Читать книгу Ein Koffer mit brisantem Inhalt Berlin 1968 Kriminalroman Band 52 - Wolf G. Rahn - Страница 9

Оглавление

5


Vollends öffnete Bernd Schuster den Koffer erst, als er sich in seinem Büro befand.

Franziska Jahn musterte ihn mit merkwürdigem Gesichtsausdruck. „Lass mich raten!“, bat sie. „Deinem lädierten Aussehen nach zu urteilen, bist du an einen eifersüchtigen Liebhaber geraten.“

Bernd lächelte und schüttelte den Kopf. „Niemals, Franzi, du kennst mich doch!“

Die kleinen Eifersüchteleien von ihr mussten einfach sein. Sie versuchte es erneut. „Horst Südermann hat dich erwischt, als du ihm seinen letzten Whisky aus seinem Geheimvorrat austrinken wolltest.“

Der Detektiv runzelte die Stirn. „Du wirst anzüglich, aber es wird immer noch nicht wärmer.“

Franziska seufzte. „Es gibt so viele Männer in Berlin. Wie bin ich da ausgerechnet an dich geraten, Bernd? Hat sich Ralle Sander diesmal stur gestellt?“

„Ich habe ihn überhaupt nicht getroffen. Dafür aber einen auch nicht uninteressanten Mann, der mir diesen Koffer aufdrängte.“

„Aufdrängte? Hat er ihn dir verkauft? Er sieht nicht gerade neu aus.“

„Trotzdem handelt es sich um ein besonders wertvolles Stück.“

Jetzt endlich hob Bernd den Deckel, und Franziska Jahn fielen fast die hübschen Augen aus den Höhlen.

„Beim heiligen Matriz, dem Schutzpatron der Falschgelddrucker! Da hast du ja direkt meine Lieblingstapete aufgetrieben.“

Sie nahm ein paar der aus dem Koffer quellenden Fünfzig-Mark-Noten in die Hand und ließ sie zurückflattern.

„Jetzt verstehe ich deinen ramponierten Zustand“, meinte sie. „Ein solches Vermögen hätte ich mir auch nicht freiwillig abjagen lassen.“

„Du bist schon wieder auf dem Holzweg, Franzi“, widersprach Bernd Schuster. „Ich erklärte doch bereits, dass mir das Zeug regelrecht aufgezwungen wurde. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich eine Zeitbombe in dem Koffer vermutet hatte, weil der edle Spender es so eilig hatte, wieder zu verschwinden. Ich habe die ganze Besatzung eines Lastkahns in Aufruhr versetzt, und um ein Haar hätte ich die Scheinchen im Kanal versenkt.“

Franziska schmunzelte. „Du bleibst eben ein echter Snob. Deine arme Angestellte muss sich mit einem Hungerlohn über Wasser halten, während du aus den Tausendern Papierschiffchen faltest und im Kanal damit spielst. Ich nehme doch an, dass die Herrlichkeit falsch ist, oder?“

Bernd zuckte die Schultern. „Was Anderes kann ich mir auch nicht vorstellen, aber das werden wir bald wissen. Ich werde den Freunden vom Falschgelddezernat ein paar Proben geben. Die haben das schnell heraus. Rätselhaft bleibt die Sache aber so oder so. Der Bursche wird mich doch nicht etwa für einen Verteiler gehalten haben, der die faulen Mäuse unter die Leute bringen soll?“

Er berichtete von Anfang an, was sich zugetragen hatte, und Franziska Jahn lauschte interessiert.

„Der Typ hat dich verwechselt“, sagte sie schließlich, als Bernd geendet hatte.

Das stand für den Detektiv jetzt ebenfalls fest. Er dachte angestrengt nach und versuchte, sich an jedes Wort zu erinnern, das der Fremde zu ihm gesagt hatte.

Es war nicht viel gewesen. Meistens verwirrtes Gestammel. Der Bursche hatte Angst gehabt. Ob vor ihm oder vor etwas Anderem, war noch nicht klar zu erkennen. Anscheinend handelte es sich um eine Art Boten einer Bande. Er schien noch nicht lange im Geschäft zu sein. Dafür hatte er sich zu ungeschickt benommen.

„Wie viel mag es sein?“, fragte Franziska und versuchte zu schätzen.

Bernd sah sie prüfend an. „Gestattest du mir zwei vertrauliche Fragen?“

Sie hob den Zeigefinger. „Aber Bernd! Ich muss schon sagen! Aber schieß schon los. Ich kann es kaum noch erwarten.“

„Die UEFA hat doch gerade erst den Europapokal der Nationen umgenannt zur europäischen Fußballmeisterschaft.“

„Ja, und? Was weiß ich über Fußball, außer, dass elf Mann hinter dem runden Leder herlaufen müssen!“, antwortete Franziska mit maliziösem Lächeln.

„Gut, trotzdem wirst du wissen, wie viele Vereine beim Endspiel antreten.“

Sie sah ihn verwirrt an. „Was soll das? Zwei natürlich.“

„Aha! Und wie viele Räder hat mein Mercedes, der unten in der Tiefgarage steht?“

„Na höre mal!“, empörte sie sich.

„Wie viele?“, beharrte Bernd.

„Vier. Mit Ersatzrad natürlich fünf.“

Der Detektiv strahlte. „Du bist ein wirklicher Glücksfall. Bei deinem enormen Zahlenverständnis bist du geradezu prädestiniert, die vielen bunten Scheinchen zu zählen. Bis ich von den Polizeiexperten zurück bin, bist du sicher damit fertig.“

„Bernd Schuster, manchmal bist du wirklich der letzte Mensch!“

„War doch nur Spaß, Schatz!“, antwortete und wollte sie in den Arm nehmen, aber Franziska entwischte ihm und zog seinen Schmollmund.

Er nahm sich zwei Banknoten aus dem Packen und verschwand in seinem Büro, in dem er Hose und Jacke wechselte. Für solche Zwecke hatte er immer einen gut gefüllten Kleiderschrank hier unten stehen – auch wenn es mit dem Lift bis in den 14. Stock nicht sonderlich lange dauerte.

Als er wiederauftauchte, hatte er sich auch gesäubert und nichts erinnerte mehr an seine unfreiwillige Rutschpartie am Kanalufer.

Franziska Jahn funkelte ihn drohend an. „Das zahle ich dir noch mal heim“, versicherte sie. „Mich so an der Nase herumzuführen!“

Aber Bernd rauschte mit einem Augenzwinkern an ihr vorbei und verschwand durch die Tür.

Ein Koffer mit brisantem Inhalt Berlin 1968 Kriminalroman Band 52

Подняться наверх