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1.4 Professor in Saarbrücken: Die Entfaltung einer kritischen Theologie

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Als Gotthold Hasenhüttl 1974 auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie der Universität des Saarlandes in Saarbrücken berufen wurde, fand |33|er dort ein nur kleines Institut und keine ausgebaute theologische Fakultät vor. Dennoch hat die im theologischen Institut damals erfahrene offene und persönliche Atmosphäre und seine an der Freiheit orientierte Theologie bei den ehemaligen Studierenden bis heute Ausstrahlung. Der Schwerpunkt der studentischen Ausbildung lag auf den Studiengängen für das Lehramt in seinen unterschiedlichen Ausrichtungen. Durch die Integration der früheren Pädagogischen Hochschule in die Universität gehörten jetzt vier Lehrstühle zum Institut, die zu dieser Zeit mit namhaften Wissenschaftlern besetzt waren. Die biblische Theologie vertrat der für seine historisch-kritischen Forschung bekannte Exeget und Autor zahlreicher Bücher Josef Blank (1926–1989); die Theologiegeschichte lehrte Karl-Heinz Ohlig (*1938), der später eine umfassende Darstellung der Entwicklung der Christologie verfasste und auch als Islamforscher bekannt wurde. Der Lehrstuhl für Praktische Theologie war besetzt mit dem Rahner-Schüler Heinz Schuster (1930–1986). In zahlreichen Projekten wie interdisziplinären Ringvorlesungen, Vorträgen und Forschungsprojekten zeigte sich die fruchtbare Zusammenarbeit der Kollegen in dieser nachkonziliaren Zeit theologischer Aufbrüche.

Hasenhüttls theologische Entwicklung vollzog sich in Saarbrücken zwischen dem Erscheinen seiner programmatischen Schrift „Kritische Dogmatik“ (1979) und der umfassenden Ausarbeitung dieses Programms in dem zweibändigen Werk „Glaube ohne Mythos“ (2001, Bd. I und II). Die Grundthesen und Grundeinstellungen sind dabei von den ersten Publikationen bis zu den neuesten Werken stets gleich geblieben: Sie umfassen die kritische Reflexion der zentralen Aussagen des Christentums und deren Fundierung in der menschlichen Erfahrung sowie die Konzeption einer der Freiheit der Gläubigen entsprechenden Gestalt der Glaubensgemeinschaft unter Ablehnung jeder autoritären und hierarchischen Ableitung. Dazu kommt nicht zuletzt eine Gotteslehre, die sowohl der biblischen und theologiegeschichtlichen Tradition verpflichtet ist, als auch zugleich eine Antwort geben möchte auf die Situation der Gläubigen in einem säkularen und nachmetaphysischen Zeitalter. Neben den Pflichtveranstaltungen erarbeitete Hasenhüttl mit den Studierenden für die damalige Zeit ungewöhnliche Themen wie „Die Rede von Gott bei den vorsokratischen Philosophen“ oder „Die Thematisierung des Gottesgedankens im modernen Film“.

Wenn es unter Beibehaltung dieser grundlegenden Fragen eine Entwicklung im Werk von Hasenhüttl gibt, dann besteht diese neben der |34|umfassenden Ausarbeitung der genannten Fragen in der Ausweitung der Perspektive. Ist gerade die theologische Dissertation über Rudolf Bultmann noch sehr stark von binnentheologischen Fragestellungen geprägt, so öffnet Hasenhüttl zunehmend den Blick für andere Kulturen und Länder.

Gotthold Hasenhüttl

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