Читать книгу Das Mädchen, das nie spricht - Yasemin Akan - Страница 5
Kapitel 3 Rislan
ОглавлениеJetzt bin ich schon ein Monat auf der Schule und habe mich eingelebt. Die Zeit verfliegt sehr schnell, fast schon zu schnell.
Mit Nassira habe ich immer noch nicht versucht zu reden. Ich meine, wenn sie es nicht will, lass ich sie. Aber was hinter dem Schweigen steckt, würde ich trotzdem gerne wissen.
Heute war der Tag gekommen, an dem ich das erste Mal mit Nassira sprechen werde. Heute ist Projekttag und wir werden in verschiedenen Gruppen eingeteilt. Soeben habe ich erfahren, dass ich mit Nassira in einer Gruppe sein werde.
Wer ist unser Held und warum? Unser Auftrag: den Lehrer und die Klasse am Ende des 15- Minütigen Vortag davon zu überzeugen, warum er/sie unser Held ist. Jeder Junge wurde einem Mädchen zugeteilt und wir haben ab jetzt drei Stunden Zeit.
Sobald Herr Hamlin den Auftrag fertig erklärt hatte, hatte ich direkt schoneine Idee. Ohne länger zu warten, nahm ich meinen Stuhl und setzte mich gegenüber von Nassira. Jetzt trennt uns nur noch ein Tisch.
„Ich würde vorschlagen, dass wir unsere Eltern als Helden nehmen. Mama und Baba sind meine Vorbilder und Helden, aber wenn es bei dir nicht so ist oder du einen anderen Vorschlag hast, können wir auch jemanden anderen nehmen“, schlug ich vor, als ich merkte, dass sie nicht zuerst reden wird. Sie schaute mich kurz an, nickte und schaute dann wieder runter. Diese paar Sekunden Blickkontakt waren neu für mich. Sie hat hellbraune Augen, die auf ihren perlenweißen Augapfel strahlen.
„Also nehmen wir unsere Eltern?“, fragte ich noch mal nach und sie nickte, dieses Mal, ohne mich dabei anzusehen.
„Ich hole uns Plakat und Eddings“, sagte ich bevor ich aufstehe. Ich musste zwar bisschen suchen bis ich was fand, aber es dauerte wirklich nicht lange. Als ich aber zurück kam, hatte Nassira schon ein ganzes Blatt vollgeschrieben.
„Wow wie viel du in so kurzer Zeit geschrieben hast. Komm lass mich weiter machen, damit du nicht alles allein machen musst“, schlug ich vor worauf sie mir ihr Block gab. Ich bin zwar auch relativ schnell, wenn ein Thema mir gefällt oder ich besonders gut darin bin, aber so schnell wie Nassira bin ich nicht.
Ich nahm ihr Block und fing an zu lesen. Was sie schrieb war einfach nur beeindruckend, Herz ergreifend. Ich könnte niemals, das was mir meine Eltern bedeuten, so gut formulieren.
„Wow“, flüsterte ich erstaunt und fing an weiter zu schreiben. Ich schrieb ein wenig mehr als die Hälfte als Schluss und gab es Nassira zum durchlesen. Währenddessen dachte ich über Gleitfragen nach. Das ist nicht so mein Ding, Plakat Gestaltung konnte ich besser. Als sie Stumm nickte, suchte ich Hilfe bei ihr: „Hast du eine Idee, was wir als Gleitfragen nehmen könnten?“. Kurz darauf drehte sie den Block wieder zu sich und las sich erneut den Text durch. Keine Minute später fing sie an Fragen an den Rand zu notieren.
„Ich muss sagen, du bist sehr intelligent“, rutschte es mir beeindruckt raus, weil die fragen einfach perfekt passten. Sie fing leicht an zu lächeln, aber ließ sich nicht stören. Ich nahm ebenfalls lächelnd das Plakat und fing an es zu gestalten..
