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Mit Scharf zum do ässe

Über ein Kebabgeschäft mit Namen

Bankgeheimnis

In jeder Schweizer Gasse, sogar auf Autobahnraststätten trifft man auf Kebabläden, in denen es nach gebratenem Fleisch und typischen Gewürzen riecht. Wie diese Läden entstehen, wer ihre Inhaber sind oder wer die Kundschaft ist, wäre sicherlich eine gründliche Nationalstudie wert. Die Forscher würden wahrscheinlich herausfinden, dass Kebabläden Wesentliches zur wirtschaftlichen und kulturellen Vielfalt der Schweiz beitragen, für die körperliche Entwicklung der Jugend einen grossen Beitrag leisten und die berufstätigen Mütter entlasten.

Auch die Namen dieser Kebabläden erzählen Geschichten. Hier eine kurze Auswahl: «Aare Kebabhuus – das Bescht», «Rhein Kebab House – Fleisch ist Leben», «Säntis Kebab Food – The best from Switzerland», «Matterhorn, Big Kebab und Pizza» oder «Zermatt Kebab – Da essed Sie wii dähei.»

Kebabläden ziehen mich magnetisch an. Egal wo ich hingehe, immer finde ich mich unvermittelt vor einem wieder. Und so stand ich denn vor einem mit dem ungewöhnlichen Namen «Kebab Ba.Geh.». Weil er mich neugierig machte, ging ich hinein.

Der Landsmann nahm meine Bestellung entgegen, auf Schweizerdeutsch, fragte der Reihe nach: Kebab im Fladebrot, Kebab im Täschebrot, Kebab mit alles, Kebab mit Scharf, Kebab mit ooni Scharf, Koktailsoose, Jogurtsoose, Kebab mit Zwible, Kebab zum do ässe usw. Es war eine grosse Herausforderung, auf all diese Fragen die richtige Entscheidung zu finden.

Als der Landsmann schliesslich gerade keine Kunden hatte, fragte ich ihn nach dem ungewöhnlichen Namen seines Geschäftes.

Mit etwas Wehmut versuchte er mir zu erklären, was er alles für bürokratische Schwierigkeiten gehabt hatte, bis er seinen Laden eröffnen durfte. Als es darum gegangen sei, einen Namen für das Geschäft zu finden, habe er eine Liste eingereicht, auf der etwa die Namen «Kebab Swiss», «Kebab Zürich», «Kebab Limmat» usw. gestanden seien. Alle Namen seien schon besetzt, habe der Beamte ihm mitgeteilt. Und der Landsmann musste an dem Tag unverrichteter Dinge nach Hause gehen, deprimiert darüber, dass auch der Name noch zu einer bürokratischen Hürde wurde.

Erschöpft warf er sich auf das blaue Sofa, schaltete den Fernseher ein, zappte – bis Mitternacht – von einem Kanal zum anderen. Ihm sei aufgefallen, dass alle Frauen und Männer im Fernsehen eifrig über das Bankgeheimnis debattierten. Da fand mein Landsmann, dass dieser Begriff «Bankgeheimnis» für sein Geschäft passend sei. Erleichtert wie ein Strohhalm schlief er endlich ein.

Da er aber die zukünftige Kundschaft nicht erschrecken und auch kein Nein des Beamten riskieren wollte, kürzte er am nächsten Tag im Gemeindehaus den Titel auf «Ba.Geh.» Natürlich sagte er dem Beamten, dass diese ungewöhnlichen Buchstaben eine Sure im Koran seien. Das fand der Beamte sehr schön und wünschte dem Geschäftsmann eine schöne Zukunft in der Schweiz.

Jetzt denken einige Kunden, dass der Name des Ladens auch sein eigener Name sei. So kämen junge Schweizer herein und grüssten ihn mit den Worten «Hoi Bageh, Kebab im Fladenbrot und scharf, bitte!» Der Name des Ladens sei wirklich geschäftsfördernd gewesen, sagte mein fröhlicher Landsmann beim Abschied, er habe ihm einen grossen Erfolg beschert. Und Junge mit muslimischem Hintergrund würden in Scharen in sein Geschäft kommen, denn es habe in kurzer Zeit die Runde gemacht, dass «Ba.Geh.» eine Sure im Koran sei. Da dächten sie, dass es sicher Helal-Fleisch sei, also von einem nach muslimischer Art geschächteten Tier.

Wir lachten beide. Ihm gehe es ja nur darum, seine Familie zu ernähren.

Kebab zum Bankgeheimnis

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