Читать книгу Ionien – Brücke zum Orient - Wolfram Hoepfner - Страница 10
Berge, Täler, Baumaterial und Fruchtebenen
ОглавлениеDie vielgestaltige Landschaft Ionien ist durch ost-westlich gelagerte Gebirge und die zwischen ihnen liegenden Buchten und Täler gekennzeichnet. Solche Täler, die Fruchtebenen und waldreiche Hänge boten, waren beste Voraussetzungen zur Gründung der Stadtstaaten. Vorherrschend in Ionien ist Kalkstein. Nur im Süden ist das uralte Latmosgebirge aus Granit zu bizarren Formen verwittert. Die Gebirgszüge aus Kalkstein und Marmor stammen aus einer viel jüngeren Periode der Erdgeschichte und erreichen selten mehr als 1000 Meter Höhe. Das Mykale-Gebirge ist der Ausläufer des „cycladic metamorphic complex“.2 Der dort vorkommende meist graue Marmor wurde in Priene genutzt und nahe der Stadt gebrochen.3 Es war ein großer Vorteil fast aller ionischen Städte, dass das hervorragende Baumaterial Marmor vor der Haustür lag. Ein charakteristischer roter Marmor ist der „Chios rouge“.4 Plinius der Ältere (ca. 23–79 n. Chr.) spricht in seiner Naturkunde [Naturalis historiae 5,136 und 36,132] von versicoloris marmaris maculae, das heißt vielfarbig geflecktem Marmor auf derselben Insel. Schwarzer Marmor aus Teos war in der Kaiserzeit begehrt. Die zu Ephesos gehörenden Brüche beim Dorf Belevi lieferten weißen Marmor. Weiter nördlich schließt sich die Kaystros-Ebene an, eine etwa 40 km ausgedehnte, fruchtbare Zone, in der es in jedem Winter zu Überschwemmungen kommt und die bis in die Gegend nördlich von Kolophon reicht. Von Chios erstreckt sich nach Osten über die Halbinsel und noch in das Landesinnere die „Bornova-Flysch-Zone“, grünlich graue, hier auch rote, gelbe und braune Schiefer und Sandsteine, die sich in der oberen Kreidezeit und im unteren Tertiär abgelagert haben.
Landschaftlich besonders abwechslungsreich ist die sich weit nach Westen vorschiebende Mimas-Halbinsel, die nur eine schmale Meerenge von der Insel Chios trennt. Weite fruchtbare Ebenen sind unterbrochen von Hügeln und niedrigen Bergen. Weiter östlich, südöstlich von Smyrna, erhebt sich als höchster Berg Ioniens der Olympos (1510 m). Nicht nur an den Hängen des Olympos gab es große Wälder, die Bauholz in Vielfalt und bester Qualität lieferten. In den Niederungen lagern Ton und Lehm, von den Bewohnern genutzt für die Herstellung von Dachziegeln, von Keramik sowie auch von großen Gefäßen.
In dem eisenhaltigen Gestein Ioniens entspringen besonders im nördlichen Teil heiße Quellen, von denen manche schon in der Antike als Heilquellen bekannt waren, und einige werden noch heute genutzt. Pausanias (um 115– um 180 n. Chr.) erwähnt in seiner Beschreibung Griechenlands [7,5,11] Quellen bei Lebedos, Teos, Klazomenai und Erythrai. Auch an Wasser, an aus Quellen sprudelndem Trinkwasser ist in den Kalksteingebirgen Ioniens kein Mangel. Schon seit archaischer Zeit führte man frisches Wasser über Tonrohrleitungen in die Städte. Brunnenhäuser waren, wenn wir Vasenbilder richtig interpretieren, ein Treffpunkt der Frauen und Mägde. Zisternen in den Häusern, in denen das auf die Dächer fallende Regenwasser gesammelt wurde, wurden erst in spätklassischer Zeit in den Häusern üblich.
Reiche Bodenschätze fehlen in Ionien. Die begehrten Metalle mussten über den Handel besorgt werden und veranlassten die Ionier, weite Reisen zu unternehmen.