„Lass uns Pause machen bevor wir mit der Texteinteilung weiter machen“ schlug ich vor, nachdem wir fleißig gearbeitet hatten und mit dem Plakat fertig wurden. Sie nickte und ich machte mich auf dem Weg in die Mensa um dort zwei belegte Brötchen zu kaufen. Auf dem Rückweg lief ich an Rabia und Onur vorbei, die eine Türkisch-Deutsch Diskussion führten, darüber welchen Held sie nehmen sollen. Amüsiert lief ich weiter bis zu meinem Platz.
„Ich hab dir ein Brötchen mitgebracht“, sagte ich nachdem ich mich wieder gesetzt hatte und reichte es ihr.
„Danke“, sprach sie kaum hörbar das erste Mal mit mir. Ihre Stimme hatte ich zwar schon einmal gehört, als Herr Hamlin ihr Fragen zum Unterricht gestellt hatte, aber ihre Lautstärke reichte trotzdem meistens nicht bis in die letzte Reihe. Vorsichtig nahm sie das Brötchen aus meiner Hand.
„Nichts zu danken“, antwortete ich. Ich lehnte mich zurück und fing an zu essen. Bis jetzt kennt noch immer keiner außer dem Lehrer meinen Nachnamen. Es hat aber auch keiner gefragt.
„Lass uns den Fragen nach, abwechselnd reden“, hörte ich ihre leise süße Stimme wieder.
„Ja gute Idee. Willst du anfangen?“, fragte ich und sie nickte. Rabia und Lina hatten recht. Nassira redet nur das nötigste und nicht mehr.
Wir teilten uns den Text ein, lernten ihn und übten es danach zusammen. Als wir dann fertig waren, hatten wir immer noch eine Stunde Zeit. Da Nassira sowieso nicht mit mir sprach, dachte ich darüber nach, wie ich mich beschäftigen könnte. Sie holte ein Buch raus und fing an zu lesen, weshalb ich aufstand und gelangweilt durch die Klasse lief.
„Was ist los Bilal? Kann ich dir helfen?“, fragte mich Herr Hamlin als er mich sah. „Nein danke, wir sind schon fertig“, antwortete ich lächelnd. Er zog seine Augenbrauen zusammen und schaute mich verwirrt an: „Wer ist dein Partner?“
„Nassira“, antwortete ich worauf er seine Augen verdrehte und stöhnte, was ich zuerst nicht verstand.
„Ich hätte einen schlechteren Schüler mit Nassira einteilen sollen und nicht so einen Einser Schüler wie dich“, nahm er die Erkenntnis, was mich zum Lachen brachte.
„Du kannst ja schauen wer Hilfe braucht und etwas deinen Mitschülern helfen“, riet er mir, was ich dann auch tat. Als es los ging, setzte ich mich wieder zu Nassira. Wir hörten uns Vorträge von Stars wie Ronaldo oder von Menschen, die sich für Rechte einsetzten wie Nelson Mandela an. Eltern hatte aber zum Glück niemand.
"..Und da unsere Eltern vieles für uns geopfert haben, große Dinge und kleine Dinge wie Freizeit oder den letzten Keks, und da sie alles getan haben um uns glücklich zu machen, sind unsere Eltern in unseren Augen ein Held", beendete Nassira unseren Vortrag bevor alle Klatschen und Herr Hamlin uns eine eins gab, nachdem wir kurzes Feedback bekamen.
Als alle Vorgetragen hatten und alle ihre Noten bekamen, durften wir endlich nachhause gehen.
„Voll Krasser Vortrag“, boxte mir der Lockenkopf auf die Schulter.
„Vallah war wirklich voll schön“, unterbrach Rabia Onurs Erzählung, der vor Anwar und mir die Treppen runter stieg.
„Übertreibt nicht. Ihr hattet alle voll schöne Vorträge“, erwiderte ich ernstgemeint.
