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III. Gespräch mit Thrasymachos: Lob der Ungerechtigkeit I (336 b – 354 c)

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Das Gespräch mit dem Sophisten Thrasymachos ist das Hauptgespräch des ersten Buches, von dem man mit guten Gründen annimmt, daß es viel früher als der Rest der Politeia geschrieben worden ist und ursprünglich wohl als eigenständiger Dialog konzipiert war, dann aber der Politeia in stark überarbeiteter Form als Ouvertüre vorangestellt worden ist. Es ist auffällig, daß die Wiedergabe des Thrasymachos-Gesprächs mit einer breiten szenischen Schilderung eingeleitet wird und auch im folgenden immer wieder durch kurze szenische Schilderungen und physiognomische Momentaufnahmen unterbrochen wird. So kann die Person des Thrasymachos deutlich hinter der Rede hervortreten. Wir sehen den Sophisten, wie er sich in der Runde der Zuhörenden bewegt; wir erfahren, was während des letzten Gespräches sich ereignete, daß er immer aufspringen und eingreifen wollte, von den anderen aber immer zurückgehalten worden ist, dann aber, nachdem Polemarchos verstummte, die Pause nutzte und "wie ein wildes Tier“ (336 b) vorstürzte und Sokrates mit hochfahrenden und beleidigenden Worten angriff.

Wir wissen dies alles, weil Sokrates es uns wissen läßt; und wir sehen Thrasymachos, wie Sokrates uns ihn sehen läßt. Das Bild, das Platon von dem Sophisten Thrasymachos zeichnet, ist eine bösartige und gehässige Karikatur. Ungehobelt ist der Mann, taktlos und verabscheuungswürdig, wie sein Einfall zeigt, Sokrates nur gegen anständige Gebühren ins Wissen zu setzen. Platon macht Thrasymachos zu einem Maulhelden, der sich an seinen eigenen Worten verschluckt; in der Diskussion ist er gelegentlich von atemberaubender Einfältigkeit. Widerstandslos läßt er Sokrates’ Ridikülisierungsrhetorik über sich ergehen, fühlt sich noch geschmeichelt, wenn Sokrates ihn in grellem Lob mit den ausgesuchtesten Superlativen belegt und sich ihm immer wieder spöttisch in der Haltung des wißbegierigen Schülers nähert. Das Thrasymachos-Gespräch ist ein Sophisten-Comic, grell und flach. Der Sprachmeister Platon hat hier das Florett beiseite gelegt und die Keule benutzt. Er ist auf die Sophisten offenkundig nicht gut zu sprechen; und es gibt kein Textstück, in der seine Abneigung so peinlich direkt und unbeherrscht zum Ausdruck gebracht wird wie im ersten Buch der Politeia.

Das eigentliche Gespräch beginnt 338 c, mit dem pompös von Thrasymachos angekündigten Beweis seines überlegenen Wissens: "das Gerechte“, so sagt er, sei nichts anderes als "der Vorteil des Stärkeren“, um sogleich fortzufahren: "Aber warum lobst du mich nicht? Du willst eben nicht.“ Übrigens ein weiterer peinlicher Beleg der gehässigen Demontage des Sophisten durch Platon: So redet kein sich im öffentlichen Raum bewegender Intellektueller, so redet ein schmollendes Kind.

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