Читать книгу Parallel - Win Köller - Страница 11

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Christian und Dominic saßen mir gegenüber. Sie waren amüsiert über mein spätes Erscheinen.

„Ich sehe, du hast Karmapunkte gesammelt“, sagte Christian. „Ja“, antwortete ich, „nur, dass sie mir nichts bringen.“ Christian nickte wissend. „Wir haben getauscht“, sagte Dominic, und ich hätte ihm am liebsten einen linken und rechten Haken versetzt. „Ich weiß“, sagte ich, „wie ist es?“

„Es ist gut“, antwortete Dominic. „Ich habe zwar kein Geld, aber jede Menge Karmapunkte. Du glaubst nicht, wie es in Christians Welt ist. Es ist das reinste Hippieparadies, also zumindest, wenn du genügend Karmapunkte hast. Damit habe ich in diesem Augenblick noch Probleme.“ Ich wurde neugieriger.

„Erzähl doch mal“, forderte ich ihn auf, aber Christian und Dominic machten keine Anstalten, mir etwas Genaueres von ihrem Tausch zu erzählen. Sie wurden mir langsam, aber sicher unsympathisch. Ich hatte sie bis jetzt als Freunde gesehen, auch wenn sie eigentlich nicht real waren, und der einzige Beweis, dass dieser Traum zumindest Auswirkungen auf die Realität hatte, der Karmachip war, den ich besaß. Dominic stand auf und ging den Weg, der hinter ihm lag, und auch Christian verabschiedete sich. Ich rief noch: „Warte!“, aber Christian war bereits fort. Sobald er einige Schritte auf seinem Weg gegangen war, verschwand er – und mit ihm der Weg. Ich hatte mitgezählt: Er war etwa fünf Schritte gegangen, bevor er verschwand. Jetzt war der einzige noch vorhandene Weg der in mein eigenes Leben.

Ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich würde in Dominics Leben laufen, sobald ich die Chance dazu hatte, im nächsten Traum, und der Weg würde sich hinter mir schließen, sodass keiner der beiden mir folgen konnte. Ich hasste mein eigenes Leben genug, um etwas zu riskieren, Christian und Dominic begann ich ebenfalls zu hassen. Hass macht Pläne, schreibt Max Frisch in Andorra, das stimmt. Mein Plan war nicht besonders durchdacht, aber ich würde ihn auf seine Effektivität und Umsetzbarkeit prüfen.

Ich wachte auf, denn wie immer um diese Zeit erklang der Weckruf. Auf mich wartete ein anderes Leben als das, welches für die nächsten 24 Stunden vor mir lag. Bei der Arbeit war nicht viel zu tun, sodass ich immer wieder ins Tagträumen verfiel darüber, was mich in Dominics Welt, der Welt eines erfolgreichen Musikproduzenten, erwartete. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie viele Chancen ich ungenutzt gelassen hatte, um dort zu landen, wo ich jetzt war. Ein Traum von einem Musikerdasein, der sich nicht erfüllt hatte. Ein Leben, das ich zu stehlen im Begriff war. Es war das Leben einer anderen Person, ich würde Privilegien genießen, die mir durch die Leistung eines anderen Menschen zustanden, nicht durch meine eigene. Meine zweite Leidenschaft, die Meeresbiologie, hatte ich ebenfalls aufgegeben. Ich war in die Großstadt gezogen, um ein Leben in der Künstlerszene zu führen, leider war nicht viel dabei herumgekommen, vor allem kein Geld. Was jetzt blieb, waren Statistiken, die sich vor mir auf dem Schreibtisch ansammelten und die ich zu bearbeiten hatte. Ich atmete tief ein, stieß einen Seufzer aus und lächelte voller Vorfreude bei dem Gedanken an die kommende Nacht.

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