„Keiner hatte einen so guten wie ihr“, mischte Zain hinter uns jetzt auch mit.
„Danke“, sagte ich verlegen um das Thema abzuschließen und hielt Zain und Lina die Ausgangstür auf worauf hin sie sich leise bedankten.
Die Jungs und Rabia liefen seit ich da bin auch immer zu Fuß nachhause. Nur Lina wurde immer von ihrem Bruder direkt mitgenommen, aber heute lief sie sogar auch mit. Zum größten Teil laufen wir alle denselben Weg, bis zur einen Kreuzung, an der wir uns alle aufteilen. Leider bin ich der einzige, der alleine weiter geradeaus laufen muss.
„Ej wisst ihr was mir letztens aufgefallen ist“, fragte Zain begeistert bevor wir uns an der Kreuzung verabschieden mussten. Erwartungsvoll schauten wir ihn an.
„Da vorne, wenn man ganz geradeaus geht und dann irgendwann rechts, da gehört ein riesen Grundstück den Radwans. Bilal du wohnst einfach bei denen in der Nähe“, sprach er begeistert seinen Geistesblitz aus. Ich musste mir mein Lachen verkneifen.
„Ja ich weiß, voll geil nh?“, stimmt ihm Onur zu.
„Es ist voll schwer da ein Haus zu bekommen und Wohnungen gibt es da erst gar nicht“, sprach jetzt Rabia mit.
„Kennst du die Radwans“, fragte mich Anwar und lenkte somit die Aufmerksamkeit auf mich. Ich nickte. Ich kenne sie nicht nur, ich bin ein Radwan.
„Was hält ihr von denen“, fragte ich interessiert und setzte mich auf die Bank an der Kreuzung.
„Ich kenne die schon richtig lange vom Fernsehen und so. Ich finde Zara und Khalid waren soo ein süßes Paar. Ich weiß gar nicht, warum die sich getrennt haben“ schwärmte Rabia und setzte sich zu mir auf die Bank.
Zara und Khalid sind meine Eltern und nicht einmal ich weiß, wieso sie sich getrennt haben.
Auch Onur hinterließ ein Kommentar: „Die neue Frau von Khalid kann ich irgendwie gar nicht leiden“.
„Nora“, klärte Rabia direkt auf. Fassungslos schaute ich Rabia an und musste dann lachen.
„Die sind nicht mal verheiratet, nur verlobt“, sprach Zain mit. Interessant zu beobachten, wie gut die sich mit meiner Familie auskennen.
„Man sagt, dass der einzige Sohn von Zara und Khalid jetzt seit kurzem wieder bei seinem Vater lebt“, erzählte Rabia magisch.
Zain schaute Rabia überrascht an: „Ehrlich? Davon hab ich nichts gehört“.
Jetzt war auch Lina am schwärmen „Doch davon habe ich auch gehört. Und ich habe auch gehört, dass er voll hübsch sein soll“.
Danke. Ich fange an über die Auflösung nachzudenken. Es ist nicht cool einfach den Mund die ganze Zeit zu halten, obwohl ich sie auflösen könnte. Andererseits hab ich erst meine neuen Freunde gewonnen, ich will nicht, dass sie anfangen mich anders zu behandeln weil sie wissen, dass ich zu den Radwans gehöre..
„Lass ihm einen Namen geben, dann ist er nicht mehr so Namenslos“, schlug Zain vor, aber Lina war sofort dagegen: „Nein, was ist, wenn er einen wunderschönen Namen hat, aber wir es mit einem Ersatz zerstören“.
„Zain hatte eine gar nicht so schlechte Idee, dann können wir einfacher über ihn sprechen. Lass ihm aber kein Name geben, lass ihn A nennen, oder nein, wir wollen ja keiner Serie nachmachen, wir nennen ihn B“, beschließt Rabia und alle scheinen sich zufrieden zu geben.
„Ich will wissen, warum man jeden aus der Familie kennt, außer B“, sagte Anwar.
