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Im Wald

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Freitag, 6. Juni 2008, 23:30

Der Mann hebt den Kopf und schaut nach oben, durch eine Lücke im Dach der Blätter, in den Münchner Nachthimmel. Ein zunehmender Mond scheint, halbverdeckt durch einen Wolkenfetzen, auf die umstehenden Laubbäume und verleiht ihnen einen fahlen, schwarzen Anstrich, das ganze hat etwas blutleeres an sich. Irgendwo meldet sich ein Uhu zu Wort oder ein Käuzchen, der Mann könnte es nicht sagen, er kennt sich mit Pflanzen besser aus als mit Tieren. Der Uhu schuhut noch ein weiteres Mal, dann hat er besseres zu tun und verstummt. Der Mann nimmt einen tiefen Atemzug und saugt die kühle Nachtluft ein; es ist still, er spürt die Ruhe, die nur die Natur ihm geben kann; wo etwas wächst, wo Bäume sind um ihn herum, da ist alles schlechte weit weg und nicht wichtig. Er wirft die Fahrertüre zu, es ist ein weißer Kleintransporter, ein japanisches Modell, nicht mehr das neueste und an den Seiten ziemlich angerostet. Dann zieht er einen Schlüssel aus der Tasche; seine Schritte knirschen schwer auf dem Kiesweg, während er zur Hinterseite des Wagens geht. Der Schlüssel darf nicht zu tief hineingesteckt werden, sonst blockiert das Schloss aber der Mann weiß das und schließt mit einem leichten Quietschen die Heckklappe auf. Er öffnet sie und beugt sich mit dem Oberkörper weit ins Innere des Wagens. Es dauert ein wenig, bis er das Mädchen herausgezerrt hat, weil sie mit aller Kraft mit den Beinen strampelt und sich zu wehren versucht, doch der Mann ist groß und kräftig und das Mädchen ist jung und viel kleiner als er. Sie würde schreien, um ihr Leben schreien in dieser schlimmsten und größten Angst, die ein Mensch haben kann, aber sie kann nicht schreien. Das erste, was der Mann vor einer halben Stunde gemacht hat, als er sie entführt hat, war, ihr ein breites Paketklebeband auf den Mund zu kleben. Nach einer Weile gelingt es ihm, das Mädchen aus dem Heck des Wagens zu zerren. Dabei stolpert er und beide fallen hin; das Mädchen strampelt wie wild mit den Füßen und kann nicht aufstehen, weil ihre Hände auf dem Rücken mit dem selben Paketklebeband zusammen gebunden sind, das sie am Schreien hindert. Das einzige Geräusch, neben dem Uhu, der sich nun doch noch einmal zu Wort meldet, ist das hektische Scharren ihrer Füße im Kies und ihr ersticktes, gepresstes Wimmern. Mit einem Ruck ist der Mann wieder auf den Beinen, packt sie am Oberarm und reißt sie zu sich hoch. Sie hört augenblicklich auf zu strampeln und zu wimmern und sieht zu ihm auf. Ihre Augen sind weit aufgerissen, ein Stück Mond spiegelt sich darin. Kein Geräusch ist zu hören, keines außer ihrem schnellen, panischen Schnaufen. Der Mann dreht seinen Kopf und wirft einen Blick zur Seite, dann geht er mit zügigen Schritten los und schleift das Mädchen, noch immer am Arm gepackt, neben sich her. Sie fängt wieder an zu zerren und sich zu wehren, ihre Füße suchen nach Halt auf dem Kiesweg, der im Mondlicht ein bisschen aussieht, als wäre er früher einmal ein blassgrauer Bach gewesen und vor langer Zeit zu Stein erstarrt. Etwa fünfzehn Minuten stapft, schleift, strampelt das Paar dahin, verlässt den Weg, überquert ein dünn bewachsenes Waldstück und gelangt zu einer kleinen Lichtung. Es bahnt sich seinen Weg durch hohes, wild gewachsenes Gras, das sein Dasein den städtischen Renaturierungs-Maßnahmen verdankt und gelangt schließlich zu einer kleinen, am Rand der Lichtung versteckten Holzhütte. Der Mann stößt das Mädchen mit einem kräftigen Schubser von sich weg, so dass sie auf die Knie fällt und dann zur Seite umkippt. Sie fängt wieder an zu strampeln und zu wimmern, ein hohes, gepresstes „Mmmmmm“, doch das interessiert ihn nicht. Er sucht etwas in seiner Jackentasche, dann zieht er einen rostigen Schlüssel hervor, steckt ihn ins Schloss und sperrt die Türe auf. Das Mädchen hat es in den paar Sekunden, die der Mann mit seinem Schlüssel beschäftigt ist, tatsächlich geschafft, halbwegs auf die Beine zu kommen und stolpert in panischer Flucht davon, doch sie ist langsam, weil sie ihre Arme nicht bewegen kann und auf dem weichen Waldboden leicht das Gleichgewicht verliert. Mit wenigen Schritten ist der Mann bei ihr und wirft sie mit einem brutalen Stoß in den Rücken zu Boden. Dann hebt er sie hoch, während sie in wilder Panik ihren Oberkörper verdreht und mit den Beinen um sich schlägt. Sie hat keine Chance, der Mann ist zu kräftig und wirft sie sich über die Schulter wie einen zusammen gerollten Teppich. Langsam nähern sie sich der Hütte, während ein größerer Wolkenfetzen sich vor den Mond schiebt und ihn fast vollständig verdeckt. Dort angekommen, stößt er die Tür auf, tritt ein und wirft das Mädchen auf den Lehmboden im Inneren; sie schlägt hart auf und kann für ein paar Sekunden nicht atmen. Dann schließt er die Tür und sperrt von innen ab. Es ist vollkommen dunkel, sie kann nicht sehen, wie er über ihr steht und er kann nicht sehen, wie sie vor ihm auf dem Boden liegt. Sie können beide nur hören und das einzige Geräusch im Raum ist ihr panischer, flacher Atem. Langsam und vorsichtig geht er ein paar Schritte zur Seite und betastet die Wand; dann findet er einen Schalter und macht das Licht an. Ein kurzes, ganz leises Surren ertönt, ein schnelles Flackern an der Decke. Dann erstrahlt eine nackte Glühbirne und wirft ein dünnes, bräunliches Licht auf den Mann und das Mädchen. Er blickt sich rasch um, dann geht er mit schnellen Schritten zum anderen Ende des Raumes und öffnet eine weitere Tür, die in einen anderen Raum führt. Er fasst mit der Hand um die Kante des Türstocks, tastet und sucht ein wenig, dann hat er einen weiteren Schalter gefunden und knipst das Licht an. Das Mädchen hört ein paar mal das selbe hohe, metallisch flirrende Geräusch und sieht aus dem Augenwinkel ein weißbläuliches Flackern: Neonröhren. Sie dreht den Kopf zur Seite, kann aber durch die halb geöffnete Tür nicht erkennen, was sich im zweiten Raum befindet. Der Mann dreht sich um und kommt langsam zu ihr zurück. Er legt den Kopf ein wenig zur Seite und sieht sie einen Moment lang von oben herab an. Dann sagt er:

