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IV

Der zweite Planet war der des Soldaten. Er marschierte vor seinem Schilderhäuschen auf und ab. Zehn Schritte nach rechts. Kehrt. Zehn Schritte nach links. Kehrt. Zehn Schritte nach rechts. Kehrt ...

Als der Soldat den kleinen Prinzen sah, blieb er stehen und salutierte.

Dann sagte er:

„Melde gehorsamst, keine besonderen Vorkommnisse!“

„Guten Tag“, sagte der kleine Prinz. „Was sind besondere Vorkommnisse?“

„Alles, was anders ist als sonst!“

„Aber ich bin doch hier, und du siehst mich zum ersten Mal!“

„Du bist ein Reisender, die kommen öfter hier vorbei.“

Der Soldat nahm seinen eintönigen Weg wieder auf, und der kleine Prinz folgte ihm neugierig. Er war noch nie zuvor einem Soldaten begegnet.

„Und was jagst du?“ fragte er, nachdem sie zweimal zusammen kehrt gemacht hatten.

„Ich bin Soldat“, berichtigte ihn der Soldat, „ich jage nicht, ich verteidige.“

Vor dem Schilderhäuschen blieb er stehen und stellte sein Gewehr mit dem Kolben auf den Boden.

„Was gegen wen?“ fragte der kleine Prinz, der außer dem Soldaten und sich selbst kein anderes Wesen auf dem Planeten entdecken konnte.

„Die Freiheit und die Ordnung ...!“ antwortete der Soldat.

Der kleine Prinz atmete erleichtert aus.

Ganz so schlimm, wie es der Jäger dargestellt hat, ist es anscheinend doch nicht um die Welt bestellt, sagte er zu sich. Die Menschen sind wachsam geworden.

„Und gegen wen?“ wiederholte er seine Frage.

„Das habe ich vergessen“, gestand der Soldat.

„Oh!“

Der kleine Prinz riss die Augen auf.

„Du musst doch genau wissen, warum du hier bist!“

„Ich führe nur meine Befehle aus“, erwiderte der Soldat. “Die Verantwortung tragen die anderen.“

„Wer sind die anderen?“ fragte der kleine Prinz.

Der Soldat nahm seinen Helm ab und kratzte sich den Kopf. Das Nachdenken war ihm sichtlich ungewohnt.

„Alle außer mir“, antwortete er endlich.

„Ich auch?“ fragte der kleine Prinz.

„Du auch!“ bestätigte der Soldat.

„Dann ...“, der kleine Prinz streckte sich, „befehle ich dir, dein Gewehr weg zu legen. Es macht mir Angst, auch wenn du es nicht auf mich richtest!“

„Völlig ausgeschlossen“, sagte der Soldat. „Es würde die Ordnung stören.“

Der kleine Prinz fügte sich. Die Ordnung wollte er selbstverständlich nicht stören. Dann aber fiel ihm ein, dass sie vielleicht auch schon von der Unordnung befallen sein könnte.

Zweifel ist besser als blinder Glaube, sagte er zu sich. Ich muss mich vergewissern:

„Welche Ordnung?“

Der Soldat suchte in seinem Gedächtnis. Endlich:

„Es gibt nur eine Ordnung ... Ordnung ist, wenn alles an seinem Platz ist.“

Der kleine Prinz dachte über diese Antwort nach. Irgendwie stellte sie ihn nicht restlos zufrieden. Er wollte ganz sicher gehen:

„Wenn ein Jäger ein Tier tötet, ist das Tier nicht mehr an seinem Platz ...“ gab er zu bedenken.

„Ein anderes Tier nimmt dann seinen Platz ein.“

„Und wenn ein Soldat einen Soldaten tötet?“

„Dann nimmt ein anderer Soldat seinen Platz ein!“

Der kleine Prinz schrak zusammen. Da war es, was ihn beunruhigt hatte.

„Das kann nicht in Ordnung sein“, widersprach er und schaute den Soldaten herausfordernd an ...

„Warum?“

„Ein Soldat ist auch ein Mensch ... Er kann Geliebter, Vater, Bruder, Sohn, Onkel, Enkel oder Freund sein ... Wer soll da seinen Platz einnehmen, wenn er getötet wird?“

„So ist nun mal das Leben!“ sagte der Soldat und machte schnell kehrt.

Dann ist das Leben nicht in Ordnung, dachte der kleine Prinz bekümmert, solange es Soldaten gibt.

Und er setzte seine Reise voller Unruhe fort.

Rückkehr des kleinen Prinzen

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