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Naturprodukte und Wirtschaft

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Ionien ist das Land, in dem Öl und Honig fließen. Diese köstlichen Naturprodukte finden sich hier in herausragender Qualität. Im milden Klima, an regenreichen Hängen und im Windschutz der großen Berge gedeihen Ölbäume im feuchten Lehmboden besonders gut. Speiseöl aus Ionien war in der Antike berühmt und ist auch heute ein wirtschaftlicher Faktor. Nicht zu vergessen, dass Öl in jedem Haushalt auch für Kunstlicht genutzt wurde. Lämpchen aus Ton waren Gegenstände des täglichen Gebrauchs.

Bienenzucht wurde und wird überall in Ionien betrieben. Als einziger Süßstoff war Honig ein begehrtes Produkt, und auch heute noch ist er von wirtschaftlicher Bedeutung. Am Hang des Mykalegebirges werden Tausende Bienenvölker gehalten. In Ephesos wurde in früher Zeit sogar eine Bienengöttin kultisch verehrt. Etwa 60 cm lange, runde Tongefäße mit Löchern in einem abnehmbaren flachen Deckel waren die Bienenhäuser der Antike. Auch Wein spielte im Handel eine bedeutende Rolle, denn so gut der Wein einer Stadt auch war, so wollte man doch auch den der Nachbarn genießen. Ost-ionischer Wein wurde allerdings nicht generell als Kostbarkeit geschätzt. So bezeichnet der Geograph Strabon (ca. 63 v. Chr.– nach 23 n. Chr.) den samischen Wein ausdrücklich als schlecht, eine Einschätzung, die noch vor 30 Jahren zutraf, nach neuen Erfolgen der samischen Winzer aber heute überholt ist. Rotwein aus Chios galt früher als der beste in Ionien, aber heute fragt man am Ort vergeblich nach lokalem Rebensaft. In der Antike wurden an allen Orten Amphoren für den Export von Wein und Öl in jeweils charakteristischer Form hergestellt. Oft veränderten sie sich im Lauf der Jahrhunderte von anfangs bauchigen zu schmalen Gefäßen.

Besondere, vom Klima abhängige Produkte sind Heilkräuter und auch Harze: das Kolophonium aus Kolophon und das begehrte Mastix-Harz auf Chios, Produkt eines bis zur Baumgröße heranwachsenden Strauchs, der so empfindlich ist, dass er nur in dem milden Klima im Südosten der Insel wächst.

Im feinen und an Nährstoffen reichen Schwemmland der großen Buchten wird heute Baumwolle angebaut. In der Antike gedieh hier Obst, vor allem Honigmelonen und Zuckermelonen. Im Norden der tiefen Mäanderbucht, in der Gegend von Magnesia und weiter östlich sind über weite Strecken bis hin nach Tralleis (heute Aydin) Feigen auf sandigem Boden anzutreffen. In der Kleinstadt Incirli werden die nahrhaften Früchte in getrockneter Form vermarktet. Schon in der Antike war die Gegend für ihre Feigen berühmt. Strabon nennt die Stadt Antiochia am Mäander als Zentrum [Geographika 13,4,15]. Es bleibt zu erwähnen, dass der Fischreichtum im Mittelmeer für heutige Verhältnisse unvorstellbar groß war. Wie bei den Griechen heute noch, galten Krebse, Hummer und Barsche als besondere Leckerbissen.

Für alle Städte des Ionischen Bundes waren Ackerbau, Viehzucht und Fischfang lebenswichtig und ermöglichten wie im Fall von Priene einen bescheidenen Wohlstand. Pferdezucht hat den Kolophoniern sogar Reichtum eingebracht. Keramik aus Chios und tönerne Sarkophage aus Klazomenai waren Exportschlager und überall begehrt. Später exportierten Ephesos und Teos weißen und farbigen Marmor. Kleinhandel betrieben alle poleis, vor allem über See, aber auch in das Landesinnere. Handelszentren waren Ephesos, Milet, Samos und Chios und mögen sogar die großen Städte im Mutterland übertroffen haben. Ephesos war ein Zentrum des Geldverkehrs.5 Nicht nur das dortige Artemision, alle bedeutenden Heiligtümer hatten Landbesitz () und tätigten Geldgeschäfte. Ihre wirtschaftliche Bedeutung sollte nicht unterschätzt werden. Der Historiker Fritz Heichelheim vermutete, dass das Hypothekenwesen, das schon sehr früh im 7. Jahrhundert existierte, erst mit der Einführung des Silbergeldes richtig in Schwung kam.

Ionien – Brücke zum Orient

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