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La Grande Nation und der Wein
ОглавлениеBurgunder – Bordeaux - Châteauneuf-du Pâpe - Château Pétrus - Chambolle-Musigny: Schon die Namen alleine animieren Weinliebhaber zum Schwelgen, Augen werden vor Wonne verdreht, Daumen schnellen nach oben, um der Begeisterung Ausdruck zu verleihen, Dutzende von schwärmerischen Erinnerungen an besonders gelungene Jahrgänge und Flaschen wollen erzählt werden.
Nicht so beim Franzosen! Man könnte meinen, im Lande der beliebtesten Weine der Welt müsste jeder ein Kenner ersten Ranges sein. Weit gefehlt.
Der Normalfranzose hat ein total anderes Verhältnis zu dem vergorenen Traubensaft: Für ihn ist es ein positiver Wirtschaftsfaktor, der Ansehen und Devisen bringt. Zum Trinken ist er viel zu teuer und zu schade; das überlässt man den Ausländern, wobei letztere neuerdings kritisch observiert werden, ob sie den Wein nur genießen wollen oder ob sie – allen voran die Japaner – heimlich, still und leise große Namen aufkaufen, nicht um sie zu trinken, sondern um damit an der Börse Gewinn bringend zu spekulieren.
Man erzählt sich von ganzen Jahrgängen, die nicht ehrwürdig in spinnwebendurchwobenen Kellern altern, sondern aus Sicherheitsgründen in Banksafes lagern. Nach Jahrzehnten hat sich der Wert vervielfacht, auch wenn der Wein überhaupt nicht mehr schmeckt. Aber welcher Nichtfranzose hat schon ein echtes Verständnis vom Wein, zumal die meisten von ihnen nur »Etikettentrinker« sind. Der Einheimische trinkt selbst an Hochzeiten und Beerdigungen nichts Teures, er vertraut sich voll dem jeweiligen Wirt an, der irgendwo im Lande oder bei einem Großverteiler einen besonders günstigen Tropfen mit einem einfachen süffigen Geschmack gefunden hat und ihn als »ordinaire« anbietet: ordinaire – weiß, ordinaire – rosé, ordinaire – rouge. Letzterer ist aus alter Tradition die Numero 1, denn ein Rosé ist eher für Damen, ein Weißer für Nordfranzosen und Elsässer. Bei Geschäftsessen mit Ausländern oder bei Bestechungsgeschenken muss Wein in Flaschen her, aber auch dann ist kein Rothschild oder Pomerol dabei. Man serviert völlig unbekannte Namen aus dem Mittelmeerraum zu einem Bruchteil des Preises, oft besser und ebenfalls mit schönen Etiketten.
Und kaum ist man wieder unter seinesgleichen, trifft man sich ganz leger am Tresen und trinkt den einen oder anderen »ordinaire«.