„Würd ich auch gern wissen“, grübelte Zain jetzt auch.
„Vielleicht hat er eine geistige Krankheit und zeigen ihn deswegen nicht“, überlegt Onur.
Rabia zog direkt ihre Augenbrauen hoch und stand auf bevor sie anfing zu sprechen: „Okay, jetzt fängst du an zu spinnen. Lebst du hinter dem Mond? Gerade Zara wäre die letzte, die ihn verstecken würde, wenn es so wäre. Die Herzen der Familie sind viel zu groß, um das als einen Grund fürs verstecken zu akzeptieren. Denk nach bevor du das nächste Mal sprichst“.
„Komm wieder runter. Du tust so als hätte ich deine Mutter beleidigt. Setz dich mal wieder“, hob Onur unschuldig seine Hände. Rabia setzte sich mit verschränkten Armen wieder.
„War eine gute Überlegung, aber Rabia hat recht, nicht bei den Radwans“ klopfte Zain ihm auf die Schulter.
Die Antwort ist gar nicht so schwer. Ich will nicht, dass man meine Identität überall kennt und ich will nicht, dass mich jeder kennt. Ich will wie ein normaler Mensch leben dürfen. Es reicht schon, dass ich deswegen mein Leben lang auf einer Privatschule war, bis ich auf die Oberstufe kam.
„Wisst ihr wer noch hübscher ist“, grinste Lina und unterbrach somit meine Gedanken. Noch bevor Rabia ihren Satz beenden konnte, mischte sich Anwar ein: „Boah hör mal auf über Jungs zu reden. Habt ihr mal Rislan gesehen?“.
Rislan ist meine 17 Jährige Cousine, die mit uns lebt. Sie ist die Tochter von Onkel Rayan, der jüngster Bruder meines Vaters.
„Lass mich doch zu Ende reden. Badr ist auch voll hübsch“, schwärmte sie weiter.
Badr ist der ältere Bruder von Rislan und beide haben ein riesen großes Herz. Badr und Rislan mag ich von allen am meisten. Außer Familie sind sie meine besten Freunde.
„Ich habe Badr sogar mal persönlich gesehen. Er hat mal eine Rede gehalten in der Autofirma meines Opas“, gab Anwar an und grinste stolz.
Lina beneidete ihn sofort „Oha du glücklicher“. Ich musste leicht lachen.
„Glaubt ihr B ist hübscher als Badr?“, fragte Lina dann nachdenklich.
„Ich glaube schon, nur wegen dieser Familie wurde überhaupt das Wort hübsch erfunden“, sagte Rabia sicher, was uns alle zum Lachen brachte.
„Was hält ihr eigentlich von Salima?“, fragte Onur dann neugierig. Keine Sekunde später antwortete Rabia wieder. Sie kennt sich überraschend gut aus.
„Sie ist hübsch, aber ich mag sie nicht. Und so hübsch ist sie jetzt auch wieder nicht“, war ihre Antwort und ich hatte genau dieselbe Meinung. Salima will immer nur das Beste für sich selber.
„Ist Salima die ältere Schwester von Rislan?“, fragte Zain dann interessiert aber Rabia zuckte die Schultern.
„Kann gut sein. Sie ist die weniger hübsche Version von Rislan“, grübelte Anwar mit.
„Nein, so gesehen haben die beiden nicht mal dieselben Wurzeln. Salima ist die angeheiratete Tante von Rislan und Badr. Die Beiden haben keine weiteren Geschwister“, rutschte er mir raus ohne dass ich es merkte.
„Woher weißt du das? Alles was je im Internet oder Fernsehen gezeigt wurde, habe ich gesehen“, fragte mich Rabia streng. Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Was für eine kleine Stalkerin.
„Die haben es mal bei einer Dankesrede im Fernsehen gesagt“, zuckte ich hoffnungsvoll mit den Schultern. Zum Glück wurde nicht länger hinterfragt, weil Linas Handy klingelte.
