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Vater und Sohn

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Trent hoffte, dass ihm die Männer seines Dorfes entgegenkommen würden, um ihm den Rückweg zu erleichtern. Die Suche nach dem Heuler hatte er allein unternehmen müssen, da dieser den ersten Mann, den er sah und hörte, als seinen Vater erkennen würde. Trent wusste, dass der alte Kaan die Männer des Dorfes in den Morgenstunden informiert hatte, um einen Suchtrupp loszuschicken. Da sie jedoch keinerlei Signale empfangen konnten, mussten sie seiner Spur folgen.

Er wickelte den kleinen Körper in das mitgebrachte – inzwischen getrocknete – Fell. Die wohlige Wärme ließ ihn sofort einschlafen. Sorgfältig verstaute ihn Trent in dem weiten Beutel, den er sich umhängte, um dann langsam zurückzugehen. Er selbst genoss die Anwesenheit der Mutter, die ihm den Sohn geschenkt hatte und ihn nun wärmte und seinen Weg beleuchtete. Es war jedes Mal wie ein Wunder, wenn die Große Mutter einen neuen Sapi ablegte und dem Vater den Weg wies, ihn zu finden. Viele Männer hatte Trent im Laufe der Jahre mit ihren Söhnen heimkehren sehen, doch nun war er selbst Vater geworden.

Der innere Drang, dem er auf dem Hinweg gefolgt war, fehlte jetzt, und Trent ging etwas müde zurück. Den Waldrand konnte er in der Ferne sehen und darauf zuhalten. Kurz bevor er ihn erreicht hatte, trat eine Gruppe Männer heraus, gestikulierend und lautstark erzählend. Es waren übermütige Männer, die freudig ein großes Wulpfell schwenkten. Sie waren Trents Spur gefolgt, dabei auf den Wulp gestoßen und hatten ihn kurzerhand erlegt. Gegen diese bewaffnete Übermacht hatte er keine Chance gehabt.

Trent bedauerte es fast, dass die Freunde ihn entdeckt hatten. Der Wulp hatte ihn nicht getötet, obwohl er mühelos dazu in der Lage gewesen wäre. Nun hatte er selbst daran glauben müssen. Doch das Fell bedeutete zusätzlichen Schutz in der Gemein­schaft der Männer, so dass das Erlegen gerechtfertigt war. Stolz zeigte Trent seinen Sohn, der während der ganzen Zeit fest schlief. Es schien auch für diesen eine große Anstrengung gewesen zu sein, stundenlang nach seinem Vater zu rufen. Nicht alle Männer des Dorfes konnten den Ruf empfangen. Nur wenn sie den Drachen genug Kum abgekämpft und genossen hatten, entwickelte sich die Fähigkeit, die Rufe der Heuler zu empfangen. Das verhinderte, dass sich die unausgereiften jungen Männer ebenfalls auf den Weg machten, ohne später in der Lage zu sein, ihre Söhne auf das Leben vorzubereiten.

Laut schwatzend machte sich die Gruppe auf den Rückweg. Der Wald, der in der Nacht einen so bedrohlichen Eindruck gemacht hatte, war nun hell und freundlich. Trent entdeckte, dass er einen breiten Pfad hätte benutzen können, der nicht weit von seiner Spur durch den Wald führte, wenn er ihn gesehen hätte. Auf dem Rückweg konnten sie deshalb den Bach ohne nass zu werden über einem breiten Baumstamm überqueren. Trent war froh darüber, die Stelle seiner Begegnung mit dem Wulp nicht noch einmal sehen zu müssen. Seinen Sohn gab er nicht aus der Hand, auch wenn sich einige seiner Freunde anboten, ihn zu tragen. Den Namen, den er ihm geben würde, hatte er noch nicht bekanntgegeben. Das würde erst in der feierlichen Zeremonie der Namengebung geschehen.

Trent machte sich Gedanken darüber, wo er seinen kleinen Sohn unterbringen sollte. Er war völlig von dem Ruf überrascht worden, hatte sich nicht darauf vorberei­ten können. Die Hütte war jedoch groß genug, und seine Freunde würden ihm schon helfen.

Kein Tier begegnete ihnen auf dem Rückweg ins Dorf. Das war bei dem Lärm, den die heitere Gruppe verursachte, auch nicht anders zu erwarten. Bald traten sie auf die Lichtung hinaus und sahen das Dorf vor sich liegen. Das kräftige Tor, das nachts geschlossen war, stand jetzt offen. Einige Söhne sprangen ihnen entgegen, aufgeregt nach dem kleinen Heuler fragend. Die Alten des Dorfes warteten etwas reservierter auf dem Dorfplatz. Sie waren froh, Trent unverletzt mit seinem Sohn wiederzusehen. Der alte Kaan begrüßte ihn und versprach die Hilfe aller Männer für die erste Zeit. Trent war glücklich, in diesem Moment aber besonders stolz darauf, im Mittelpunkt zu ste­hen. Heute Abend beim Fest der Namengebung würde er in den Kreis der Väter auf­genommen werden. Als er seine Hütte betrat, dachte er im ersten Moment, er hätte die falsche erwischt. Doch ein Blick auf den Tisch mit dem halbleeren Krug Wein und auf sein Bett, auf das der Wulppelz achtlos hingeworfen war, bewies ihm, dass er sich in seiner eigenen Hütte befand. Doch in der Ecke gegenüber dem Bett stand jetzt ein Korb, ausgelegt mit weichen Fellen, groß genug für seinen Sohn.

Trent legte den immer noch schlafenden Muth in sein neues Körbchen und deckte ihn zu. Nur kurz öffnete er die Augen einen kleinen Spalt, rekelte sich bequem zurecht und schlief sofort weiter. Der alte Kaan und einige andere Männer hatten alles von der offenen Tür her beobachtet und schmunzelten. Trent war ihnen dankbar, dass sie alles für seinen Sohn vorbereitet hatten. Dann ließen sie ihn in Ruhe, um das abendliche Fest vorzubereiten. Trent hatte viel Schlaf nachzuholen und war nach kurzer Zeit eben­falls eingeschlafen.

Drachenkinder

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