Читать книгу Nur ein letzter Schuss noch… Berlin 1968 Kriminalroman Band 42 - Wolf G. Rahn - Страница 10
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Lange währte seine Bewusstlosigkeit nicht. Sie reichte dem Mann aber aus, in der Zwischenzeit zu verschwinden. Und mit ihm vermutlich auch die Frau, die sich so merkwürdig benommen hatte.
Bernd verzog sein Gesicht, als er die Beulen an seinem Kopf abtastete. Er spürte nur zwei. Der Halunke hatte also offensichtlich auf weitere Aktivitäten verzichtet.
Ein seltsamer Taxifahrer! Bernd ahnte, dass der Bursche ihn nicht nur aus Gefälligkeit seinem Fahrgast gegenüber niedergeschlagen hatte. Die beiden gehörten zusammen. Das stand für ihn fest.
Er erhob sich mit grimmigem Gesicht und fasste in seine Jackentasche. Vorsichtshalber hatte er sich die Nummer des Taxis notiert.
Von seinem Mercedes aus rief er die Zentrale an und erkundigte sich nach dem Burschen, der diesen Wagen fuhr.
Die Auskunft, die er kurze Zeit später erhielt, bestätigte ihm, dass er es mit Leuten zu tun hatte, deren schlimmster Fehler es keineswegs war, bei Beerdigungen unangenehm aufzufallen.
Das Taxi war vor ein paar Stunden gestohlen worden. Der eigentliche Fahrer hatte ein paar Schläge auf den Hinterkopf erhalten. Als er wieder zu sich kam, vermisste er nicht nur den Wagen, sondern auch seine Brieftasche.
‚Kein Wunder, dass die Unbekannte dann so großzügig mit dem Geld um sich werfen kann‘, dachte Bernd. Er ließ sich noch Name und Anschrift des Überfallenen geben, hatte aber wenig Hoffnung, dass der ihm weiterhelfen konnte.
Er rief in seinem Büro an, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass aus seinen Taschen nichts fehlte.
Franziska konnte ebenfalls mit keinen erfreulichen Nachrichten aufwarten. Der Mann hatte sie abgeschüttelt, nachdem sie von zwei angetrunkenen Kerlen belästigt worden war.
„Ich glaube nicht, dass sie zusammengehört haben“, sagte sie missmutig. „Sie hatten auch wenig Freude an mir. Ihre Schienbeine dürften sich inzwischen leicht verfärbt haben. Aber der Mann ist untergetaucht. Tut mir leid, Bernd.“
Bernd musste zugeben, dass er auch nicht gerade erfolgreicher gewesen war. Er beschrieb Franziska die Frau und den angeblichen Taxifahrer, aber mit beiden konnte sie nichts anfangen.
„Was hast du jetzt vor?“, erkundigte sie sich.
„Ich fahre zu den Friedemanns. Pietät hin, Pietät her, ich kann nicht auf die Testamentseröffnung warten, zumal das Motiv auch woanders liegen kann. Ich muss wissen, wer die beiden Vögel sind, die sich aus dem Staub gemacht haben.“
„Hast du für mich einen Auftrag?“
Den hatte Bernd. Franziska sollte ihren ganzen Charme, und von dem besaß sie eine Menge, aufbringen, um wenigstens einen Blick in das Testament werfen zu dürfen, das bei Notar Bachmann hinterlegt war.
„Du musst ihn zu becircen versuchen“, meinte er. „Ich habe keine Lust, zwei Tage lang im Dunkeln zu tappen. Die Polizei kann durchaus recht haben, dass Friedemann nur deshalb ermordet wurde, weil er zufällig zu jenem Zeitpunkt an der bewussten Stelle vorbeikam, als der Täter auf Beute lauerte. Mit dieser Möglichkeit will ich mich aber nicht zufriedengeben. Und Gudrun Friedemann tut das auch nicht.“
„Findest du es nicht eigenartig, dass du von der Schwester des Erschossenen engagiert wurdest und nicht von seiner Frau?“
Darüber hatte sich Bernd auch schon Gedanken gemacht. Er war aber zu keinem Ergebnis gekommen. Christine Friedemann mochte den Zeitpunkt für den Einsatz eines Detektivs noch für verfrüht gehalten haben. Immerhin waren die polizeilichen Ermittlungen erst angelaufen. Vielleicht wollte sie auch nicht noch mehr Staub aufwirbeln, der jedenfalls der Firma Friedemann Werkzeuge schadete. Ein drittes Argument war, dass Schock und Trauer über den plötzlichen Tod ihres Mannes den Wunsch nach unbedingter Vergeltung in den Hintergrund treten ließen. Sobald er sich mit ihr unterhalten hatte, würde er mehr wissen.
Und genau das hatte er jetzt vor.