„Meine Eltern warten auf mich, ich muss gehen“. Sie verabschiedete sich schnell und verschwand dann eilig in der Straße. Auch wir nahmen nach dem Stichwort Abschied, bevor sich unsere Wege teils trennten.
Zuhause angekommen aß ich etwas und machte danach die Gebetswaschung, bevor ich wieder runter ins Eingangsbereich lief.
„Wohin gehst du?“ fragte Baba mich, als er mich zufällig sah.
„Heute ist Freitag. Ich möchte in die Moschee, wie jeden Freitag“
Er nickte und wollte gerade gehen, als ihm etwas einfiel: „achso, warte doch und nimm Rislan mit. Sie wollte auch gerade gehen“. Ich nickte und lief die Treppen wieder hoch, um Rislan zu suchen. In ihrem Zimmer fand ich sie. Sie war gerade dabei ihre Schuhe anzuziehen.
„Lass uns zusammen zur Moschee gehen“, schlug ich vor, als sie endlich mal aufschaute um nachzusehen, wer solange an der Tür auf sie wartete.
„Okay ich beeile mich“, sagte sie energiegeladen und holte noch schnell ihr Handy. Nach einem letzten Spiegelcheck, konnten wir dann endlich los.
Draußen wurde ich direkt von meinem Chauffeur begrüßt und nach meinem Wunschwagen gefragt. „BMW“ antwortete Rislan für mich, da sie genau wusste, welches mein Liebling war. Es ist das unauffälligste, deswegen fahre ich so gerne mit dem. Ich mag es nicht, so viel Aufsehen zu erzeugen. Nachdem ich ihm erklärt habe, dass er mich nicht siezen braucht und dass ich selbst fahren möchte, saßen wir endlich im Wagen. Ich weiß, dass es nichts bringt, diese Diskussionen jedes Mal zu führen, weil er mich beim nächsten Mal wieder auf die selbe Art begrüßen wird, aber das ist mir egal. Ich werde diese Diskussion trotzdem immer wieder führen.
„Ich habe dich voll vermisst die Jahre“, sagte Rislan als wir los fuhren.
„Ich war nur 1 Jahr weg, davor haben wir 20 Jahre zusammen gelebt“, lachte ich.
„16 Jahre“, verbesserte sie mich, da sie erst 17 war. „Außerdem ist 1 Jahr viel“, schmollte sie.
„Ich habe dich auch vermisst“, sagte ich und kniff ihr in die Wangen. Sie wehrte sich und ich ließ sie lachend in Ruhe.
„Ich habe heute Einiges über unsere Familie gehört“, grinste ich und wie ich erwartet hatte, fragte sie direkt Neugierig nach.
„Hmm lass mich überlegen. Es wurde gesagt, dass Badr hübsch ist, es wurde sehr von ihm geschwärmt. Ach ja, es wurde auch darüber gegrübelt, ob ich hübscher als Badr bin“, erzählte ich und erwähnte Rislan mit Absicht nicht, um sie zu ärgern.
„Und haben sie auch etwas über mich gesagt?“, fragte sie lachend und ich nickte „und was?“ hackte sie neugierig nach.
„Ich kann mich nicht mehr so gut erinnern“, tat ich so als wäre ich nachdenklich.
„Du bist hässlicher als Badr“, verschränkte sie beleidigt ihre Arme und ließ sich eingeschnappt in die Lehne fallen.
„Ach ja, es ist mir gerade eingefallen. Aber ich weiß nicht, ob ich es gerne den Leuten erzähle, die lügen“
„Nein war nur Spaß. Du eingebildeter weißt doch selber, dass du hübscher als Badr bist. Jetzt sag mal bitte“, bettelte sie als ich auf dem Parkplatz der Moschee hielt.