„Das Grünzeug muss jetzt geschält werden.“

Sie hebt den Kopf soweit es geht und starrt ihn an. Dann strampelt sie mit den Beinen, und versucht, sich von ihm weg zu schieben. Er bückt sich, packt sie am Oberarm und zieht sie ohne Anstrengung hoch. Er beugt sich zu ihr herunter, bis sein Gesicht ganz nahe an ihrem ist und starrt in ihre aufgerissenen Augen; seine Halsschlagader tritt hervor und pulsiert heftig und langsam. Dem Mädchen fällt das nicht auf, sie sieht paralysiert in sein Gesicht. Er flüstert:

„Das Scheiß-Grünzeug wird jetzt geschält, SOFORT!“

Dabei lässt er sie los und sie fällt wieder auf den Boden. Blitzschnell sinkt er neben ihr auf die Knie und dreht sie auf den Bauch. Dann reißt er an dem Klebeband, mit dem ihre Hände gefesselt sind. Es gelingt ihm erst nicht, es zu entfernen, er wird immer wütender und zerrt daran wie ein Wahnsinniger, während er brüllt:

„Das – Scheiß – Grünzeug! Ich – muss – es – schälen!“. Dann senkt er den Kopf und versucht, das Klebeband zu zerbeißen. Als es ihm nach einer Weile gelingt, sieht er den tiefroten Streifen, den das Band auf ihren weißen, blutleeren Handgelenken hinterlassen hat. Er dreht sie wieder auf den Rücken; sie atmet sehr schnell und flach, Tränen laufen ihr über's Gesicht, während sie ihn panisch ansieht. Sie fängt ziemlich stark an zu zittern. Dann beginnt sich sein Gesichtsausdruck plötzlich zu entspannen, weich und fast zärtlich lächelt er sie an und streicht ihr über's Haar.

