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La Grande Nation und die Liebe
ОглавлениеOh làlà – l’amour: So raunten die Kenner noch vor wenigen Jahren hinter vorgehaltener Hand, wenn der Name »Paris« erwähnt wurde. In der Provinz war schon damals nichts los, sieht Mann von den Fast-Sex-Betrieben in den Hafenstädten ab.
Der Can-Can im »Moulin Rouge« wurde bald in jedem mexikanischen Hinterzimmer kopiert, Pigalle hatte Parkplatzprobleme für die vielen Reisebusse mit Kegelclubs, und die haushohen Neonreklamen zeugten von einer florierenden Industrie mit der begehrten Ware Sex, wo für gewisse Live-Acts Monate im Voraus gebucht werden musste.
Alles vorbei.
Der Männerclub fliegt heute nach Ibiza oder Beverly Hills. Bangkok ist jetzt schon hundertmal größer, und ins »Moulin Rouge« verirren sich nur noch ein paar Japaner, die kommen müssen, weil schon ihre Großväter undurchsichtig geschaut hatten, wenn sie sich ihrer ersten nackten westlichen Busen erinnerten, die sie aus achtzig Metern Entfernung hatten sehen dürfen.
Pigalle zerfällt und wird heute Haus um Haus von arabischen Großfamilien erobert und an Stelle von Kondomen in Form von Weihnachtsmännern und aufblasbaren Gummipuppen gibt es nun im selben Laden Teekannen und Harissa.
Das Einzige, was an alte verruchte Zeiten erinnert, sind die zahlreichen Video-Shops, tagsüber von gelangweilten, unpersönlichen und kaugummikauenden Girls bedient und nachts dank Kreditkarten als Automatenladen funktionierend. Hier holt sich meist der Junggeselle für wenig Geld einen Hardcore-Porno, den es im biederen französischen Fernsehen auch nach Mitternacht nicht geben darf.
Der Rest ist wie in der Provinz; Mann tut seine Pflicht, die Frau ebenfalls, das statistische Resultat ist ernüchternd wie in den meisten anderen europäischen Ländern: Die Geburtenrate wird von den Südländern erfüllt.
Doch einen kleinen Freiraum hat sich der zeugungsfähige Teil der Franzosen erhalten: Im Lande der maximalen persönlichen Freiheiten schickt er seine Kinder am Morgen des Samstages in die Schule; dann können Maman und Papa nicht nur in aller Ruhe einkaufen, sie können auch ungestört das tun, wozu ihnen im Stress während der Woche selten Zeit bleibt.