„Ich bin nicht eingebildet“, war das einzige was ich sagte. Ich hatte es vermisst sie zu ärgern.
„Doch bist du. Ich darf nicht lügen“, grinste sie.
„Du lügst aber“, sagte ich und sie gab lachend nach: „okay, du bist nur zu mir eingebildet, jetzt sag mal bitte“.
„Du siehst Salima ähnlich, bist aber die hübscheste der Familie und du wirst geliebt“, kniff ich ihr in die Wangen und machte mich dann auf den Weg zum Männer Eingang.
..
Nach dem Gebet wartete ich draußen in der Nähe vom Frauen Eingang an einer Wand gelehnt bis Rislan endlich raus kam.
Während ich jedes Mal zu Tür schaute, wenn jemand raus kam, in der Hoffnung, dass es dieses Mal Rislan ist, kam plötzlich Nassira die Tür raus. Wow, sie geht sogar das Freitagsgebet beten. Mit direktem Blick auf dem Boden verließ sie die Moschee und schaute dann kurz auf. Als sie mich sah, schaute sie für eine Sekunde überrascht, aber richtete ihren Blick direkt wieder starr auf dem Boden. Gedankenversunken schaute ich ihr nach, bis mich eine Stimme aus den Gedanken riss.
„Bilal“. Als ich aufschaute sah ich Rabia auf mich zulaufen. Sofort fing ich an zu lächeln und drückte mich von der Wand ab.
„Hey, was machst du hier“, fragte sie mich dann.
„Ich war gerade beten und warte jetzt auf meine Cousine“, antwortete ich und in dem Moment stellte sich Rislan neben mich und musterte Rabia.
„Wer ist das?“, grinste Rislan und stupste mich mit dem Ellbogen an.
„Das ist Rabia. Sie ist in meiner Klasse“, erklärte ich dann, aber Rislan hörte nicht auf zu grinsen. Im Gegenteil, sie grinste jetzt noch breiter.
„Es reicht, übertreib nicht“, sagte ich streng auf Arabisch.
„Bilal, ist das nicht Rislan?“, fragte sie vorsichtig und geschockt gleichzeitig. Ich schaute sie nur unschuldig an. Verkackt.
Wenn Rislan deine Cousine ist, musst du… oh mein Gott, du bist B. Bilal du bist der von dem niemand was weiß… Du bist einfach der Sohn von Zara und Khalid“, machte sie geschockt die Erkenntnis. Sie sprach eher mit sich selbst als mit mir.
„Bitte sag es niemandem“, bat ich sie direkt nachdem sie erkannt hat, wer ich bin. Sie war aber noch mit ihren Gedanken beschäftigt.
„Oh man wie Peinlich, warum hast du heute Mittag denn nichts gesagt, als wir über dich geredet haben“
„Ich wollte meine Identität weiter geheim halten..“, entschuldigte ich mich.
„Jetzt ergibt alles Sinn. Deswegen wusstest du auch, dass Salima die Tante von Rislan ist und nicht ihre Schwester“, dachte sie weiter nach.
„Sag es bitte keinem“, bat ich sie ein weiteres Mal.
„Ja keine Sorge, versprochen“, antwortete sie und ich bedankte mich erleichtert.
„Wow, ich hätte nie gedacht, dass ich mal etwas mit den Radwans zutun haben werde“, staunte sie immer noch.
„Sie ist voll süß“, flüsterte Rislan amüsiert viel zu laut. Sie konnte nie gut flüstern. Auch als Kind hat sie immer in stille Post versagt.
Rabia, die das natürlich gehört hat, lachte und sagte, dass sie gehen muss.
„Hat mich gefreut dich kennengelernt zu haben“, sagte Rislan und umarmte sie bevor auch ich mich von ihr verabschiedete. Danach fuhren wir auch nachhause.
Keiner von uns ahnte, dass mein Leben ganz anders aussehen wird, wenn ich das nächste Mal mit Rabia reden werde.