„Ein tolles Grünzeug ist es, so schön lebendig. Das werden wir jetzt schääälen...“

Er beginnt vorsichtig, fast schüchtern, den Reißverschluss ihres Anoraks aufzumachen. Als dieser klemmt, verschließt sich sein Gesicht und wird wieder sehr hart. Er beginnt schwer zu atmen, zerrt und reißt an ihrer Jacke. Dann steht er auf, packt das Mädchen am Oberarm, zieht sie auf die Beine und versucht hektisch, den Reißverschluss aufzubekommen. Sie wehrt sich, fasst ihm mit den Händen ins Gesicht, versucht ihn weg zu schubsen. Er packt eine ihrer Hände am Handgelenk und biegt sie nach unten. Dann schlägt ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.

„Das scheiß Grünzeug soll's Maul halten, das scheiß Grünzeug soll verdammt noch mal das Maul halten!“ schreit er. Dann schlägt er ihr nochmal ins Gesicht und reißt wie wahnsinnig am Reißverschluss, bis er ihn schließlich mit einem Ruck offen hat. Das Mädchen ist gelähmt, sie wehrt sich kaum, als er ihr den Anorak auszieht. Dann lässt er sie los. Ihre Knie zittern so stark, dass sie sich nicht auf den Beinen halten kann zu Boden sinkt. Sie sieht ihn von unten herauf an, schlotternd vor Angst und macht sich in die Hose. Er kniet sich vor sie hin und sieht sie stumm und hasserfüllt an. Dann reißt er ihre Bluse auf, die Knöpfe springen weg wie Popcorn. Er zerrt daran, bis er ihr die Bluse ausgezogen hat, dann wirft er sie auf den Bauch und versucht, ihren BH aufzubekommen. Zunächst gelingt es ihm nicht und er brüllt vor Wut. Er zieht und zerrt, ihr Brustkorb wird zusammen geschnürt dass ihr die Luft wegbleibt. Schließlich gibt der Plastikverschluss des BHs nach und platzt auf. Wütend dreht er sie auf den Rücken. Seine Bewegungen werden immer hektischer, schneller, als er sich an ihren Schuhen zu schaffen macht. Wie im Wahn reißt er an den Schnürsenkeln, bekommt sie auf, zieht ihr die Schuhe aus. Dann knöpft er ihr die Hose auf, versucht sie ihr mit einem Ruck herunter zu ziehen. Sie strampelt verzweifelt mit den Beinen, doch er ist stark, sehr stark, und seine Wut ist grenzenlos. Er zerrt an den Hosenbeinen, schließlich gelingt es ihm, ihr Hose und Slip zusammen auszuziehen. Er wirft beides in eine Ecke, dann sieht er sie an. Der offene BH baumelt noch an ihren Schultern, mit einem beiläufigen Ruck zieht er ihn ihr aus, wie jemand, der nach dem Putzen noch ein letztes Stäubchen wegwischt. Er atmet eine Weile schwer, dann entspannt er sich wieder. Es ist noch einmal der sanfte, fast kindliche Ausdruck, der sich über sein Gesicht legt. Er lächelt und sagt:

„Jeeetzt bin ich glücklich.“

Er erhebt sich und steht, leicht gebeugt, mit plump herunter hängenden Armen da und sieht auf das Mädchen herab, das nun bis auf die Socken nackt vor ihm liegt. Dann beugt er sich zu ihr herunter und packt sie vorsichtig am Oberarm. Er zieht sie zu sich hoch und führt sie langsam zu der halb geöffneten Türe, die in den Nebenraum mit den Neonröhren führt. Sie zittert so stark, dass sie kaum gehen kann, ihr Kopf hängt und ihr Gesicht schwimmt in Tränen. Als er mit dem Mädchen den zweiten Raum betritt, sagt er, mehr zu sich selbst:

„Schön haben wir es geschält, das Grünzeug, da kommt es jetzt hinein.“

Sie hebt den Kopf, entdeckt zahllose Polaroid-Fotos an einer Wand und wirft einen Blick darauf. Dann sieht sie sich um, erkennt, dass die Bilder in eben diesem Raum aufgenommen worden sind und weiß plötzlich, was jetzt passieren wird. Ihr Gehirn ist überfordert, sie hat noch nie so etwas furchtbares gesehen. Wenn das Klebeband nicht wäre, würde sie jetzt lachen. Sie ist fünfzehn Jahre alt.

Der Gärtner war der Mörder

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