Читать книгу Inselstation Sankospia - Winfried Paarmann - Страница 16
DIE TRAUERFEIER FÜR DEN FÜRSTEN
ОглавлениеDie Trauerfeierlichkeiten für den toten Fürsten hatten eingesetzt. Sie entwickelten sich rasch zur wilden Tanz- und Sauforgie.
Man übergoss sich mit Weinkrügen, tanzte auf Tischen, Bänken und Vitrinen.
Tansilas Vater, der tote Fürst, war in der Mitte des großen Palastsaales aufgebahrt. Bóganow, allmählich völlig betrunken, zog das nun silberne Tuch vom Gesicht des Toten fort und versuchte, dem toten Bruder aus seiner Flasche Wein einzuflößen. Schließlich kippte er den Rest der Flasche einfach über dem Kopf des Aufgebahrten aus.
Prigov und Jarscho konnten sich von dem gebratenen Wildschwein nicht trennen, immer neue große Fleischbrocken zerrten sie davon ab; Jarscho taumelte schließlich auf eine Veranda und lag dort wenig später in seinem Erbrochenen.
Wilde Musik. Grölendes Singen und Lachen. Im Tanzschritt wirbelndes Palastpersonal.
Die Fürsten-Großmutter griff Tansila am Arm und zog sie hinaus.
Sligork hatte sich in die Kammer der fürstlichen Waffensammlung davongemacht, fasziniert untersuchte er die Sammelstücke - eine große Fülle unterschiedlichster Waffen. Auch er war inzwischen reichlich betrunken und begann, auf Jagdtrophäen zu schießen, die polternd zu Boden fielen.
Einige Hofleute, die Berater und Minister des toten Fürsten, darunter Archanis schon betagter Vater, hatten sich in einen Seitenflügel zurückgezogen.
Archani kam hinzu, und Vater und Sohn umarmten sich herzlich. Dann umarmte Archani einen noch jüngeren Mann mit feinen Gesichtszügen, dessen Name Kasturk war. Offensichtlich ein enger Freund.
Doch die Stimmung aller war schwer gedrückt.
Halb flüsternd beugte Archani sich zu seinem Vater. „Und - was sagst d u ?“
Der Vater antwortete gleichfalls mit gedämpfter Stimme. „Ich denke, was du denkst… Die Barbaren haben unseren Palast besetzt.“
„Kann niemand etwas tun, Vater?“
Der Mann schüttelte traurig den Kopf. „Das einzige ist:
Nicht selbst zum Barbaren werden.“
Er umfasste Archanis Schulter, ging ein paar Schritte mit ihm weiter.
„Ein Minister ist kein Kämpfer. Ein Minister taktiert.
Es ist ein elendes Amt: So immer ein armseliger Taktierer zu sein. Und doch: Es ist die elende armselige Wahrheit, mein Sohn.“
Kasturk, der enge Freund, war entschlossen, die Stimmung etwas aufzuhellen. Er hob sein Weinglas.
„Es lebe unser Fürstentum Aserbaidschan! Es lebe der Palast der Goldenen Reiher!“
Doch seine Worte blieben fast ohne Echo.
Er trank allein.
Es war Nacht geworden.
Archani durchstreifte die Palasträume, überall stieß er auf schlafende Betrunkene. Auch Bóganow lag laut schnarchend über einen Sessel gestreckt, mit aufgedunsenem Gesicht.
Plötzlich kreuzte Pelaretta Archanis Weg.
Sie bewegte sich schwankend, jetzt winkte sie ihn zu sich, klammerte sich an seinem Arm fest, deutete in Richtung ihrer Kemenate. Archani verstand - ein Hilfsersuchen für den Weg durch den langen Flur. Sie öffnete die Tür und zog ihn weiterhin mit sich, nun sank sie rückwärts aufs Bett, noch immer ließ sie seinen Arm nicht los; als er sich losreißen wollte, zog sie ihn mit sich aufs Bett.
Sie umschlang seinen Nacken, lallte brünstig und verzückt ein paar Liebesworte, je mehr er Widerstand zeigte, desto fester umklammerte sie ihn. Es war zuletzt wie ein Würgegriff, sie zerrte ihn zu sich aufs Kissen.
Zwei Diener waren in die offene Tür getreten, mit erstarrtem Gesicht, es bot sich ihnen ein Schauspiel, das nun nur noch einer Kampfszene glich.
Endlich konnte Archani sich loswinden, er sprang auf.
Pelaretta verfiel in ein wildes Gelächter, das plötzlich in aggressive Beschimpfungen umschlug.
„Er ist hier eingedrungen – der Wüstling.
Packt ihn euch! Morgen ziehen wir ihn zur Rechenschaft!“
Die Diener packten Archanis an den Armen.
Der riss sich, Scham und Wut im Gesicht, sofort wieder los, stieß den einen fort, dass er taumelte. In seinen Augen lag ein machtvoller knisternder Zorn. Keiner wagte es, ihn ein zweites Mal anzurühren.