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Erster Akt

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I,1: Ein Sonntagmorgen. Therese, die Ehefrau des Tischlermeisters Anton, ist von einer schweren Krankheit genesen. Aus Dankbarkeit zu Gott legt sie zum Abendmahlsgottesdienst ihr weißes Brautkleid an; mit der Farbe will sie ihr Bürgerliche Wertesittsames, gottesfürchtiges Leben dokumentieren. Ihre Tochter Klara hingegen bewegen trübsinnige Vorstellungen: In tiefer Sorge um das Wohlergehen ihrer Mutter denkt sie bei der weißen Farbe an ein Leichenkleid.

I,2: Klaras Bruder Karl erscheint; voller Stolz trägt er eine goldene Kette, die er sich vom Lohn seiner geleisteten Überstunden gekauft hat. Klara missbilligt die Geldverschwendung. Karl geht seine Mutter um Geld an. Als er abgewiesen wird, beklagt er sich, er genieße in seiner Familie keinen guten Leumund, und entfernt sich.

I,3: Die Mutter bedauert, dass sich Leonhard, der Klara versprochen ist, schon längere Zeit nicht habe blicken lassen. Sie befürwortet die Verbindung. Klara äußert sich über Leonhard entschieden reservierter. In der Technik der sogenannten ›Mauerschau‹ blickt sie ihrer Mutter durchs Fenster nach und beschreibt deren Gang zur Kirche sowie die Begegnung mit dem Totengräber. Diese deutet Klara als Unheilvolle Vorzeichenverhängnisvolles Omen. Sie fühlt sich in ihrer evangelischen Konfession, die sie als rigiden Zwang zum Gehorsam gegenüber den christlichen Geboten versteht, nicht geborgen; katholische Gläubige könnten, anders als die Protestanten, die Gottesmutter Maria verehren, die Erbarmen, Gnade und Vergebung verkörpere.

I,4: Leonhards KalkülLeonhard erscheint. Er argwöhnt, Klara fühle sich nach wie vor zu ihrem Jugendfreund Friedrich hingezogen, der als Sekretär beruflich vorangekommen ist. Um sie unwiderruflich an sich zu binden, hatte er sie schon vor einiger Zeit genötigt, sich ihm hinzugeben. Voller Abscheu hatte Klara das erduldet; nun ist sie schwanger. Zu Hause hatte sie die Mutter erkrankt aufgefunden; seitdem misst sie sich wegen ihrer Sünde die Schuld an deren Krankheit zu. Leonhard verkündet unumwunden, wie er den Posten des städtischen Kassierers ergattert habe; um seinen Mitbewerber auszustechen, habe er ihn alkoholisiert, so dass dieser beim Bewerbungsgespräch versagt habe, und außerdem habe er die Zeit seiner Abwesenheit genutzt, um die missgestaltete Nichte des Bürgermeisters, dessen rechte Hand, zu umgarnen. Klara äußert Abscheu über Leonhards Machenschaften. Als dieser eine Heirat zur Sprache bringt, vermutet sie, ihr Vater werde einen zeitlichen Aufschub verlangen; er ahne nicht, dass sie (wegen ihrer Klaras SchwangerschaftSchwangerschaft) unter Zeitdruck stehe.

I,5: Meister Anton kommt vom Gottesdienst nach Hause. Gegenüber Leonhard legt er die Prinzipien seiner Antons LebensführungLebensführung dar: Aufrecht und unbescholten gehe er seinen Weg. Sein leichtlebiger Sohn Karl folge ihm hierin leider nicht. Leonhard deutet an, um Klaras Hand bitten zu wollen, und lässt durchblicken, dass er auf eine erkleckliche Mitgift spekuliere. Anton jedoch eröffnet ihm, dass Leonhard nichts dergleichen zu erwarten habe. Der kürzlich verstorbene Meister Gebhard habe Anton früher zu sich in die Lehre genommen und ihm so den Weg zu seiner gesicherten Existenz geebnet. Daher sei er ihm zeit seines Lebens zu Dank verpflichtet gewesen und habe ihn, als Gebhard einmal zahlungsunfähig gewesen sei, durch ein beträchtliches Darlehen vor dem Selbstmord bewahrt. Nie habe er die Verlorene MitgiftSumme zurückgefordert; den Schuldschein habe er in Gebhards Sarg gelegt. Das Geld sei somit verloren.

I,6: Die Mutter tritt ein und berichtet, der Totengräber habe auf Verdacht hin eine Grube ausgehoben, obwohl niemand gestorben sei. Der Zeitung ist zu entnehmen, dass beim Kaufmann Wolfram Karl – ein Juwelendieb?Juwelen aus dem Sekretär gestohlen worden sind. Da Karl kurz zuvor diesen bei Wolfram poliert hat, keimt in Anton sofort ein böser Verdacht gegen seinen ihm missliebigen Sohn auf. Die Mutter hingegen verteidigt den geliebten Sohn.

I,7: Zwei Gerichtsdiener erscheinen; einer, Adam, legt gegenüber Anton ein betont markiges, hämisches Auftreten an den Tag. Er erweckt den Eindruck, Karl sei des Diebstahls überführt, und schickt sich an, Antons Wohnung zu durchsuchen. Diese vermeintliche Schande trifft die Mutter Tod der Muttertödlich. Leonhard stiehlt sich weg; brieflich löst er die Verlobung, da Klara einer zwielichtigen Familie angehöre. Anton will sich wenigstens der Integrität Klaras versichern. Da er einen Eklat um sie nicht ertragen könne, erzwingt er von ihr den Eid, »dass du bist, was du sein sollst« (S. 60), d. h., dass sie tatsächlich so anständig sei, wie es die bürgerliche Tugend von ihr verlange. Klara wandelt jedoch den Sinn ab und Klaras Eidschwört lediglich, sie werde ihrem Vater nie Schande bereiten. Anton beanstandet die Nuance nicht.

Maria Magdalena von Friedrich Hebbel: Reclam Lektüreschlüssel XL

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