick sah alles ähnlich aus wie beim Heer. Die feineren Unterschiede sollte er erst im Laufe der Zeit kennenlernen.

Er meldete sich auf der Schreibstube beim Hauptscharführer. Das war ein Bulle mit einem Baß und einem Kindergesicht.

„Na, wollen mal sehen, was uns die Wehrmacht geschickt hat“, sagte er und betrachtete Werner Eckstadt grinsend. „Dich wollten sie wohl loswerden?“

„Nein, Herr Hauptfeldwebel.“

„Keine Beleidigungen. Ich bin kein ,Herr‘ und kein ,Hauptfeldwebel‘. Das heißt: Nein, Hauptscharführer. Kapiert?“

„Jawohl, Herr … äh … Hauptscharführer.“

„Das wirst du noch lernen.“

Eckstadt nahm seinen Laufzettel in Empfang.

„Weißt du eigentlich, was hier los ist?“ fragte der Spieß gutgelaunt.

„Nein. Hauptscharführer.“

„Aber ich.“ Der Bulle mit dem Kindergesicht grinste. Hintergründig. Sonst sagte er nichts.

Zum ersten Mal spürte Werner Eckstadt den Druck in der Magengegend, als er auf der Bekleidungskammer die neuen Klamotten empfing. SS-Klamotten. Die Feldmütze paßte er sich vor einem Spiegel auf. Sie hatte vorne einen Totenkopf. Eckstadt und der Totenkopf musterten sich gegenseitig erschrocken.

In der Stube saßen schon sieben Mann. Sogar drei Unterscharführer unter ihnen.

„Heil Hitler!“ sagte Eckstadt. Er wollte nichts falsch machen. Aber es nützte nichts. Die Gespräche verstummten. Hitlers politische Soldaten fühlten instinktiv den Außenseiter: einen, der dem Führer keinen Blankoscheck ausgestellt hatte; einen, der in einer anderen Welt gelebt hatte als sie; einen, der nicht freiwillig, sondern gezwungen zu ihnen gestoßen war; einen, dem man mißtrauen mußte.

Sie ließen es ihn von der ersten Sekunde an fühlen. Sie würden es ihn so lange spüren lassen, bis sie ihre eigene, erbärmliche, beschissene Angst vom hohen Roß ihres Elitebewußtseins herunterfegte.

Nur ein netter Junge mit einem blonden Kopf und einem offenen Gesicht half Eckstadt beim Spindeinräumen.

„Ich heiße Willi Seifried“, sagte er. Etwas leiser fügte er hinzu: „Weißt du, was die hier mit uns vorhaben?“

„Du bist wohl auch nicht freiwillig?“

„Bei der SS schon“, erwiderte der Junge, „nur hier nicht … Meine Division hat mich abgestellt. Sie suchten Leute, die fließend Englisch sprechen.“

„Ach“, entgegnete Eckstadt. Wieder spürte er das unbewußte Grauen. Er dachte verzweifelt nach. Aber er kam nicht dahinter. Noch nicht.

Aber jeder Tag des Dienstes, der am anderen Morgen begann, brachte ihn näher an die fürchterliche Wahrheit. Jeder Tag bestätigte den entsetzlichen Verdacht, der ihm gekommen war.

Sie waren insgesamt 80 Mann. Diese 80 wurden von einem Obersturmbannführer geschliffen. Als erstes lernten sie alle Tricks, die man braucht, um sich in einem vom Feind besetzten Gebiet über Wasser zu halten. Nachmittags lernten sie Englisch. Genauer gesagt: sie lernten den amerikanischen Akzent. Sie büffelten amerikanische Rangabzeichen vor großen Tafeln. Plötzlich waren auch amerikanische Waffen da, an denen sie ausgebildet wurden. Nach zwei Wochen spulte der Dienstplan ganz auf englisch um. Es wurde ihnen verboten, deutsch zu sprechen. Und der Obersturmbannführer schiß sie auf englisch an, wenn ihnen manchmal noch ein deutsches Wort herausrutschte.

Es hieß nicht mehr „Scheiße“, sondern „shit“.

Nach drei Wochen trat das Ereignis ein, das für Werner Eckstadt den letzten Zweifel und auch die letzte Hoffnung beseitigte, noch einmal aus dieser Mausefalle herauszukommen. Ein Lastauto schleppte olivgrüne, amerikanische Uniformen heran.

Sie standen vor der Kammer und nahmen sie in Empfang. Von jetzt ab hatte Werner Eckstadt Angst. Eiskalte Angst. Er sollte sie nicht mehr loswerden. Auf Jahre hinaus nicht mehr.

