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Die Theorie der fünf Wandlungsphasen und die Lehre von den fünf Elementen
ОглавлениеWährend die Ursprünge der Yin-und-Yang-Theorie bis ins chinesische Altertum zurückreichen, findet man erste Spuren der Theorie der fünf Wandlungsphasen bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. Ihr zufolge werden alle Erscheinungen in fünf Entwicklungsstadien bzw. -prozesse eingeordnet. In der chinesischen Gedankenwelt gilt die Zahl Fünf als Zahl des Lebens. Sie setzt sich aus der Zwei, der Zahl der Erde (Yin), und der Drei, der Zahl des Himmels (Yang), zusammen. Ihre Entsprechungen finden die fünf Phasen durch die Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser.
Die Theorie der fünf Wandlungsphasen und der fünf Elemente dient in der chinesischen Weisheitslehre der Beschreibung von zeitlichen Abläufen und natürlichen Entwicklungen, so zum Beispiel auch zur Beschreibung der Jahreszeiten: Holz entspricht dabei dem Frühling, Feuer dem Sommer, Erde dem Spätsommer, Metall dem Herbst und Wasser dem Winter. Man kann in ihnen aber ebenso unsere Lebensphasen von Geburt und Kindheit, dem jungen und reiferen Erwachsenenalter, Älterwerden und Tod erkennen.
Genau wie dem Yin-und-Yang-System werden auch den fünf Wandlungsphasen unzählige menschliche Phänomene wie Organfunktionen, Emotionen und psychische Haltungen zugeordnet, wie die nebenstehende Tabelle zeigt. Ebenso werden den einzelnen Elementen jeweils ganz bestimmte Eigenschaften zugeordnet: Holz ist wachsend, verwurzelt und beweglich, Feuer trocken, heiß aufsteigend und bewegend, Erde produktiv, wachsend, fruchtbar, Metall schneidend, hart, leitend und Wasser nass, kühl, absteigend, fließend und nachgiebig.
Die fünf Wandlungsphasen bzw. die fünf Elemente können zueinander in ganz unterschiedlichen Beziehungen stehen; so können sie sich gegenseitig hervorbringen, überwinden und kontrollieren. Wenn sie sich gegenseitig ergänzen und kontrollieren, bleibt der Mensch gesund. Beeinflussen sie sich aber gegenseitig negativ, führt dies zu psychischen und physischen Störungen. Folgendes Beispiel kann dies illustrieren: Wenn Lebensaspekte wie Ruhe und Reflexion über einen langen Zeitraum zu kurz kommen (und wir nur noch in Holz und Feuer leben), so kann dieses Ungleichgewicht der Elemente gesundheitliche Konsequenzen wie Burnout nach sich ziehen. Kaum ein Mensch ist von Natur aus vollkommen ausgewogen, das heißt, die einzelnen Elemente bzw. energetischen Qualitäten sind bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.
Da die fünf Wandlungsphasen bzw. fünf Elemente und die Idee des Lebenskreislaufs Schlüssel-Konzepte der TCM sind, wollen wir die einzelnen Elemente im Folgenden noch etwas detaillierter skizzieren.
Wandlungsphase Holz (Frühling)
Im Leben des Menschen entspricht sie der Kindheit und steht für Dynamik, Flexibilität, Bewegung und etwas sich neu Entwickelndes, das sich nach außen entfalten will. Ein Holz-Typ zeichnet sich durch Tatendrang, Durchsetzungsfähigkeit und eine Neigung zur Selbstverwirklichung aus. Er ist abenteuerlustig und in jeder Hinsicht beweglich und jugendlich.
Wandlungsphase Feuer (Sommer)
Sie steht für Hitze und Süden; im Leben des Menschen entspricht sie der Zeit des jungen Erwachsenenalters: Der junge Mensch ist auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit, einige Potenziale aus der Wandlungsphase Holz sind bereits realisiert. Aber es ist noch immer viel Kraft vorhanden, Dinge zu bewegen. Ein Feuer-Typ ist ein Mensch, der nach vorne blickt. Er ist offen und gesellig, aktiv und extrovertiert und liebt es, Zeit mit nahestehenden Menschen zu verbringen.
Wandlungsphase Erde (Spätsommer)
Bei dieser Wandlungsphase geht es um Nähren, Reifen und um das Ernten der Früchte, auch im Leben eines Menschen, dem reifen Erwachsenenalter, wo Früchte im Sinne von Anschaffungen, Kindern und Enkelkindern oder geistiger Reife und Wissen gemeint sind. Ein Erde-Typ ist harmoniebetont, loyal und klar in seinen Aussagen und seinem Denken. Harmonie ist ihm ein besonderes Anliegen und Bedürfnis. Er strebt nach Ruhe und Ausgeglichenheit.
Wandlungsphase Metall (Herbst)
Diese Wandlungsphase ist eine Zeit des Abschieds von den nach außen strebenden Energien und der Fokussierung auf das Innere. Im menschlichen Lebenszyklus entspricht sie dem Altwerden. Die Funktionen des Körpers lassen langsam nach, man ist weniger aktiv und lebt viel aus dem Reichtum der Erinnerungen. Ein Metall-Typ ist zielgerichtet, gewissenhaft und schafft Struktur. Menschen, bei denen das Element Metall stark ausgeprägt ist, können gut unterscheiden, was sie aufnehmen und abgeben, was sie festhalten und was sie loslassen sollten.
Wandlungsphase Wasser (Winter)
Bei dieser Wandlungsphase geht es um unseren Ursprung; in unserem Lebenszyklus entspricht sie der Geburt und dem Tod.
Rückzug und innere Sammlung, die bereits als charakteristisch für die Wandlungsphase Metall beschrieben worden sind, finden hier noch ausgeprägter statt. Der Wasser-Typ ruht in sich, ist gelassen und heiter. Das Wasser steht für die Lebensweisheit, die im Alter ihren Höhepunkt erreichen kann. Von der jahreszeitlichen Abfolge her ist dieser Wandlungsphase deshalb auch der Winter zugeordnet. Alles zieht sich zurück und wartet darauf, bei den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings wieder mit voller Kraft herauszutreten.