Die anderen faßten die Verkleidung zunächst als einen gelungenen Spaß auf. Natürlich waren genügend Latrinenparolen im Umlauf, aber die Gerüchte kamen an die einfache, brutale Wahrheit nicht heran. In ihrem stupiden Glauben, daß es „der Führer schon richtig machen wird“, war die Erkenntnis nicht miteingeschlossen, daß sie Hitler zu einem Verbrechen mißbrauchen wird. Zu einem Verbrechen ohne Beispiel.

„Wenn wir hiermit am Wochenende ausgehen“, sagte Uscha Roettger, auf die Ami-Uniform deutend, „wird die Heeresstreife dumm aus der Wäsche gucken.“

Die verzweifelte Wut schoß in Werner Eckstadt so schnell hoch, daß er seinen Mund nicht länger halten konnte. Er sah in die feixenden Gesichter seiner Stubenkameraden, und er betonte jede Silbe laut und überdeutlich:

„Die Heeresstreife wird Augen machen? … Ihr Armleuchter. Was meint ihr, was die Amis machen, wenn sie euch schnappen? Stielaugen werdet ihr kriegen, wenn sie euch den Strick um den Hals legen und am nächstbesten Ast hochziehen.“

Das Feixen in den Gesichtern erstarb plötzlich.

Eckstadt sprach weiter:

„Das dürfen sie nämlich. Da brauchen sie euch gar nicht um Erlaubnis zu bitten. Stellt euch doch nicht so dämlich an. Ihr wißt doch selbst, wie man mit Spionen und Saboteuren umgeht. Und die tragen bloß Zivil. Bei uns ist die Sache noch um einen Zacken schweinischer. Wir haben ihre Uniform an. Der Beschiß ist größer. Die Gemeinheit auch.“

„Halten Sie Ihre Schnauze“, brüllte ihn Unterscharführer Roettger an.

„Mensch, wie kannst du so etwas sagen?“ fragte Seifried … „Der Kerl will Meldung machen.“

„Weil’s die Wahrheit ist“, antwortete Werner.

Aus der Meldung wurde nichts. Am anderen Morgen bestätigte ein hoher SS-Führer jedes Wort von Eckstadts Behauptung. Der Standartenführer war mit dem Auftrag aus Berlin gekommen, den 80 Mann reinen Wein einzuschenken. Er entledigte sich dieser Aufgabe in dem von der nationalsozialistischen Propaganda geübten und gepflegten Stil. In einer Mischung aus Dramatik und Schnulze, aus Heldenbeschwörung und Gangster-Rotwelsch. Er sprach mit verantwortungsbewußten Worten von einer verantwortungslosen Sache.

Wenigstens machte er es kurz. Nach einer knappen Viertelstunde wußten die achtzig Mann, daß sie als verlorener Haufe bei der nächsten deutschen Offensive im Westen aus der Luft hinter den feindlichen Linien abgesetzt werden. In der Uniform des Feindes sollten sie Verwirrung stiften und den Nachschub sabotieren.

„Der Führer verlangt viel von euch“, sagte der Standartenführer zum Schluß, „aber denkt stets an ihn. Denn er gibt euch alles.“

„Scheiße“, murmelte Eckstadt. Sämtliche Stubennazis hörten es, verloren aber kein Wort darüber, vielleicht, weil sie dasselbe dachten.

Bei einer Unstimmigkeit über eine belanglose Frage kam es zur ersten Revolte. Scharführer Hepke drehte durch, sprang auf und brüllte:

„Macht doch gleich euren Laden zu! Verheizt uns doch! Wozu noch Umstände? Sagt doch gleich, daß ihr uns zum Verrecken ausgesucht habt!“

Der Obersturmbannführer statuierte das Exempel auf der Stelle. Er degradierte Hepke zum SS-Mann. Von jetzt ab meuterten die anderen nur dann noch, wenn keine Vorgesetzten in der Nähe waren.

Ausgang und Urlaub wurden gesperrt. Die Post war offen abzuliefern. Auf dem Dienstplan stand ein neuer Programmpunkt: Fallschirmspringen. An einem Holzgerüst wurde geübt. Einer brach sich ein Bein. Jeder wünschte sich das. Aber nur einer schaffte es.

Und Werner Eckstadt war jetzt mit der Angst nicht mehr allein. Er merkte es an den einfachsten Dingen. Auf einmal wurden seine Stubengenossen Kameraden. Die Angst trieb sie zu Haufen. Sie wurde zu einer ansteckenden Krankheit. Zwei Offizieren war es gelungen, sich krankheitshalber ablösen zu lassen.

Rottenführer Kerber hatte weniger Glück. Er meldete sich mit Fieber im Revier.

„Simulant“, brüllte ihn ein Arzt an.

Eine Woche lang blieb Kerber ganz still. Dann hatte er einen gräßlichen Unfall. Er war mit einer Kanne kochend heißen Wassers zum Rasieren in den Waschraum gegangen. Wie es passierte, sah niemand. Jedenfalls war Kerbers linker Arm hinterher von oben bis unten verbrüht. Es sah schrecklich aus. Und der Rottenführer hatte vor Schmerz einen fast irren Gesichtsausdruck. Aber seine Augen leuchteten glücklich.

Ende November brachte ein Kurier die Karten. Große, schöne Generalstabskarten. Das Einsatzgebiet der Sabotage-Trupps war bereits eingezeichnet.

„Die Ardennen“, sagte einer, und alle fuhren zusammen.

„Ja, die Ardennen“, erwiderte der Obersturmbannführer mit der Miene eines Magiers, der das Karnickel aus dem Zylinder zaubert.

Die Männer schwiegen. Sie starrten lautlos auf die Karte. Nicht jeder hat Gelegenheit, sich sein Grab vorher auszusuchen.

„Warst du mal da?“ fragte Willi Seifried den Uscha Haubold.

Der Unteroffizier nickte.

„Ja“, erwiderte er dann, „die höchsten Bäume in der ganzen Gegend. Schön zum Ansehen. Schlecht zum Dranhängen.“

Ab jetzt bekamen sie Schnaps in regelmäßigen Zuteilungen. Sie dachten nicht lange über die Gründe nach. Sie besoffen sich, wie es beabsichtigt war. Der Krieg hat bewährte Rezepte: gegen Verstopfung Rizinus, gegen Höllenangst Schnaps.

Werner Eckstadt rührte seine Ration nicht an. Er schenkte sie Uscha Roettger, dem Stubenältesten.

„Du bist ein feiner Kerl, Werner“, rülpste der Unteroffizier. „Ich hielt dich erst für ein Riesenarschloch … Aber du bist ’ne Nummer. Wir können dich in unseren Verein aufnehmen …“

Der Uscha war im Suff über seine eigenen Worte so gerührt, daß er Wasser in den Augen hatte.

„Danke“, erwiderte Eckstadt ganz ruhig. Er nahm das Glas aus Roettgers Hand und goß es dem Unterscharführer mitten in das Gesicht.

Sie sprangen alle auf. Eckstadt sah von einem zum anderen.

„Ihr könnt mich nicht riechen“, sagte er ruhig, „und ich die meisten von euch auch nicht. Ihr habt mich für eine feige Sau gehalten. Das bin ich auch. Ich bin nicht freiwillig zur SS gegangen. Aber ihr! Und jetzt scheißt ihr in die Hosen. Das stinkt! Das stinkt so sehr, daß ich davon das Kotzen bekomme …“

Er knallte die Stubentüre hinter sich zu. Er war müde. Und er war voller Ekel. Wie er das alles durchschaute. Da saßen sie nun und wollten eigentlich mit ihm Händchen halten, wollten ihm sagen: Sieh Kamerad, wir sind genauso feige Schweine wie du. Aber weil es der Führer befiehlt, spielen wir manchmal Helden, solange der Vorrat reicht. Jetzt reicht er nicht mehr …

Ganz plötzlich wurde es ernst. Auf einmal ging es los, noch bevor sie ihre Schnapsration ausgetrunken hatten. Der Alarm war hundertmal geübt. Er klappte. Undramatisch, mechanisch. Sie saßen zuerst in planverdeckten Lastautos der Waffen-SS und dann in Transportmaschinen der Luftwaffe.

Der Flug dauerte eine Stunde. Eine Stunde Zeit zum Beten oder zum Fluchen. Eine Stunde Zeit für nichts. Für sinnlose Gedanken. Für das Würgen im Hals. Für die schweißtreibende Angst. Für die mausgrauen, starren Gesichter der Nebenmänner.

„Es ist soweit“, sagte der Oberfeldwebel der Luftwaffe.

Er öffnete das Ausstiegsluk.

Dann sprang einer nach dem anderen.

Unmittelbar vor Werner Eckstadt war der Unterscharführer Roettger dran. Er zögerte eine Sekunde. Der Oberfeldwebel gab ihm einen Tritt in den Hintern. Er trat mit Genuß.

Eckstadt sah die Nacht unter sich.

Da bekam auch er seinen Tritt vom Schicksal …

Malmedy - Das Recht des Siegers

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